Energie
IHK-Energiewendebarometer
Unternehmensumfrage zur Umsetzung der Energiewende
Eine Transformation der Energieversorgung und deren Bezahlbarkeit bleiben weiter von enormer Bedeutung für die Unternehmen in Deutschland. Das unterstreichen die Ergebnisse des Energiewendebarometers 2024 der IHK-Organisation, an dem sich Unternehmen aus allen Branchen und Regionen beteiligt haben. Im Energiewendebarometer beurteilen Betriebe die Folgen der Energiewende auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit. Im Ergebnis scheint sich eine negative Stimmung in der deutschen Wirtschaft im Hinblick auf die Energiewende festzusetzen. Mit einem Wert von minus 20 wurde der zweitschlechteste Wert der in der Geschichte des Energiewendebarometers erreicht.
Am diesjährigen Energiewendebarometer haben sich aus der Region Nord-Westfalen mehr Unternehmen als sonst beteiligt. Passend zur Struktur der Wirtschaftsregion waren das größtenteils mittelständische Industrieunternehmen mit 20-249 MitarbeiterInnen.
Auf die übergeordnete Fragestellung, wie sich die Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Unternehmens auswirkt, antworteten 45,5 Prozent der befragten Betriebe in Nord-Westfalen mit negativ oder sehr negativ. Das sind zwar etwas weniger als noch im letzten Jahr, als die Unternehmen noch stärker unter den Auswirkungen des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine standen. Ebenso wie im Bundesgebiet sind die Einschätzungen der regionalen Industrie in diesem Jahr jedoch schlechter ausgefallen: mit 68,7 Prozent haben im Vergleich zum Vorjahr (54,6 Prozent) auffallend mehr Industrieunternehmen eine negative oder sehr negative Einschätzung der Auswirkung der Energiewende abgegeben. Während auch im Handel noch jedes zweite Unternehmen diesen Pessimismus teilt, trifft dies bei den Dienstleistungen jedoch nur auf jedes vierte Unternehmen zu.
Lag für die nord-westfälische Industrie im letzten Jahr ausufernde Bürokratie auf Platz 2 der am häufigsten genannten Hindernisse bei Transformationsbemühungen für mehr Klimaschutz, belegt diese nun den ersten Platz - gefolgt von fehlender Information bzw. Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Energiepolitik. Am dritthäufigsten wurden langsame Planungs- und Genehmigungsverfahren genannt. Der Fachkräftemangel und die hohen Energiepreise belegen bei dieser Frage in der Industrie nur Platz vier und fünf.
Die Befürchtungen der IHK Nord Westfalen wurden in dem folgenden Punkt bestätigt: Als eine Maßnahme als Reaktion auf die aktuellen Veränderungen in der Energiewirtschaft und -politik gaben 27,3 Prozent der Industrieunternehmen in Nord-Westfalen an, eine Verlagerung von Kapazitäten ins Ausland zu planen oder die Produktion im Inland einschränken zu wollen. Zusätzlich haben bereits 10,9 Prozent der Betriebe aus der Industrie diesen Schritt bereits vollzogen und 7,3 Prozent geben laufende Maßnahmen in diesem Bereich an. Im Vergleich zum gesamten Bundesgebiet hat sich die Situation damit im Bezirk der IHK Nord Westfalen zugespitzt. Bundesweit planen mit 17 Prozent deutlich weniger Industriebetriebe, Kapazitäten ins Ausland zu verlagern, 13 Prozent gaben laufende Maßnahmen an und 6,5 Prozent haben den Schritt bereits vollzogen.
Mehr als die Hälfte der Industrieunternehmen gaben an, von gestiegenen Preisen für Strom, Gas, Fernwärme und Heizöl betroffen zu sein. Allerdings zeigt sich auch, dass der Markt gestiegene Energiekosten aufnimmt. So planen ein Viertel der Industrieunternehmen in Nord-Westfalen zusätzliche Energiekosten an ihre Kunden weiterzugeben und fast zwei Drittel diesen Schritt bereits umgesetzt haben.
Die hohen Energiepreise beeinflussen dennoch weiterhin die Investitionen der Industrieunternehmen. In Nord-Westfalen gaben insgesamt 37,5 Prozent der Betriebe an, Investitionen in Kernprozesse aufgrund dessen zurückzustellen. Deutschlandweit liegt der Wert in der Industrie bei vergleichbaren 39 Prozent.
Im Rahmen ihrer Transformationsbemühungen gaben 30,8 Prozent der nord-westfälischen Industrieunternehmen an, Wasserstoff in der Prozess- und Raumwärme einsetzen zu wollen. 1,9 Prozent nutzen Wasserstoff bereits. Dass sich fast ein Drittel der regionalen Industriebetriebe, die an der Umfrage teilgenommen haben, so klar zum Einsatz von Wasserstoff positioniert haben zeigt, dass Nord-Westfalen auf dem Weg zu einer Anwenderregion für Wasserstoff ist. Deutschlandweit planen dagegen nur 20,3 Prozent der Industriebetriebe den Einsatz von Wasserstoff und 1,5 Prozent haben Maßnahmen in diesem Bereich realisiert oder begonnen.
Darüber hinaus hat das Energiewendebarometer gezeigt, dass die Unternehmen in Nord-Westfalen an der Verbesserung der Energieeffizienz arbeiten. 38,2 Prozent der in der Region ansässigen Betriebe haben Maßnahmen in der Nutzung von Abwärme realisiert. Hinzu kommen 29,1 Prozent, die diesbezüglich Schritte eingeleitet haben und einleiten wollen. Hier wird deutlich, dass die Unternehmen in Nord-Westfalen klar sichtbare Anstrengungen unternehmen, um beim Klimaschutz voranzukommen.
Das auf bundesweiten Umfragen basierende IHK-Energiewende-Barometer zeigt seit 2012 Einschätzungen der deutschen Wirtschaft zur Umsetzung der Energiewende auf. Bundesweit haben 2024 rund 3.300 Unternehmen teilgenommen, darunter 126 aus Nord-Westfalen.
Zum Energiewendebarometer 2024 der DIHK: