Praxis & Ratgeber

Geflüchtete lernen Arbeitsplätze kennen

Geflüchteten eine berufliche Perspektive eröffnen – dazu bieten die IHK Nord Westfalen, das kommunale Jobcenter des Kreises Coesfeld und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Perspektivtouren in Betrieben an. Ziel der ersten Tour war der Combi-Verbrauchermarkt an der Halterner Straße in Dülmen. Dort bekamen sechs Ukrainerinnen einen Eindruck von den vielfältigen Jobmöglichkeiten im Einzelhandel. Das besondere dieser Perspektivtour: Durch die frühzeitige Zusammenarbeit von BAMF, Jobcenter und IHK erhalten Geflüchtete schon während des Integrationssprachkurses einen gezielten Kontakt in die Arbeitswelt und mögliche Berufsperspektiven. Ziel ist, die Arbeitsaufnahme und die berufliche Integration von Geflüchteten deutlich zu beschleunigen.
Combi-Inhaber Stefan Solga führte die Teilnehmerinnen durch seinen Markt und erklärte dabei: „Bei uns gibt es zum Beispiel Tätigkeiten an der Kasse, an der Fleisch- und Käsetheke, als Warenverräumerin und im Lager – in Voll- oder Teilzeit.“ Solga, der auch junge Menschen im Verkauf und zu Kaufleuten im Einzelhandel ausbildet, freute sich über die hohe Motivation zur Arbeitsaufnahme und darüber, dass die Ukrainerinnen in ihrem Heimatland bereits im Einzelhandel tätig waren. „Drei der Frauen wollen Anfang nächsten Jahres zum Probearbeiten in unseren Betrieb kommen – sie machen zurzeit ja noch ihren Integrationskurs und verbessern ihre Deutschkenntnisse“, berichtet Solga.
Über die konkreten Beschäftigungsperspektiven freute sich auch Stefan Schenk, Leiter des Jobcenters Kreis Coesfeld, das die Teilnehmerinnen für die Perspektivtour aus Integrationskursen der GEBA Gesellschaft für Berufsförderung und Ausbildung mbH ausgewählt und vorbereitet hatte: „Das war die erste Perspektivtour mit Geflüchteten – ein gelungenes gemeinsames Pilotprojekt!“ Die Tour sei „ein interessantes Format zur Berufsorientierung direkt vor Ort in Unternehmen“, so Schenk. Das bestätigte auch Michael Sternberg, Regionalkoordinator für den Kreis Coesfeld beim BAMF. Er schlug vor, „solche Perspektivtouren in weiteren Kommunen durchzuführen und Geflüchteten und Betrieben im direkten Austausch vielversprechende Zukunftsaussichten zu zeigen“.
„Das Format könnte deutschlandweit Schule machen.“

Dr. Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen

IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel bekräftigte, dass die IHK die Perspektivtouren in Nord-Westfalen verstetigen werde, denn „durch die konstruktive Kooperation der zuständigen Institutionen und die gemeinsame Übernahme von Verantwortung auch für die vor- und nachgelagerten Prozesse kann bei der Integration von Geflüchteten in den Regionen tatsächlich etwas bewegt werden“. Die nächste Perspektivtour ist für Mitte Oktober in Coesfeld geplant. „Das Format könnte deutschlandweit Schule machen“, erklärte Jaeckel weiter, „das werden wir jetzt mit dem gemeinsamen Pilotprojekt testen“.
Die Perspektivtour wurde im Kontext der „Vermittlungsoffensive NRW“ und des so genannten „Job Turbos“ des Bundes, der geflüchteten Menschen einen schnelleren Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt ermöglichen soll, organisiert. Damit die betriebliche Integration möglichst reibungslos funktioniert, beraten drei IHK-Willkommenslotsen Betriebe zu rechtlichen Voraussetzungen, Rahmenbedingungen und Förderangeboten. Anke Leufgen, Willkommenslotsin für den Kreis Coesfeld, bilanziert: „Ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Perspektivtour ist die konstruktive Zusammenarbeit der drei Institutionen, die gute Vorbereitung der Teilnehmerinnen durch das Jobcenter und die enge Abstimmung mit den BAMF-Mitarbeitern in der Region.“

Rund um das Programm  „Willkommenslotsen“

Bei Anke Leufgen, E-Mail: anke.leufgen@ihk-nw.de, Telefon: 0251 707-411, oder auf der IHK-Website gibt es weitere Infos zum Programm „Willkommenslotsen“. Das Programm „Willkommenslotsen“ wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert.