19.08.2024

Ausbildung: Aktuell stabile Entwicklung bei IHK-Berufen

Landkreis Wunsiedel: Viele Ausbildungsplätze noch unbesetzt

Im Landkreis Wunsiedel registriert die IHK für Oberfranken Bayreuth zum 31. Juli die gleiche Zahl an neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen wie im Vorjahr. Große Sorgen bereitet IHK-Gremiumsvorsitzenden Dr. Roman Pausch die hohe Zahl an unbesetzten Ausbildungsplätzen.

Die IHK für Oberfranken Bayreuth verzeichnet im IHK-Gremium Marktredwitz-Selb eine stabile Entwicklung bei den neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen. Zum 31. Juli lag deren Zahl bei 195, was genau dem Vorjahreswert entspricht. Coronabedingt sind die Ausbildungszahlen 2020 in ganz Deutschland eingebrochen. Die Zahlen haben sich seitdem zwar wieder spürbar erholt, liegen aber fast überall noch unter den Zahlen von 2019, so auch im Landkreis Wunsiedel, wo die Zahl der Neueintragungen gut ein Viertel unter dem Wert von 2020 liegt.

Geschlecht spielt wichtige Rolle bei der Wahl des Ausbildungsberufes

Die beliebtesten IHK-Ausbildungsberufe 2024 im Landkreis Wunsiedel sind – so Torsten Schmidt, Leiter Berufsausbildung bei der IHK - bisher die Industriekaufleute, die Fachinformatiker(innen), die Verkäufer(innen), die Automobilkaufleute, die Industriemechaniker(innen) sowie die Kaufleute für Büromanagement. Während bei den Jungs der Fachinformatiker und der Industriemechaniker hoch im Kurs stehen, sind es bei den Mädchen die Industriekauffrau und die Verkäuferin.

„Ein Blick auf die vergangenen 20 Jahre zeigt, dass rund 40 Prozent der IHK-Ausbildungsverhältnisse erst nach dem 1. August unterschrieben werden“, macht Schmidt deutlich. Man kann also davon ausgehen, dass die Zahl der Neueintragungen konservativ geschätzt bis zum Jahresende im Landkreis noch auf gut 300 ansteigt.

Dr. Pausch: Viel zu viele Ausbildungsplätze bleiben wieder unbesetzt

Hier gibt es allerdings eine große Unbekannte: Wie viele Ausbildungsplätze bleiben 2024 unbesetzt? Derzeit sind bei der Agentur für Arbeit im Landkreis Wunsiedel noch 363 Ausbildungsplätze unbesetzt gemeldet bei 98 unversorgten Bewerberinnen und Bewerbern. Ende Juli kommen also auf jeden unversorgten Jugendlichen 3,7 unbesetzte Ausbildungsplätze. Besonders viele unbesetzte Ausbildungsplätze gibt es bei den Handelsberufen, den Industriekaufleuten, Industriemechaniker(innen), Mechatroniker(innen) sowie den Maschinen- und Anlagenführer(innen).

„Jugendlichen fällt es immer schwerer, sich für einen konkreten Ausbildungsgang zu entscheiden. Laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung fällt diese Entscheidung nicht mehr mit 16 Jahren wie früher, sondern im Schnitt erst im Alter von annähernd 20 Jahren“, so Dr. Pausch. „Umso wichtiger ist es, die Themen ‚Berufsorientierung und -vorbereitung‘ viel stärker in den Schulalltag einzubinden.“

Hochschulen kochen auch nur mit Wasser

„Auch ist es notwendig, dass wir wieder mehr Abiturienten für eine Ausbildung gewinnen. Analysen zeigen, dass das Lebenseinkommen von Menschen mit beruflicher Bildung längst Schritt halten kann mit Hochschulabsolventen“, so Pausch. „Vor allem, wenn man nach der Ausbildung noch eine Weiterbildung absolviert und so einen gleichwertigen Abschluss zum Bachelor oder gar Master aufweisen kann.“ Auch sei mit einem Weiterbildungsabschluss die Wahrscheinlichkeit höher, in Personalverantwortung zu kommen als bei einem Hochschulabschluss, wie unabhängige Untersuchungen zeigen.

Insgesamt haben die Unternehmen im Landkreis für 2024/2025 rund 860 Ausbildungsplätze bei der Agentur für Arbeit gemeldet, darunter knapp 600 von IHK-Mitgliedsunternehmen. Fast die Hälfte aller angebotenen Ausbildungsplätze waren Ende Juli noch unbesetzt. Ginge es also nach den Unternehmen, läge die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse deutlich höher.

Mit Sorge blicken die Unternehmen auf das Jahr 2025, wo die Umstellung vom achtjährigen auf das neunjährige Abitur abgeschlossen sein wird, es also keine flächendeckenden Abiturprüfungen gibt. Schmidt: „Wir müssen also davon ausgehen, dass es kommendes Jahr noch schwieriger wird, Auszubildende zu finden.“