IfM Bonn Studie

Wut, Ohnmacht, Verwirrung

Eine aktuelle Studie des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) zeigt, dass Bürokratiebelastung inzwischen zu einem zentralen Investitionshemmnis geworden ist. Die Mehrheit der Unternehmen investiere wegen der Bürokratie weniger in Deutschland.
Laut IfM-Studie fühlen sich zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland unverhältnismäßig stark von staatlicher Bürokratie belastet. Das ist eine Steigerung von 14 Prozentpunkten gegenüber einer ähnlichen Befragung im Jahr 2018. Alle bisherigen Bemühungen der Politik wie der KMU-Test im Gesetzgebungsverfahren, die „One-in-one-out-Regel“ oder die diversen Bürokratieentlastungsgesetze werden von den Unternehmen nicht als spürbare Entlastungen wahrgenommen.

Bürokratiebelastung steigt

92 Prozent der befragten Unternehmen sehen einen substanziellen Anstieg der Bürokratiebelastung über die letzten fünf Jahre hinweg. Knapp 97 Prozent stört die große Anzahl an Gesetzen und staatlichen Vorschriften. Das vorherrschende Gefühl in den Unternehmen im Zusammenhang mit Bürokratie ist Wut, gefolgt von Ohnmacht und Verwirrung. Dabei wiegen für etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen diese „psychologischen Kosten“ durch Bürokratie schwerer als der Zeit und Kostenaufwand. Nur vier von zehn Unternehmen gaben an, überhaupt alle Regelungen vollumfänglich zu erfüllen. Die Mehrheit der Unternehmen wendet bewusst einzelne Vorschriften nicht an – oder ist sich zumindest unsicher, ob sie alle Vorschriften korrekt erfüllt.

Wenig Vertrauen, wenig Investitionen

Die überwältigende Mehrheit der Unternehmen (80 Prozent) fühlt sich vom Staat kontrolliert, bei nur 9 Prozent überwiegt der Eindruck, der Staat vertraue ihnen.
Infolgedessen planen 58 Prozent aller befragten Unternehmen, zukünftig auf Investitionen in Deutschland zu verzichten. 18 Prozent von ihnen erwägen aufgrund der Bürokratie verstärkt im Ausland zu investieren.
Wie die Studie zeigt, schneidet Deutschland bei den bürokratischen Belastungen insbesondere aufgrund der mangelnden Verwaltungsdigitalisierung in internationalen Vergleichen sehr schlecht ab. Anders verhält es sich in Großbritannien und den Niederlanden. In beiden Länder finden sich laut der IfM-Studie sehr gute Beispiele für eine gelungene, innovative Transformation der Rechtsetzung und des Bürokratieabbaus.
WAB