Generationswechsel

Nachfolger aus der Familie

Der eine hat ihn bereits geschafft, der andere ist mittendrin: Zwei Familienbetriebe aus dem Kreis Borken zeigen, wie man den Generationswechsel an der Unternehmensspitze anpackt.
Nach 28 Jahren hat sich Ludger Wissing als Geschäftsführer von PFREUNDT in Südlohn im April in den Ruhestand verabschiedet. Die Nachfolger, sein Sohn Jonas Wissing und seine Tochter Judith Deitert, hatte er frühzeitig eingebunden: Sie sind bereits seit zwei Jahren Teil der Geschäftsführung des Herstellers mobiler Wiegesysteme. Bei einem großen Fest auf dem Südlohner Betriebsgelände wurde die Firmenübergabe gemeinsam mit den Mitarbeitenden, ihren Familien und Freunden sowie Kunden und Lieferanten gefeiert.

Gemeinsam Lösungen finden

Der Elektrotechniker Ludger Wissing begann 1986 als einer der ersten sechs Mitarbeiter bei PFREUNDT. Als Geschäftsführer prägte er ab 1995 die Entwicklung des Familienunternehmens hin zu einem weltweiten Innovationsführer im Bereich mobiler Wiegesysteme. Umso mehr freut er sich, dass seine Kinder in seine Fußstapfen treten. „Die Menschen bringen die Firma voran“, sagt Wissing – 100 Mitarbeitende zählt das Unternehmen. Seine Nachfolger sehen es genauso: „Wir binden unser Team in alle wichtigen Prozesse ein. Die besten Lösungen entstehen gemeinsam,“ erklärt Judith Deitert. Jonas Wissing ergänzt: „Die Mitarbeitenden übernehmen gerne Verantwortung“.

Von der Pike auf lernen

Von der Pike auf: Marcus Schlichtmann will in die Fußstapfen seines Vaters Hermann Schlichtmann treten und wird dazu zunächst alle Bereiche des Familienunternehmens durchlaufen. © Schlichtmann Hallenbau
Schlichtmann Hallenbau in Heek geht einen ganz ähnlichen Weg, steht dabei aber noch am Anfang. Marcus Schlichtmann, ältester Sohn des Inhabers und Geschäftsführers Hermann Schlichtmann, hat seine Arbeit im Familienunternehmen aufgenommen. Der Bauingenieur startet zunächst als Monteur und durchläuft dann alle Abteilungen. Der Gründer, Inhaber und Geschäftsführer sieht im Einstieg des Sohnes einen Meilenstein für die Zukunft des Betriebs. Denn mittelfristig soll er die Nachfolge antreten.
Für Marcus Schlichtmann, der zuletzt als Bauleiter bei Goldbeck in Münster gearbeitet hat, ist es eine Rückkehr. ,,Ich bin mit vielen Mitarbeitern und Kollegen schon als Kind mitgefahren“, erinnert er sich. Er möchte das Bauunternehmen mit aktuell 30 Beschäftigten in Zeiten des Fachkräftemangels personell noch besser aufstellen. Daran werden Marcus und Hermann Schlichtmann zunächst gemeinsam arbeiten. Der Inhaber freut sich über den Jobwechsel seines ältesten Sohnes. „Wir haben unseren Kindern immer offengelassen, ob sie das Unternehmen weiterführen möchten“, betont er.
IHK-Service Nachfolge:
Beraten, begleiten, vermitteln

Die IHK Nord Westfalen unterstützt Nachfolgeprozesse in Unternehmen seit vielen Jahren mit frühzeitiger Information, fachkundiger Einzelberatung bis hin zur vertraulichen Vermittlung von potenziellen Nachfolgern durch den IHK-Nachfolger-Club. Die Nachfolgegeneration kann zudem die vielfältigen Angebote der IHK-Weiterbildung zur Vorbereitung nutzen. Ziel der IHK ist es, den Unternehmensbestand der Region und damit die Arbeitsplätze so weit wie möglich zu erhalten.
www.ihk-nw.de/nachfolge

Vier Fakten über Familienunternehmen

  1. In 40 Prozent der Familienunternehmen im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region sind die Inhaber älter als 55 Jahre.
  2. Damit stehen 35.000 Inhaber von Familienunternehmen im IHK-Bezirk Nord Westfalen vor der Frage, wer in absehbarer Zeit die Leitung übernimmt.
  3. Weniger als die Hälfte der Unternehmer fühlt sich zu Beginn des Nachfolgeprozesses gut oder gar sehr gut vorbereitet.
  4. Jeder zehnte Seniorunternehmer plant, den Betrieb stillzulegen, da es insbesondere aus wirtschaftlichen Gründen keine Chance auf eine Weiterführung gibt.
IHK-Ansprechpartner zum Thema Nachfolge ist Michael Meese, Tel. 0251 707-226, E-Mail: Michael.Meese@ihk-nordwestfalen.de