Praxis & Ratgeber

Mit Nachhaltigkeit Kunden überzeugen

Nachhaltig wirtschaften, aber wie? Ein IHK-Onlineseminar mit Prof. Dr. Florian Lüdeke-Freund lieferte Impulse. (Von Inna Gabler)
Unternehmen, große und auch kleine, sind gefordert, Nachhaltigkeit in ihre Geschäftsmodelle zu integrieren. Denn nur, wenn nachhaltiges Wirtschaften zur Norm wird, können die Klimaziele der Vereinten Nationen noch erreicht werden. 
Themenfoto für nachhaltiges Wirtschaften
© malp/AdobeStock
Nachhaltige Geschäftsmodelle helfen dabei, Ressourcen zu schonen, Emissionen zu reduzieren sowie Kunden und Investoren zu überzeugen. Doch auf dem Weg dorthin betreten Gründer, Unternehmer und Manager häufig Neuland. Die Herausforderungen sind enorm.
Wie können innovative Unternehmen nachhaltige Geschäftsmodelle umsetzen? Antworten lieferte eine Online-Veranstaltung der IHK Nord Westfalen am 18. April 2023 mit Prof. Dr. Florian Lüdeke-Freund von der ESCP Business School Berlin, einem der weltweit renommiertesten Forscher im Bereich nachhaltiger Geschäftsmodelle und unternehmersicherer Nachhaltigkeit. Mehr als 150 Unternehmensvertreter hatten dazu eingewählt. 
Lüdeke-Freund ging auf die Grundlagen nachhaltiger Geschäftsmodelle ein, erläuterte Instrumente für deren Entwicklung und präsentierte Unternehmensbeispiele. Der Wissenschaftler hat sich zur Aufgabe gemacht, die Ergebnisse seiner Forschung in die unternehmerische Praxis zu tragen. Sein gemeinsam mit Henning Breuer und Lorenzo Massa verfasstes Buch „Sustainable Business Model Design - 45 Patterns“ liefert Erkenntnisse über 45 Geschäftsmodellmuster, die sich an ökologischen, sozialen und ökonomischen Zielen orientieren. Diese Modelle helfen sowohl Unternehmensgründern bei der Entwicklung und Schaffung nachhaltiger Werte als auch etablierten Unternehmen, Ideen für die Umsetzung nachhaltiger Werte in ihrem Geschäftsmodell umzusetzen.
Logo mit Schriftzug „Nachhaltig in Nord-Westfalen“
Mariel Kleeschulte-Vrochte, Geschäftsführerin der Kleeschulte Erden GmbH & Co. KG aus Rüthen im Sauerland, lieferte auf der Onlineveranstaltung ein Beispiel dafür, wie die praktische Umsetzung gelingen kann. Zu Beginn der 2010er-Jahre entwickelte das Unternehmen torffreie Erden- und Substraterzeugnisse, deren Grundstoffe aus der Region kommen. Zum Hintergrund: Um den Torf abzubauen, muss das feuchte Moor trockengelegt werden, was einen Zersetzungsprozess in Gang setzt. Bei diesem Prozess entweicht der im Moorboden gespeicherte Kohlenstoff und wird in der Atmosphäre als CO2 klimaschädlich wirksam. 
Heute produziert das Rüthener Unternehmen eine Vielzahl torffreier und torfreduzierter Produkte, berichtete Kleeschulte-Vrochte. Hauptbestandteil sei eine selbst entwickelte Substratfaser, die aus Rohstoffen aus den Sauerländer Wäldern hergestellt werde. Während in der Branche der Torfanteil in der Produktion noch rund 80 Prozent betrage, seien es bei Kleeschulte Erden nur noch rund fünf Prozent, Tendenz weiter fallend. Im Ergebnis bringe das Unternehmen Produkte auf den Markt gebracht, die bis zu 65 Prozent weniger klimaschädliches CO2 verursachten als herkömmliche Erden- und Substraterzeugnisse auf Torf-Basis.
Hände halten eine Weltkugel mit dem Symbol der zirkulären Wirtschaft, darum weitere Symbole der Wirtschaft und der Kreisläufe.
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Wie die Digitalisierung von Prozessen den Weg zum nachhaltigen Wirtschaften ebnen kann, erläuterte Christoph Lehrke, Chief Digital Officer der Berief Food GmbH. Seit 35 Jahren entwickelt und produziert das Unternehmen in Beckum aus regionalen Rohstoffen in Bio-Qualität rein pflanzliche Lebensmittel. Der sparsame Umgang mit Rohstoffen und kurze Transportwege sind dabei nach Aussage von Lehrke wichtige Faktoren im Nachhaltigkeitskonzept von Berief. 
„Beide Unternehmen sind gute Beispiele dafür, dass nachhaltige Geschäftsmodelle Unternehmen nicht nur ökologischen, sozialen und ökonomischen Mehrwert schaffen, sondern auch zu wirtschaftlichem Erfolg, zufriedenen Beschäftigten und zu mehr Umweltschutz gleichermaßen führen können“, unterstreicht IHK-Geschäftsbereichsleiter Carsten Taudt. 
IHK-Service Nachhaltigkeit
Informationen zu allen Aspekten des nachhaltigen Wirtschaftens hat die IHK Nord Westfalen gebündelt. Hier finden Nutzer Berichte aus der Unternehmenspraxis, rechtliche Grundlagen, Weiterbildungsangebote sowie Informationen zu Förderprogrammen und öffentlichen Unterstützungsangeboten.
Inna Gabler und Markus Lübbering von der IHK Nord Westfalen unterstützen und beraten kleine und mittlere Unternehmen aus dem Münsterland und der Emscher-Lippe-Region, die sich nachhaltig ausrichten wollen. Auf Wunsch vermitteln sie an Fachleute und nehmen Unternehmen in das IHK-Netzwerk Nachhaltigkeit auf.
IHK-Ansprechpartner: Inna Gabler, Tel. 0251 707-305, E-Mail: inna.gabler@ihk-nw.de, und Markus Lübbering, Tel. 0251 707-306, E-Mail: markus.luebbering@ihk-nw.de