In den 80er-Jahren sah es nicht gut aus für Ulm: Die Arbeitslosenquote war hoch, große Unternehmen bauten Stellen ab, Stadt und Land kämpften mit Haushaltsproblemen und die Universität stand kurz vor der Schließung. An einem Strang ziehen, war die Devise: Das Projekt Wissenschaftsstadt sollte Stadt, Wissenschaft und Wirtschaft nicht nur zusammenbringen sondern zusammen voran bringen.
Wissen schafft Zukunft
Erste Ideen zur Wissenschaftsstadt entstanden bereits Ende der 80er-Jahre. Theodor M. Fliedner, Rektor der Universität von 1984 bis 1992, erstellte das erste Konzept: Unter dem Motto „Wissen schafft Zukunft“ sah er Ulm als Science City – etwa als Ulmer Silicon Hill. Weiterentwicklung und Ausbau der Universität standen schon auf dem Plan, die Ansiedelung von An-Instituten von Unternehmen und der Bau des Science Park für kleine und mittlere Unternehmen, Gründungen und Startups: Gar nicht weit weg von der heutigen Realität. Doch damals gab es auch Kritik. Der große Landschaftsverbrauch und zu großer Einfluss wirtschaftlicher Interessen auf die Universität waren nur einige der Gegenargumente.
Stadt, Land, Universität
Wegbereiter in der Konzeptionsphase waren Lothar Späth, Ministerpräsident Baden-Württemberg von 1978 bis 1991, Ernst Ludwig, Oberbürgermeister der Stadt Ulm von 1984 bis 1992, und Theodor M. Fliedner, Rektor der Universität Ulm von 1984 bis 1992. Und auch Alfred Katz, Erster Bürgermeister der Stadt Ulm von 1984 bis 2000, hat die Entwicklung der Wissenschaftsstadt verfolgt und beschreibt die detaillierten Hintergründe in seinem Buch. Ein Projekt wie dieses entstehe nicht nach den üblichen Riten, heißt es hier. Katz schreibt von verschlungenen Pfaden, Gesprächen in Hinterzimmern und natürlich Glück und Zufall.
Wachstum …
Letztendlich setzte sich die Idee Wissenschaftsstadt aber durch – und übertraf die Erwartungen. Ab 1989 ging es los: die Uni II, die Technische Hochschule Ulm, das Daimler-Forschungszentrum sowie zahlreiche weitere Institutionen und der Science Park I entstanden in den folgenden Jahren. In den 90ern folgten dann der Science Park II, sowie Forschungszentren von unter anderem Siemens und Nokia. Nach der Jahrtausendwende folgten die Hochschule Neu-Ulm und das Edison Center in Neu-Ulm. Auch aus der Wirtschaft waren maßgebliche Förderer vertreten: Darunter zum Beispiel Edzard Reuter, Vorstandsvorsitzender bei Daimler von 1987 bis 1995, und Heinz Dürr, Vorstandsvorsitzender bei AEG von 1980 bis 1990. Beide Unternehmen waren schon früh mit Forschungszentren Teil der Wissenschaftsstadt, noch bevor AEG von Daimler übernommen wurde. Auch die IHK Ulm hat die Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft immer begleitet und aktiv gefördert – und engagiert sich bis heute dafür.
... und Aufschwung
Wie erhofft brachte die Wissenschaftsstadt Ulm den Aufwind, den die Stadt und die Region brauchten. Das weit gespannte Netzwerk von Universität, Hochschule, Kliniken und Forschungseinrichtungen hat sich zu einem Motor für den gesamten Wirtschaftsraum entwickelt. Neben Daimler Benz sind weitere Weltfirmen wie Audi, BMW und Continental mit Forschungszentren vertreten. Kleine, innovationsfreudige Unternehmen haben sich in den Science Parks I und II etabliert. Allein im Science Park II entstanden rund 2.000 neue Arbeitsplätze. Insgesamt bietet die Wissenschaftsstadt heute über 8.600 Menschen Arbeit – mit steigender Tendenz.
WAB