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Guter Zeitpunkt für den asiatischen Markt
Das Interesse in Singapur an einer Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen ist groß, gerade in der Batterie- und Medizintechnik sowie bei Wasserstoff.
Die Potenziale der Auslandshandelskammern (AHKs) und ihre guten Beziehungen für den Einstieg in südostasiatische Länder könnten noch besser genutzt werden: Zu diesem Schluss kommt Sebastian van Deel. Der Leiter des Geschäftsbereichs Digitalisierung, Industrie und International der IHK Nord Westfalen ist zurzeit in Singapur und Malaysia, um mit örtlichen Institutionen und deutschen Unternehmern über die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu sprechen. Dabei geht es vor allem um die Zusammenarbeit im Wirtschafts- und Forschungsbereich sowie Möglichkeiten für Investitionen auf beiden Seiten.
Singapur ist ein Länderschwerpunkt der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen, da das Land als Wirtschafts- und Innovationsdrehscheibe in ASEAN-Raum agiert. Viele deutsche Unternehmen erschließen von dort aus den südostasiatischen Raum als Beschaffungs- und Absatzmarkt.
Gespräche in Singapur: Frank Märgner (Mitte), Head of Sales bei Hengst Asia Pacific, informierte Sebastian van Deel (r.) von der IHK Nord Westfalen und Dr. Tim Philippi (l.), Executive Director der Deutsch-Singapurischen Industrie- und Handelskammer, über die Entwicklung der Geschäftsfelder.
© Hengst
AHK-Netzwerk nutzen
Um in Asien Fuß zu fassen, sollten auch kleine und mittlere Unternehmen auf das Netzwerk der Auslandshandelskammern zurückgreifen, empfiehlt van Deel. Markterschließungsprogramme des Bundes helfen beim Einstieg, Markterkundungsreisen – sogenannte Fact Finding Missions – vermitteln fundierte Eindrücke. „Umgekehrt bietet zum Beispiel die Deutsch-Singapurische Industrie- und Handelskammer Unternehmen aus Singapur Informationsreisen nach Deutschland an“, erläutert er.
Während die AHK bei der Markterschließung unterstützt und Kontakte vermittelt, stellt das German Centre vor allem kleinen Unternehmen Coworking Spaces, Büros, Labore und Showrooms zur Verfügung. „Die Auslastung ist mit etwa 95 Prozent sehr hoch“, berichtet van Deel, 150 Mieter zählt das German Centre. „Sie nutzen Singapur als Hub für Vertrieb, Verwaltung sowie Forschung und Entwicklung.“ Vor Ort präsent zu sein, sei aus seiner Sicht entscheidend. Das German Centre bietet sich dafür an, „hier können Unternehmen sofort loslegen.“
Ein Ansprechpartner für Unternehmen, die Kontakte nach Südostasien suchen, ist die Auslandshandelskammer in Singapur, in der Sebastian van Deel (2.v.l.) von der IHK Nord Westfalen auf (v.l.) Eirik Behnke und Dlyal Harris von der DIHK DEinternational und Dr. Tim Philippi, Executive Director der Deutsch-Singapurischen Industrie- und Handelskammer.
© AHK
GreenTech sowie Pharma und Lifescience wachsen
Gerade die GreenTech-Branche, aber auch die Pharma- und Lifescience-Community wachsen in Südostasien. „Daher ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um in Asien aktiv zu werden, sowohl bei Beschaffung als auch Absatz“, ist van Deel überzeugt. Der IHK-Geschäftsbereichsleiter spricht auch mit Unternehmen, die schon länger auf dem asiatischen Markt vertreten sind.
Zu diesen Unternehmen gehört unter anderem Hengst Filtration aus Münster. Der Hersteller von Filtrationssystemen stellt sich nicht nur in Deutschland diversifizierter auf, auch wenn Automobilkomponenten im ASEAN-Raum immer noch ein wichtiges Geschäftsfeld von Hengst sind. Dies liegt auch daran, dass die Elektromobilität im ASEAN-Raum, abgesehen von einigen Metropolen, bisher noch eine eher nachgeordnete Rolle spielt. Für Hengst ergeben sich in der Region neue Geschäftsbereiche wie Gebäudeausstattung, Medizintechnik und Windenergie, in denen Hengst Filtration aktiv ist. Eine neue Niederlassung wurde gerade in Indonesien eröffnet.
Auch mit Vertretern von Evonik sprach van Deel. Das Spezialchemie-Unternehmen hat kräftig in einen neuen Standort in Singapur auf Jurong Island investiert. Weitere Besuche sind für die kommenden Tage bei Flender, Masterflex und dem Batterie-Startup Green Li-Ion geplant.
Evonik hat zuletzt in Südostasien stark investiert. Sebastian van Deel (l.) von der IHK Nord Westfalen, Eirik Behnke (2.v.l.) und Dr. Tim Philippi (r.), Executive Director der Deutsch-Singapurischen Industrie- und Handelskammer, informierten sich vor Ort.
© Evonik
Zu den Anlaufstellen, die die deutsche Exportwirtschaft unterstützen, gehört Germany Trade & Invest (GTAI). „Die Vertreter der GTAI in Singapur freuen sich, dass die IHK mit innovativen Themen in Singapur punktet“, berichtet van Deel. Geschichten, die Anlass zu Optimismus geben, wie zum Beispiel die dynamischen Entwicklungen in der Batterie- und Wasserstofftechnologie oder die neue grenzüberschreitende deutsch-niederländische Zusammenarbeit im TECH.LAND-Programm.
Konkrete Kooperations-Chancen
Beeindruckt zeigt sich van Deel vom Hyundai Motor Group Innovation Center Singapore, das einen Blick in die Mobilitätsproduktion der Zukunft wirft. Dazu gehört auch der Einsatz neuer Roboter- und KI-Technologien in der Produktion.
In Bereichen wie Batterieforschung, Wasserstoff, Startups und Medizintechnik erkennt van Deel große Chancen für eine Zusammenarbeit. Aus diesem Grund traf er sich mit Vertretern dieser Cluster, um über die aktuellen Entwicklungen rund um Batterieproduktion, Wasserstoff-Infrastrukturen und das Deutsch-Niederländische Startup-Ökosystem unter den Namen REACH und Novel-T zu sprechen. Und auch mit Enterprise Singapore und dem Enterprise Development Board Singapur, beides Regierungsorganisationen, werden weitere Kooperationsmöglichen mit NRW geprüft.
Ein weiterer Zwischenstopp der Reise wird es bei der Deutsch-Malaysischen Industrie- und Handelskammer in Kuala Lumpur geben.
IHK-Ansprechpartner:
Madleen Leufker
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Redaktion Wirtschaftsspiegel