50 Jahre Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee

1973: Die Sendung mit der Maus wird erstmals ausgestrahlt, Malcom und Angus Young gründen AC/DC, der Ulmer Münsterplatz ist ein Parkplatz und die „Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee“ erscheint zum ersten Mal – herausgegeben von der IHK Bodensee-Oberschwaben und der IHK Ulm.
1973 entschieden die Industrie- und Handelskammern Bodensee-Oberschwaben und Ulm, ihre bisherigen Mitteilungsblätter, die „Wirtschaftsbriefe“ und die „Oberschwäbische Wirtschaft“, zusammenzulegen. „Zu diesem, wie wir meinen, mutigen Schritt haben mehrere Gründe geführt“, heißt es im Vorwort der ersten Ausgabe. Zum einen habe die Neuordnung der Kammerbezirke, die für beide IHKs Gebiets- und Mitgliedsveränderungen mit sich brachte, die Bereitschaft zur Kooperation gestärkt. Die IHK Ulm umfasste neu den baden-württembergischen Teil der Region Donau-Iller, außerdem den Stadtkreis Ulm, den Alb-Donau-Kreis und den neuen Landkreis Biberach. Zur IHK Bodensee-Oberschwaben (ehemals IHK Ravensburg) gehörte der neu geschaffene Bodenseekreis sowie die Landkreise Ravensburg und Sigmaringen. Und zum anderen bilde nun „der Raum zwischen Alb und Bodensee geographisch und landschaftlich eine Einheit und weist viele wirtschaftliche Verflechtungen, Gemeinsamkeiten und gleiche Interessen auf“. Am ersten Januar 1973 erschien das neue Monatsmagazin also erstmals mit dem Titel „Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee“ und einer Auflage von 6.500 Exemplaren.

Kommunikationsoffensive und Dauerbrenner

Mit diesem neuen Magazin wollten die IHKs Bodensee-Oberschwaben und Ulm zwar die Tradition der Vorgänger fortsetzen, strebten aber ein höheres Niveau und einen besseren Informationswert an. Neben der kostensparenden Rationalisierung ging es den beiden Partnern dabei auch um die Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit. Die neue Zeitschrift wollte ein Sprachrohr der Wirtschaft und ihrer Kammern sein, „in einem modernen und ansprechenden Gewand“, mit aktuellen Informationen für die tägliche Arbeit in den Betrieben, mit Nachrichten aus der Region, aber auch mit Beiträgen zu übergeordneten Themen. Unter den Rubriken Bekanntmachungen der Kammer, Wirtschaftsrecht, Arbeits- und Sozialrecht, Handel, Verkehr, Außenwirtschaft, Berufsbildung, Geld und Kredit, Lehrgänge und Veranstaltungen, Messen und Ausstellungen fanden sich größere und kleinere Berichte, hilfreiche Tipps, aber auch Kommentare und Glossen. Außerdem enthalten waren Berichte aus den Kammerbezirken Ulm und Bodensee-Oberschwaben zu personellen Änderungen wie beispielsweise der Berufung eines neuen Kammerpräsidenten oder den Ergebnissen der Wahl zur Vollversammlung.
Viele Themen, über die schon vor 50 Jahren berichtet wurde, wirken auch heute noch ganz aktuell. Im Juli 1973 erschien zum Beispiel ein Beitrag mit dem Titel „Inflationsprämien via Rechtsprechung?“ – bei einer damaligen Inflationsrate von 7,5 Prozent nicht verwunderlich. Auch Themen wie Fachkräftemangel, Verkehrsinfrastruktur und später Sicherheit im Internet sind Dauerbrenner, die bis heute immer wieder Platz im Heft finden. Aber obwohl die Themen oft ähnlich waren, hatte das Heft der 70er-Jahre sonst kaum etwas mit dem heutigen Magazin gemein. Es war geprägt von einer unglaublichen Informationsdichte, die Optik stand dabei ganz offensichtlich hintenan: Die Seiten waren von Rand zu Rand dicht gefüllt mit klein gedrucktem Text – ohne Bilder.

Immer weniger Grau

Schon 1986 gab es erste Anpassungen: Das Titelblatt wurde etwas weniger grell, bekam ein Foto in schwarz-weiß und gab erstmals Einblicke in den Inhalt des Hefts – außerdem tauchte in der Januar-Ausgabe erstmals das „Titelthema“ im neu organisierten Inhaltsverzeichnis auf. In den 90er-Jahren nahm die Entwicklung der Zeitschrift dann richtig Fahrt auf: Das Titellayout – bisher das einzige farbige Element – erhielt bereits 1991 weitere Anpassungen und wurde 1997 neu aufgelegt. Das neue Gesicht wurde lebendiger: Seither ziert ein Farbfoto, thematisch zum Titelthema passend, das Cover. Und auch im Inneren wirkte sich die Überarbeitung des Magazins aus: „Durch die betonte Verwendung verschiedener Bild- und Schriftgrößen sollen künftig noch deutlichere Akzente gesetzt werden“, schreibt der Ulmer IHK-Redakteur Walter Müller dazu in der Januar-Ausgabe 1992 – übrigens unter der „Verwendung eines neuen, umweltfreundlichen Papiers“. Während das Titelblatt nun vierfarbig war, fanden sich innen bis ins neue Jahrtausend nur Schwarz-Weiß-Fotografien.

Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee

Zum September 2002 wechselte die „Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee“ erstmals die Produktionspartner. Bisher produzierte der Ulmer Ebner Verlag. Mit dem neuen Verlagspartner, Süddeutsche Verlagsgesellschaft mbH Ulm, bekam das Magazin nun endlich Farbe – nur gelegentlich gab es noch Anzeigen in schwarz-weiß. Die Anzeigenverwaltung liegt seit diesem Wechsel ununterbrochen bei der Firma Prüfer Medienmarketing aus Baden-Baden, die seit der Neuvergabe des Verlagsvertrags im Jahr 2023 auch Partner für Grafik und Druck ist. „Aber nicht nur das Äußere der WAB ist attraktiver geworden, auch beim Inhalt sollen künftig neue Akzente gesetzt werden“, hieß es 2002 im Editorial der beiden IHK-Präsidenten Jürgen Winterhalter und Siegfried Weishaupt. „Mit noch mehr Regionalbezug und noch mehr Stimmen aus der Wirtschaft vor Ort wollen wir die Position der Zeitschrift als Sprachrohr der regionalen Wirtschaft und der beiden IHKs weiter ausbauen.“
Im Jahr 2008 folgte ein Relaunch, und das Magazin führte fortan den Titel „Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee“. Die Abbildungen waren nunmehr alle farbig, und auch inhaltlich hat sich einiges getan: Mit der Einführung der neuen Rubrik „Pro & Contra“ sollten Meinungen mehr Raum bekommen. So diskutierten ab 2008 immer zwei Unternehmer oder Unternehmerinnen Fragen wie „Teilzeitausbildung – ein Mehrwert für die Wirtschaft?“ oder „Ist die PKW-Maut die Rettung für deutsche Autobahnen?“ Noch mehr steigerte die Rubrik „Kultur & Freizeit“ den Unterhaltungswert. Die bunt bebilderte Doppelseite gab – und gibt bis heute – am Ende jeder Lektüre einen kleinen Einblick, was die Region im entsprechenden Monat für die Stunden nach Feierabend bereithält. In den nächsten Jahrzehnten wurde das Magazin stetig weiterentwickelt und modernisiert – oftmals verbunden mit Leserumfragen. Im Jahr 2010 zeigte das Ergebnis dieser Umfrage, dass sich die Leserinnen und Leser vor allem ein luftigeres, fröhlicheres Layout wünschten, sowie Texte, die weniger Zeilen brauchen, um auf den Punkt zu kommen. Gesagt, getan: Ab 2012 zeigte sich die Zeitschrift in modernerem Gewand, mit mehr und besseren Bildern, mehr Weißraum, kürzeren Texten und mehr Infokästen. Außerdem bekam sie ein modernes Cover, das dem heutigen bereits sehr nahekam.

In den letzten Jahren …

Noch farbenfroher, durchdachter und vor allem abwechslungsreicher wurde das Layout des Magazins mit dem Relaunch 2019. Das Cover zierten danach die exklusiv für die Veröffentlichung produzierten Fotos von Unternehmerinnen und Unternehmern der Region, die zum Titelthema des Hefts zu Wort kamen. Inhaltlich wurden wieder die Themenwünsche der befragten Leserinnen und Leser umgesetzt. Das Ziel: noch mehr Unternehmen und die Köpfe dahinter zu zeigen. So entstanden Rubriken wie das monatliche Gründer-Interview „Neu am Markt“, das Mini-Interview „Nachgefragt“ und umfangreiche Unternehmensnachrichten, wie sie auch heute noch in jeder Ausgabe erscheinen. Einen neuen Anstrich erhielt alles im Jahr 2022: Das bisher einfache Baukasten-Layout sollte mit dem neuen Verlagspartner Prüfer Medienmarketing und vielen kleinen Stellschrauben kreativer, lockerer, ansprechender werden. Außerdem ist die WAB, wie die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee liebevoll genannt wird, schon lange nicht mehr nur gedruckt zu lesen. Schon seit vielen Jahren werden die elf Ausgaben im Jahr auf den Internetseiten der IHKs veröffentlicht. Und diese Ausgabe ist bereits die zweite, die in der App zu lesen ist.

Ein halbes Jahrhundert

Anfangs mehr Mitteilungsblatt als Zeitschrift, nahm im Lauf der Jahrzehnte die Anzahl der journalistisch recherchierten Beiträge stetig zu, und auch die Optik wurde immer ansprechender und nutzerfreundlicher. Heute kann sich „Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee“ mit gutem Gewissen als Wirtschaftsmagazin für die Region bezeichnen – ein gelungenes Gemeinschaftsprojekt, das die IHKs Bodensee-Oberschwaben und Ulm zusammenschweißt.

Was zuvor geschah …

Seit fünf Jahrzehnten produzieren die IHKs Bodensee-Oberschwaben und Ulm ihre Zeitschrift gemeinsam. Doch die Vergangenheit dieser Zeitschrift gleicht einer On-Off-Beziehung.
Das erste Zusammenkommen war – wie könnte es 1934 auch anders gewesen sein – keine eigene Entscheidung der Kammern: In der NS-Zeit wurden die Industrie- und Handelskammern gleichgeschaltet, umstrukturiert und Stück für Stück ihrer Selbstverwaltungsfunktion beraubt. 1934 wurde die Kammer Ravensburg (heute Bodensee-Oberschwaben) mit ihrem Bezirk als Nebenstelle der Kammer Ulm angegliedert.
In den Jahren darauf erkannten immer mehr der badenwürttembergischen Kammern die „Württembergische Wirtschafts-Zeitung“ der IHK Stuttgart als ihr Veröffentlichungsorgan an. Als die Wirtschaftskammer 1936 von den württembergischen Kammern einheitlich einen Grundbeitrag von 12 Reichsmark zur Finanzierung der Zeitschrift erhob, schloss man sich in Ulm dem Vorgehen der anderen Kammern an: Die Kammer Ulm übernahm die kostenfreie Verteilung der Zeitschrift an die eingetragenen Unternehmen des Bezirks – bis 1942 alle Kammern aufgelöst, gemeinsam mit den Handwerkskammern in Gauwirtschaftskammern überführt und in die staatliche Wirtschaftslenkung integriert wurden.
Mit Kriegsende 1945 war die gemeinsame Grundlage dieser Zeitschrift entfallen. Die neu entstandenen Kammern mussten sich in der Nachkriegszeit aufgrund des Papiermangels mit wenigen
hektographierten Mitteilungen begnügen – und die Wege der beiden IHKs trennten sich wieder.
Die IHK Ulm gab dann ab August 1949 monatliche Kurzmitteilungen heraus. Für die IHK Ravensburg erschien bereits ab 1946 eine neue Zeitschrift, lapidar „Mitteilungen der Industrie- und Handelskammer Ravensburg“ genannt. Im Laufe der folgenden Jahre wurden die einfachen, eher langweiligen Mitteilungsblätter zu informativen Nachrichtenblättern mit journalistischem Anspruch umgestaltet. Allerdings waren es weiterhin häufig Bleiwüsten ohne Abbildungen und mit sehr wenigen Fotos.
Ende Juli 1951 wurden die Ravensburger „Mitteilungen“ umbenannt in „Oberschwäbische Wirtschaft. Mitteilungsblatt der Industrie- und Handelskammer Ravensburg“. Sie erschien zweimal im Monat in einer Auflage von 2.800 Stück.