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Westbalkan: Attraktiver Beschaffungsmarkt für Metallverarbeitung

Die beiden Länder Serbien sowie Bosnien und Herzegowina verfügen über eine starke Metallverarbeitung. Gerade kleine und mittlere Unternehmen sorgen für Dynamik und liefern vor allem nach Deutschland.
Quasi vor der Haustür gelegen, gut ausgebildete Arbeitskräfte und wettbewerbsfähige Kosten: So hat sich der Westbalkan zu einem attraktiven Beschaffungsmarkt für deutsche Unternehmen entwickelt. Vor allem in der metallverarbeitenden Industrie ergeben sich Beschaffungsoptionen für die Betriebe. Dabei ragen zwei Länder besonders hervor: Serbien sowie Bosnien und Herzegowina.

Einstieg in die Beschaffung häufig mit Lohnfertigung

Häufig beginnen deutsche Unternehmen die Zusammenarbeit mit den Partnern vor Ort mit Aufträgen in Lohnfertigung. Dabei stellt der Auftraggeber das Material zur Verfügung und lagert nur einzelne Arbeitsschritte aus. Dafür spricht vor allem die größere Unabhängigkeit für den Kunden. Später intensivieren die ausländischen Kunden die Zusammenarbeit in der Regel. Das zeigt sich zum Beispiel an der Weiterqualifizierung von Beschäftigten, an der gemeinsamen Anschaffung von Maschinen und Anlagen oder an Direktinvestitionen vor Ort. Früher ließen Unternehmen nur einfache Waren auf dem Westbalkan fertigen oder bearbeiten. Durch die Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern haben sich die Betriebe weiterentwickelt. Heute können die Unternehmen aus der Region ein breites Spektrum an Kapazitäten anbieten, das von der Aluminiumextrusion bis zum Zerspanen reicht.

Metallverarbeitung ist Schlüsselbranche in Serbien sowie in Bosnien und Herzegowina

Das breite Spektrum an technischen Kapazitäten sorgt auch für internationale Nachfrage. Serbiens metallverarbeitende Industrie legt auch weiterhin einen Exportrekord nach dem anderen hin. Die Ausfuhren haben von 2022 auf 2023 nominal um 14 Prozent zugelegt und sind auf über 1,2 Milliarden US-Dollar geklettert, so Zahlen von UN Comtrade. Damit sind sie im siebten Jahr infolge gewachsen – lediglich das Pandemiejahr 2020 war eine Ausnahme. Zusammen mit den Exporten der Metallindustrie bildet die Metallverarbeitung das Rückgrat der serbischen Exportwirtschaft und steht für fast 12 Prozent aller serbischen Exporte. Im Land gibt es laut Statistikbehörde über 2.000 metallverarbeitende Betriebe, die rund 46.000 Angestellte beschäftigen. Früher waren das vor allem staatliche Großbetriebe. Serbien und auch Bosnien und Herzegowina galten als industrielle Zentren im ehemaligen Jugoslawien. Die Metallindustrie war schon damals eine Schlüsselbranche. Heute ist die Struktur eine andere: Die Metallverarbeiter sind in der Mehrheit kleine und mittlere Unternehmen (KMUs), die sich häufig in Familienbesitz befinden. Ergänzt werden die originär serbischen KMUs durch mittelständische Unternehmen aus dem Ausland, immer häufiger auch aus Deutschland. Dazu zählen beispielsweise Firmen wie König Metall in Ivanjica oder hansgrohe in Valjevo.

Metallverarbeitung in Bosnien und Herzegowina auf Konsolidierungskurs

Ein ähnliches Bild ergibt sich beim westlichen Nachbarn in Bosnien und Herzegowina. Über 950 Millionen US-Dollar erreichten die Ausfuhren 2023, so UN Comtrade. Damit verdient allein die Metallverarbeitung mehr als jeden zehnten Export-Euro des Landes. Investitionen aus dem Ausland, eine hohe Nachfrage, aber auch Geberprojekte haben für ein starkes Wachstum der Branche in den letzten Jahren gesorgt. Gerade nach der Pandemie hatten die Ausfuhren Zuwachsraten jenseits von 20 Prozent verzeichnet. Nun konsolidiert sich die Branche etwas. Dennoch ist sie die wichtigste Säule im Verarbeitenden Gewerbe Bosnien und Herzegowinas: Mit über 940 Unternehmen liegt sie auf Platz eins, knapp gefolgt von der Möbel- und Holzverarbeitungsindustrie, so Zahlen der Statistikbehörde für das Jahr 2021.

Enge Verbindungen mit Deutschland – und China

Schon heute haben deutsche Betriebe den Westbalkan als Beschaffungsmarkt für die Metallverarbeitung entdeckt. So ging ein Fünftel der serbischen Exporte der Metallverarbeitung 2023 nach Deutschland. Im Nachbarland Bosnien und Herzegowina waren es sogar über 20 Prozent der Ausfuhren. Vor allem als Lieferanten für die Autozuliefer- und Elektroindustrie sowie den Maschinen- und Anlagenbau ist der Westbalkan als Liefermarkt interessant. Die Betriebe haben sich über die vergangenen Jahre deutlich weiterentwickelt. Selbst Kleinstbetriebe investieren in moderne Ausrüstung, zudem sind Zertifizierungen und Standards häufig vorhanden. Unterstützung kam dabei auch von der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ). Sie hat mit dem EU4Business-Programm rund 300 exportorientierte Betriebe unterstützt. In Serbien wiederum hatte die nationale Regierung ein Programm zur Kofinanzierung bei der Anschaffung von Maschinen und Anlagen auf den Weg gebracht.

Made in Germany konkurriert mit made in China

Dabei setzen die lokalen Betriebe gerne auf Maschinen und Anlagen made in Germany. In beiden Ländern gehört Deutschland zu den Top-3-Lieferanten von Metallbearbeitungsmaschinen. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Italien gilt traditionell als starker Wettbewerber. Seit Kurzem holt auch China auf und verdrängt Deutschland. Beispiel Serbien: Die Importe von Metallbearbeitungsmaschinen aus Fernost haben zwischen 2018 und 2023 um über 660 Prozent zugelegt und liegen mittlerweile auf Platz eins, wie Zahlen von UN Comtrade belegen. Das liegt einerseits an den Preisvorteilen für made in China, andererseits an den Direktinvestitionen (FDI) aus China. So war China 2023 mit FDI in Höhe von über 800 Millionen Euro Serbiens wichtigster Investor – und die chinesischen Investoren setzen auf made in China.
Martin Gaber, Belgrad, Germany Trade & Invest