Große Teile der Wirtschaft in Baden-Württemberg befinden sich in einem tiefgreifenden Wandel. Dieser Prozess kann nur dann ein Erfolg werden, wenn genügend qualifizierte Auszubildende, Studierende, Arbeits- und Fachkräfte ihn aktiv mitgestalten. Deshalb hat die Landesregierung die ressortübergreifende Fachkräfteinitiative „FachkräfteLÄND“ auf den Weg gebracht. Unter einem Dach bündeln die beteiligten Ministerien ihre vielseitigen bestehenden Maßnahmen und möchten neue Maßnahmen umsetzen.
Die Fachkräfteinitiative verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Drei Handlungsfelder stehen ressortübergreifend mit Maßnahmen und Projekten im Fokus. Dabei sollen erstens die Potenziale an den Schulen, Hochschulen und den Weiterbildungseinrichtungen sowie Kooperationen mit Unternehmen gestärkt werden. Zweitens ist es ein wichtiges Ziel, die Potenziale im Land auszuschöpfen. Dazu gehört zum Beispiel, die Erwerbsbeteiligung von Frauen zu erhöhen. Drittens sollen die Potenziale im Ausland erschlossen werden.
Unternehmen als Hauptakteure der Fachkräftesicherung unterstützen
Die Fachkräfteinitiative greift die Möglichkeiten auf, welche eine Analyse der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit für zusätzliche 400.000 Beschäftigte entwickelt hat. Die bereits 2011 gestartete Fachkräfteallianz Baden-Württemberg und die Weiterbildungsoffensive WEITER.mit.BILDUNG@BW bilden eine wichtige Grundlage für die Fachkräfteinitiative. „Bei der Fachkräftesicherung müssen wir innovativ sein, alle Potenziale ausschöpfen und die Transparenz über bestehende Angebote noch weiter verbessern“, so Arbeits- und Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. „Zentral ist, unsere Unternehmen als Hauptakteure der Fachkräftesicherung zu unterstützen.“ Dazu gehöre auch die Zusammenarbeit mit den Kammern, die Stärkung der Welcome Center sowie die Einrichtung einer Landesagentur für die Zuwanderung von Fachkräften.
IHKs hoffen auf zügige Umsetzung der Fachkräfteinitiative
Der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) begrüßt die Initiative des Landes als „wichtigen Schritt, der längst überfällig ist“. Die IHKs hätten sich mit konkreten Vorschlägen eingebracht und bewerteten positiv, dass einige davon Berücksichtigung gefunden haben. Jetzt müsse Tempo gemacht und mit allen Mitteln dem Fachkräftemangel entgegengetreten werden. Ausländerrechtliche Verfahren müssten schnell digitalisiert, entschlackt, beschleunigt und vor allem einfacher werden, denn viele Betriebe scheiterten bei der Beschäftigung ausländischer Fachkräfte immer noch an der überbordenden Bürokratie. Bereits jetzt böten die IHKs den Unternehmen Unterstützung an. Nun hoffe die Wirtschaft aber auch auf den versprochenen zügigen Aufbau der zentralen Landesagentur für Zuwanderung von Fachkräften, der nicht an der Finanzierung scheitern dürfe.
Doch nicht nur Fachkräfte aus dem Ausland seien gefragt, so der BWIHK. Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie müsse verbessert werden. Das könne aber nur funktionieren, wenn neben flexibleren rechtlichen Arbeitszeitvorgaben auch eine ausreichende Kinder- und Pflegebetreuung gesichert ist. Außerdem sei der Ausbau der Berufsorientierung an Schulen wichtig, um mehr junge Menschen für eine duale Ausbildung zu begeistern. Hier lasse die Fachkräfteinitiative des Landes aber bereits erfolgreiche Instrumente vermissen, wie etwa Bildungspartnerschaften und das Projekt Ausbildungsbotschafter. Diese seien seit Jahren eine tragende Säule in der Berufsorientierung und sollten weiter gefördert und ausgebaut werden, damit schon in der Schule aktiv die Fachkräfte für morgen gesichert werden können.