IHK-Teamwork: Mentorennetz Nord-Westfalen

Aus Erfahrung gut

Seit sieben Jahren lässt Georg H. Hüls junge Unternehmen von seinem Wissen profitieren. Der ehrenamtliche Einsatz als IHK-Mentor ist aber auch für ihn ein Gewinn. | Text: Berthold Stein
Georg H. Hüls weiß, wie Unternehmen funktionieren. Als angehender Industriekaufmann lernte er in jungen Jahren bei Miele in Gütersloh, was Ausbildung bedeutet. Im Studium zum Diplom-Kaufmann verinnerlichte er dann betriebswirtschaftliches Fach- und Führungswissen. Später als Unternehmer lenkte er ein Logistik- und Transportunternehmen mit in der Spitze 250 Beschäftigten auf Wachstumskurs und hinterfragte im Beirat der elterlichen Unternehmensgruppe Wirtschafts- und Investitionspläne.

Mentoren für junge Unternehmen

Warum sollten von diesem Erfahrungsschatz junge Unternehmen nicht profitieren? Diese Frage stellte ihm vor acht Jahren Peter Schnepper, damals stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen. Hüls hatte sich vom Unternehmertum zurückgezogen und suchte nach neuen Aufgaben. Die IHK legte ihm ihr MentorenNetz ans Herz – ein Expertenkreis aus gestandenen Führungskräften, die insbesondere jungen Unternehmen mit ihrem Wissen auf die Sprünge helfen. Ehrenamtlich, versteht sich.
MentorenNetz
17 ehemalige Unternehmer und Führungskräfte engagieren sich derzeit ehrenamtlich im 2003 gegründeten MentorenNetz der IHK Nord Westfalen. Sie stellen ihr Expertenwissen und ihre Erfahrungen jungen Unternehmen zur Verfügung, die Unterstützung benötigen für den nächsten Entwicklungsschritt oder bei der Bewältigung einer schwierigen Phase. Hilfe zur Selbsthilfe ist das Motto der Arbeit. Sie beginnt mit einem vertraulichen Expertengespräch, in dem die Unternehmen einem dreiköpfigen Mentoren-Team erläutern, wo der Schuh drückt. Am Ende erhalten die Unternehmen eine erste Einschätzung. Bei Bedarf werden weitere Unterstützungsmaßnahmen vereinbart. Für die Aufgabe werden noch Unternehmerpersönlichkeiten und Führungskräfte gesucht. 

Ehrenamtlich helfen

Genau das gefällt Hüls, dem aktiven Lions- Club-Mitglied, der sich als junger Unternehmer bei den Wirtschaftsjunioren Nord Westfalen und später im IHK-Regionalausschuss Kreis Borken für den Wirtschaftsstandort eingesetzt hat. „Ehrenamt ist in unserer Familie eine Selbstverständlichkeit“, sagt der 65-Jährige und denkt dabei auch an seine Frau Elisabeth Hüls, die als Vorsitzende der BürgerStiftung Aktive Bürger in Borken, Stadtlohn & Umgebung soziale Projekte initiiert und unterstützt. Seit 2017 ist Georg H. Hüls Mentor für die IHK - einer von derzeit 17. Jungen Unternehmen steht er als Ratgeber zu Seite. Er hilft ihnen dabei, ihre Situation realistisch einzuschätzen und Lösungen zu finden für ganz spezifische Probleme. Dabei kann es um Marketing gehen, um Finanzierung, um Produktentwicklung, um Wachstumspläne, im Grunde um fast alles, was ein Unternehmen zu Erfolg oder eben auch zu Misserfolg führen kann.

Georg H. Hüls
Georg H. Hüls © MünsterView/Witte - IHK
Standort stärken

Hilfe zur Selbsthilfe lautet das Credo der Mentoren. „Zuhören ist dabei ganz wichtig, damit man am Ende die richtigen Fragen stellen kann“, erklärt Hüls. Der Einsatz ist für die Mentoren keine Beschäftigungstherapie und schon gar keine Liebhaberei, macht er ganz deutlich. Es gehe darum, Betriebe mit Potenzial zu stärken und damit den Wirtschaftsstandort. „Jedes erfolgreiche Unternehmen ist gut für die Region“, so Hüls.
Für ihn ist die Mentorenarbeit nicht nur Geben. Er bekommt auch etwas zurück. „Wir haben es mit Menschen zu tun, die Ideen haben. Sie machen einen schlauer“, sagt er mit Blick auf viele inspirierende Begegnungen. Und das ist nicht der einzige Grund, warum er die ehrenamtliche Aufgabe nur weiterempfehlen kann. Auch die Zusammenarbeit mit anderen Mentoren ist für ihn ein Gewinn. „Man lernt in der Zusammenarbeit interessante Persönlichkeiten kennen.“

Christian Seega
Christian Seega © MünsterView/Witte - IHK
Im Team arbeiten

„Mentorenarbeit ist Teamarbeit“, bekräftigt IHK-Referent Christian Seega. Er hält seit vielen Jahren die organisatorischen Fäden für das IHK-Angebot in der Hand. Seega prüft die Anfragen, terminiert Expertengespräche, wählt dafür die Unternehmen aus, stellt die Mentoren-Teams zusammen, bereitet Unterlagen vor, dokumentiert die Fälle. Und er ist Bindeglied zwischen Unternehmen und Mentor, wenn nach dem Gespräch eine weitere Hilfestellung vereinbart wird. Bei den Expertengesprächen ist Seega stets dabei. „Die Mentoren sind immer bestrebt, die Situation ganzheitlich zu sehen“, berichtet er. Gerade diese Sicht helfe jungen Unternehmen, die noch in den Kinderschuhen stecken und vor dem nächsten Entwicklungsschritt stehen, ihre Lage realistisch einzuschätzen. Die Mentoren hielten dabei mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg, auch wenn sie unangenehm sei. Seega: „Sie spüren mit ihrer Erfahrung sehr schnell, ob ein Unternehmen bereit für Unterstützung ist.“

Keine Unternehmensberatung

Was die Mentoren tun, sei aber nicht zu verwechseln mit klassischer Unternehmensberatung, stellt IHK-Referent Seega klar. Dafür seien andere zuständig. „Wir wollen den Blick aufschließen, Perspektiven aufzeigen, vielleicht auch ein paar Ideen vermitteln“, bekräftigt Georg H. Hüls. „Was ein Unternehmen dann damit macht, muss es selbst entscheiden.“
Im Teamwork mit dem Ehrenamt
Gemeinsam mit etwa 4500 ehrenamtlich engagierten Unternehmerinnen und Unternehmern sowie Fach- und Führungskräften arbeiten rund 180 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der IHK Nord Westfalen für die wirtschaftliche Entwicklung der Region. Wie das Teamwork von Haupt- und Ehrenamt funktioniert, darüber berichtet der Wirtschaftsspiegel regelmäßig – diesmal am Beispiel des MentorenNetzes.