04.06.2024

Unternehmer diskutiert in Berufsschule über EU

Diskussion mit IHK-Gremiumsvorsitzenden Dr. Roman Pausch

Mit der Europawahl am 9. Juni werden entscheidende Weichen für die Zukunft der EU gestellt. Damit die Bedeutung Europas für den Wirtschaftsstandort Oberfranken auch der jüngeren Generation ein Stück greifbarer wird, hat die IHK für Oberfranken Bayreuth in Marktredwitz, Forchheim, Kulmbach, Kronach, Hof, Münchberg, Rehau und Bamberg eine EU-Projektwoche mit Berufsschülerinnen und ‑schülern auf die Beine gestellt.

Das Ziel der Projektwochen: Unternehmerinnen und Unternehmer kommen mit jungen Menschen über Europa und europäische Wirtschaftspolitik ins Gespräch. Es soll dabei auch deutlich werden, wie wichtig es ist, am 9. Juni wählen zu gehen.

EU beeinflusst Zukunft junger Menschen erheblich: Wahlrecht ab 16 konsequent

"Da in Brüssel eine Vielzahl von Entscheidungen gefällt werden, die langfristig Wirkung zeigen und auch gerade die junge Generation betreffen, macht es absolut Sinn, dass in Deutschland zum ersten Mal überhaupt auch 16- und 17-Jährige wählen dürfen", gibt sich Dr. Roman Pausch überzeugt, Vorsitzender des IHK-Gremiums Marktredwitz-Selb. "Aus der Diskussion nehme ich mit, dass die Berufsschülerinnen und -schüler sehr wohl wissen, welch große Bedeutung die EU hat und damit auch die Wahl zum Europaparlament."

Gerne stand der international tätige Unternehmer den Schülerinnen und Schülern in der Staatlichen Berufsschule Marktredwitz - Wunsiedel Rede und Antwort. "Entgegen der landläufigen Meinung profitiert Deutschland mit am meisten von der EU", so Dr. Pausch: "Schließlich geht mehr als die Hälfte der deutschen Exporte in andere EU-Länder – erheblich erleichtert durch den gemeinsamen Binnenmarkt mit einfachem Zugang und einheitlichen Regeln." Auch ein Großteil der Exporte aus dem Landkreis findet seine Abnehmer in anderen EU-Ländern."

In der Diskussion wird deutlich, dass die EU auch ihre Schwächen hat, etwa der oft zähe Ablauf von Entscheidungsprozessen, die große Ferne zum Bürger und vor allem die bürokratischen Hemmnisse. "Hat ein Fahrrad einen Platten, entsorgen wir nicht das Rad, sondern reparieren den Platten. Genauso ist es mit der EU. Schließlich ist die Idee absolut richtig, es hapert aber an vielen Stellen noch an einer bürger- und unternehmensnahen Umsetzung", macht sich Dr. Pausch für Europa stark

Die Gründermütter und -väter der EU waren geprägt von den Erfahrungen der beiden Weltkriege. "Die Sehnsucht nach Frieden war ein wichtiger Grund für die Gründung der EU. Leider haben viele dieses wichtige Ziel verdrängt", bedauert Dr. Pausch. Zu den großen Erfolgen der EU zähle, dass sich jeder EU-weit niederlassen, arbeiten oder wirtschaftlich tätig werden könne. Beim grenzüberschreitenden Handel innerhalb der Gemeinschaft gebe es keine Zölle und weniger Hürden. Die EU biete auch viel für Auszubildende. Dr. Pausch verweist beispielhaft auf Zuschüsse für Auslandspraktika.

EU mit vielen Errungenschaften

Allenfalls aus Erzählungen wissen die Auszubildenden, wie aufwändig es früher war, ins Ausland zu verreisen. Für eine Einreise in die benachbarte Tschechoslowakei wurde sogar ein Visum benötigt. "Hinter Schirnding war die Welt zu Ende. Eger, Karlsbad und Prag waren damals für die meisten terra incognita. All das haben die meisten vollständig verdrängt", bedauert Dr. Pausch. "Früher war alles besser? Von wegen!"

In der Diskussion wird deutlich, welche greifbaren Vorteile die EU biete, so bei den Roaming-Gebühren, seit deren Abschaffung beim Telefonieren und Surfen innerhalb der EU keine Zusatzkosten mehr anfallen. Oder – ganz aktuell – die Vorgaben für ein einheitlichen Ladekabel für Handy, Tablets und ab 2026 auch Laptops.