Forschungsgesellschaft CI4C GmbH & Co. KG

Unbeliebtes Abfallprodukt CO2 nutzbar machen

Im Klimaschutz steht an erster Stelle die Vermeidung von Kohlendioxid (CO2). Da bei der Entsäuerung von Kalkstein – dem wichtigsten Rohstoff für das Bindemittel Zement – immer Kohlendioxid freigesetzt wird, ist langfristig eine klimaneutrale Zementherstellung nur möglich, wenn es gelingt, das CO2 einzufangen, als Rohstoff einzusetzen oder zu lagern.

Gemeinsam die Zementherstellung grüner machen

Die vier europäischen Zementhersteller Buzzi Unicem – Dyckerhoff, Heidelberg Materials – HeidelbergCement AG, SCHWENK Zement GmbH & Co. KG und Vicat S.A. haben sich hierfür in der Forschungsgesellschaft CI4C GmbH & Co. KG zusammengeschlossen und gemeinsam das CO2- Abscheide-Projekt „catch4climate“ entwickelt.
Das Projekt ging bereits Ende 2022 in die Umsetzungsphase, als es vom Regierungspräsidium Stuttgart den immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsbescheid für die Forschungs- und Entwicklungsanlage auf dem Gelände des Zementwerks in Mergelstetten erhalten hatte. Die Anlage, für deren Errichtung und Betrieb über 120 Millionen Euro investiert werden, wird erstmals das sogenannte Pure-Oxyfuel-Verfahren zur CO2-Abscheidung nutzen. Gebaut wird dafür eine eigene Drehofenlinie mit einer Produktionskapazität von 450 Tagestonnen, die ausschließlich der Forschung und Entwicklung dient.

Aus CO2-Emissionen Kraftstoff machen

„In vielen Industriezweigen – etwa bei der Herstellung von Düngemitteln, Treibstoffen für Langstreckenflüge oder kunststoffbasierten hygienischen Medizinprodukten – wird Kohlenstoff dringend benötigt. Bislang wird dieser Kohlenstoff fast ausschließlich aus fossilen Energieträgern gewonnen. Wir wollen das mit unserer Pure-Oyxfuel-Anlage abgeschiedene CO2 künftig nutzen, um mit Hilfe erneuerbarer Energien sogenannte „reFuels“, also klimafreundliche synthetische Kraftstoffe, wie beispielsweise Kerosin für den Flugverkehr, herzustellen“, erklärt Ralf Hölscher, kaufmännischer Geschäftsführer der CI4C GmbH & Co. KG.
Das Oxyfuel-Verfahren ist ein Klinkerbrennverfahren, bei dem anstelle von Luft reiner Sauerstoff in den Zementofen eingebracht wird. So gelangt kein Stickstoff mehr in den Brennvorgang und ein hochkonzentriertes CO2 entsteht. Ziel ist es, nahezu 100 Prozent der CO2-Emissionen eines Zementwerks kosteneffizient abzuscheiden. Die europäische Zementindustrie könnte durch die Nutzung dieser Technologie eine erhebliche Minderung der prozessbedingten CO2-Emissionen erreichen und damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Jetzt wird gebaut

An der Planung war die Ulmer Scherr+Klimke AG beteiligt – zuständig für den Bau der Anlage auf dem Gelände des Zementwerks in Mergelstetten ist die thyssenkrupp Business Unit Polysius, die der Matthäus Schmid Bauunternehmen GmbH & Co. KG aus Baltringen gemeinsam mit dem Bauunternehmen Kurt Motz aus Illertissen den Zuschlag für die Durchführung der Rohbauarbeiten erteilt hat. Das CI4C Konsortium kooperiert hier eng mit dem Land Baden-Württemberg. Gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten und dem Verkehrsminister des Landes wurde bereits ein entsprechender „Letter of Intent“ unterzeichnet. Die Inbetriebnahme der CO2-Abscheide-Anlage ist für Mitte 2024 geplant.
WAB