IHK-Konjunkturbericht

Konjunkturelle Schwäche in der IHK-Region Ulm verfestigt sich

Wie erwartet, war die Erholung der Geschäftslage zu Jahresbeginn nicht von Dauer. Die Weltkonjunktur blieb aufgrund der instabilen geopolitischen Lage sowie der anhaltend restriktiven Geldpolitik getrübt. Im Inland lähmte die gestiegene Verunsicherung die Betriebe zusätzlich. Fast jeder zweite Betrieb meldet im Frühjahr 2024 gesunkene Erlöse, deutlich mehr als zuvor. Eine rasche Trendumkehr ist vorerst nicht in Sicht. Die Nachfragetendenzen aus dem In- und Ausland bleiben trüb. Die Chancen der Wirtschaft in der IHK-Region Ulm, sich noch in diesem Jahr aus der konjunkturellen Schwäche zu befreien, schwinden.
Der Anteil der Unternehmen in der IHK-Region Ulm, deren Umsätze zurückgegangen sind, ist von 36 Prozent zu Jahresbeginn auf aktuell 48 Prozent geklettert. Auf gestiegene Erlöse können derzeit nur noch 19 Prozent der Betriebe verweisen, zuvor waren es noch 32 Prozent. Diese Entwicklung beruht auf der anhaltend schwachen Nachfrage aus dem In- und Ausland, der sich kaum eine Branche entziehen kann. Folglich rechnet die regionale Wirtschaft vorerst nicht mit einer kurzfristigen Umkehr dieser Entwicklung. In der Folge fallen die aktuellen Lageeinschätzungen der Unternehmen ungünstiger aus als zu Beginn des Jahres. Der Lageindikator bleibt zwar im positiven Bereich (18 Punkte), fällt jedoch weiter hinter seinen langfristigen Durchschnitt (34 Punkte) zurück.

Blick nach vorn hellt nur leicht auf

Es gibt jedoch auch einzelne positive Entwicklungen: So führt die nachlassende Inflation zusammen mit kräftigen Lohnsteigerungen und robustem
Arbeitsmarkt zu realen Einkommenssteigerungen, die den privaten Konsum tendenziell stützen. Mit einer Belebung seiner Geschäfte rechnet der Einzelhandel jedoch trotzdem weiterhin nicht. Die zurückgehende Inflation dürfte der Europäischen Zentralbank alsbald Spielräume für Leitzinssenkungen eröffnen, was über sinkende Finanzierungskosten die Talfahrt im Wohnungsbau bremsen sowie die Investitionsbereitschaft fördern könnte.
Zudem geht die Industrie davon aus, dass sich ihre Auftragslage im Ausland im weiteren Verlauf des Jahres stabilisieren dürfte. Besonders ausgeprägt ist die Zuversicht bezüglich Nordamerika. Auch aus Asien sollen positive Impulse kommen. Die Nachfrage aus Europa dürfte dagegen tendenziell stagnieren.
Viele Unternehmen aus der IHK-Region Ulm scheinen jedoch trotzdem daran zu zweifeln, dass sich die genannten Entwicklungen schon in den nächsten Monaten positiv auf ihre eigenen Geschäfte auswirken werden. Zuversichtlich sind nur minimal mehr Betriebe. Die leichte Erwartungsaufhellung beruht dagegen vor allem darauf, dass die Zahl der Pessimisten von 19 auf 12 Prozent zugunsten der Unternehmen mit gleichbleibenden Erwartungen zurückgegangen ist. Somit blicken weiterhin mehr Unternehmen skeptisch als zuversichtlich nach vorn. Der Grund dieser anhaltenden Skepsis liegt in zahlreichen Risikofaktoren begründet.

Anhaltende Risiken schüren Verunsicherung

Nahezu drei Viertel aller Betriebe, so vielen wie noch nie, bereitet die Inlandsnachfrage Sorgen. In der Industrie sehen sogar 86 Prozent der Unternehmen in der Inlandsnachfrage ein Risiko. Mögliche erneute Energiepreissteigerungen beunruhigen sechs von zehn Betrieben. Steigende Arbeitskosten sowie den akuten Fachkräftemangel nennen 55 bzw. 54 Prozent als Risiken.
Der Dauerstreit innerhalb der Bundesregierung über die künftige Wirtschafts- und Finanzpolitik schürt die Verunsicherung zusätzlich. Wichtige Weichenstellungen bleiben ungewiss und dringend notwendige öffentliche Investitionen verzögern sich auf unbestimmte Zeit. Das bremst nicht nur die aktuelle konjunkturelle Entwicklung, sondern verringert durch die Erosion der Standortqualität auch die langfristigen Wachstumschancen. 47 Prozent der Unternehmen nennen die Wirtschaftspolitik als Risiko, mehr als jemals zuvor. Fast jedes fünfte Industrieunternehmen hat in den letzten drei Jahren Investitionen in Deutschland zugunsten von Investitionen im Ausland zurückgestellt.
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