Praxis & Ratgeber

IHK-Energiewende-Barometer: Betriebe bewerten Standort immer kritischer

Am diesjährigen Energiewendebarometer der Deutschen Industrie- und Handelskammer haben sich 87 Unternehmen aus der Region Nord Westfalen beteiligt. Schwerpunktmäßig haben Industrieunternehmen der Größenordnung von 20-250 Mitarbeitern geantwortet, gefolgt von den Bereichen Dienstleistung, Handel und Bau. Dies spiegelt die Region Nord Westfalen als Mittelstandsregion wider.
Die Strompreise sind wie im Bundesdurchschnitt für circa 83 Prozent der Unternehmen in Nord Westfalen gestiegen und stellen die Wirtschaftsregion vor eine große Herausforderung.
Auf die zentrale Frage, wie sich die Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Unternehmens auswirkt, antworten mehr als die Hälfte der Industrie- und Handelsunternehmen in Nord Westfalen mit negativ oder sehr negativ. Auffällig ist, dass besonders die Handelsunternehmen die Auswirkungen der Energiewende mit 63,7 Prozent im Vergleich zum Bundesgebiet mit 56 Prozent noch negativer einschätzen.
Als Reaktion auf die Energiepolitik haben bereits 35,6 Prozent der Industriebetriebe eine Verlagerung von Kapazitäten ins Ausland bzw. eine Einschränkung der Produktion im Inland geplant oder realisiert – 9,5 Prozent der Industriebetriebe in Nord Westfalen haben den Schritt bereits vollzogen. Dies betrifft nicht nur die großen Industriebetriebe, sondern auch kleine und mittelständische Unternehmen und liegt deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 4,3 Prozent.
Auch die geplanten Investitionen sind von den hohen Energiepreisen betroffen. 36,4 Prozent der Industrie- und Handelsbetriebe stellen Investitionen in ihre Kernprozesse zurück, was sich mit den Ergebnissen der bundesweiten Befragung deckt. Aufgrund der Energiekostenbelastung verzichten 22,7 Prozent der Industrie- und sogar 36,4 Prozent der Handelsunternehmen auf Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen. Erfreulich ist jedoch die Erkenntnis, dass lediglich 9,1 Prozent der Industrieunternehmen in Nord Westfalen auf Investitionen in Forschung und Entwicklung verzichten wollen. Bundesweit wollen sogar 25 Prozent der Industrieunternehmen die Investitionen in Forschung und Entwicklung einschränken. Somit stehen die Unternehmen in der Region zumindest den Themen Forschung und Entwicklung im Bundesvergleich optimistischer gegenüber.
Branchenübergreifend sehen die Betriebe in der Region genauso wie die Unternehmen aus den anderen Bundesländern ähnliche Hindernisse bei ihren Transformationsbemühungen für mehr Klimaschutz. Fehlende Information, Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Industriepolitik wurden am häufigsten angegeben. Ausuferende Bürokratie sowie langsame Planungs- und Genehmigungsverfahren stellen ebenfalls bedeutsame Hemmnisse dar.