Studie des BWIHK

Klimaschutz ist Herkulesaufgabe für die Industrie

Um die Klimaschutzziele zu erreichen, sind vielfältige Maßnahmen erforderlich – und die Zeit drängt. Was konkret zu tun ist und was realisierbar erscheint, wurde von der Prognos AG im  Auftrag des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK) in einer umfangreichen Studie beleuchtet.
Gemäß den politischen Vorgaben soll bis 2030 der CO2-Ausstoß der Industrie in Baden-Württemberg um weitere 23 Prozent reduziert werden – das entspricht einer Verdoppelung der bisherigen jährlichen Reduktionsgeschwindigkeit. Die Prognos AG untersuchte dazu in ihrer Studie „Klimapfade beschreiten: Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten für die Unternehmen in Baden-Württemberg“ wesentliche Hebel, die zur Erreichung der Ziele genutzt werden können, und entwickelte einen zeitlichen Rahmen für die mögliche Umsetzung. Zu den Lösungsansätzen gehört neben Fern- und Umweltwärme, biogenen Brennstoffen, intelligenter Elektrifizierung der Prozesswärmebereitstellung und intensiver Abwärmenutzung vor allem auch eine massive Steigerung der Energieeffizienz in den einzelnen Unternehmen.

Enorme Transformationskosten erfordern politische Wachstumsagenda

BWIHK-Präsident Christian O. Erbe sieht darin eine Herkulesaufgabe für die Industrie: „Die Transformation hin zur Klimaneutralität erfordert intensive Anstrengungen und Ausgaben aller Akteure, wenn sie gelingen soll. In der produzierenden Industrie müssten die aktuellen Effizienzverbesserungen nahezu vervierfacht werden“ – das sei sowohl technisch als auch finanziell sehr herausfordernd. Laut Prognos-Schätzungen belaufen sich die Transformationskosten für die Unternehmen in Baden-Württemberg bis 2030 auf rund 10 Milliarden Euro und auf weitere rund 9 Milliarden Euro bis 2040. Diese Transformationskosten versetzten in der aktuellen Wirtschaftslage viele Betriebe in Schwierigkeiten, so Erbe, und die Rahmenbedingungen seien in wichtigen Feldern international kaum mehr wettbewerbsfähig. Deshalb brauche man eine politische Wachstumsagenda bis 2030, die effektive ökonomische Anstrengungen mit spürbaren Entlastungen verbinde, inklusive Steuerreform und Bürokratieabbau. Anderenfalls stehe die Wertschöpfung in wichtigen Industriezweigen auf dem Spiel, und was dann verloren gehe, fehle auch für weitere Investitionen in Klimaschutz und Innovationen.

Langfristige Perspektiven

Die Studie richtet den Blick auch über 2030 hinaus, da für das langfristige Ziel einer klimaneutralen Wirtschaft weitere Maßnahmen rechtzeitig geplant werden müssen. Dazu gehören die Tiefen-Geothermie, grüner Wasserstoff, Speichermöglichkeiten und vor allem die Kohlendioxidabscheidung (CCS) aus Zement- und Kalkwerken, ohne die die Zielerreichung in Baden-Württemberg nicht möglich sein wird.