19.08.2024

Aktuell knapp 11 Prozent Zuwachs bei IHK-Ausbildungsberufen

Landkreis Lichtenfels: Viele Ausbildungsplätze noch unbesetzt

Im Landkreis Lichtenfels registriert die IHK für Oberfranken Bayreuth bei den neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen ein Plus von 10,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Große Sorgen bereitet IHK-Gremiumsvorsitzenden Wilhelm Wasikowski die hohe Zahl an unbesetzten Ausbildungsplätzen.

Die IHK für Oberfranken Bayreuth verzeichnet im Landkreis Lichtenfels eine positive Entwicklung bei den neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen. Zum 31. Juli lag deren Zahl bei 156, was einem Zuwachs von 10,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Coronabedingt sind die Ausbildungszahlen 2020 in ganz Deutschland eingebrochen. Obwohl es im vergangenen Jahr im Landkreis ein rekordverdächtiges Plus von 50 Prozent gab, wurden die Vor-Corona-Werte noch nicht wieder ganz erreicht. Die Zahl der Neueintragungen liegt aber nur noch knapp fünf Prozent unter dem Wert von 2020 (Oberfranken -11 Prozent).

Geschlecht spielt wichtige Rolle bei der Wahl des Ausbildungsberufes

Die beliebtesten IHK-Ausbildungsberufe 2024 im Landkreis Lichtenfels – so Torsten Schmidt, Leiter Berufsausbildung bei der IHK - sind bisher die Kaufleute für Büromanagement, die Industriekaufleute, die Anlagenmechaniker(innen), die Fachinformatiker(innen) und die Verkäufer(innen). Während bei den Jungs der der Industriekaufmann und der Industriemechaniker hoch im Kurs stehen, sind es bei den Mädchen die Kauffrau für Büromanagement und die Verkäuferin.

"Ein Blick auf die vergangenen 20 Jahre zeigt, dass rund 40 Prozent der IHK-Ausbildungsverhältnisse erst nach dem 1. August unterschrieben werden", macht Schmidt deutlich. Man kann also davon ausgehen, dass die Zahl der Neueintragungen konservativ geschätzt bis zum Jahresende im Landkreis noch auf bis zu 250 ansteigt.

Wasikowski: Viel zu viele Ausbildungsplätze bleiben wieder unbesetzt

Hier gibt es allerdings eine große Unbekannte: Wie viele Ausbildungsplätze bleiben 2024 vakant? Derzeit sind bei der Agentur für Arbeit im Landkreis Lichtenfels noch 269 Ausbildungsplätze unbesetzt bei 67 unversorgten Bewerberinnen und Bewerbern. Ende Juli kommen also auf jeden unversorgten Jugendlichen 4,0 unbesetzte Ausbildungsplätze. Besonders viele freie Ausbildungsplätze gibt es bei den Handelsberufen, im Hoch- und Tiefbau, den Berufen in Lagerwirtschaft und Güterumschlag, in der Mechatronik und der Werkzeugtechnik.

"Die Zahlen zeigen deutlich: Ginge es nach den Unternehmen, der Zuwachs an Ausbildungsverhältnissen wäre noch viel höher", zeigt sich Wasikowski überzeugt. Die demografische Entwicklung und der Trend hin in die Hochschulen und Universitäten sind die beiden Hauptursachen für die Ausbildungslücke. Wasikowski: "Die Hochschulen kochen aber auch nur mit Wasser!" Dabei punkte die Ausbildung mit Praxisnähe, von Anfang an selbst verdientem Geld und den vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten mit Abschlüssen, die einem Bachelor oder Master gleichgestellt sind. "Auch Jugendliche ohne deutschen Pass können für die Unternehmen eine Chance sein", so Wasikowski. Allerdings müsse hier noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, dass eine Ausbildung mittel- und langfristig gegenüber Hilfsjobs eine viel bessere Alternative ist. Wasikowski: "Außerdem müssen sich auch die Deutschkenntnisse noch wesentlich verbessern!"

Insgesamt haben die Unternehmen für 2024/2025 rund 620 Ausbildungsplätze bei der Agentur für Arbeit gemeldet, darunter rund 400 von IHK-Mitgliedsunternehmen. Fast die Hälfte aller angebotenen Ausbildungsplätze waren Ende Juli noch unbesetzt. Ginge es also nach den Unternehmen, läge die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse deutlich höher.

Bayern hat vom achtjährigen (G8) wieder auf das neunjährige Gymnasium (G9) umgestellt. Deshalb wird im Jahr 2025 keine flächendeckende Abiturprüfung im Freistaat geben. Schmidt: "Wir müssen also davon ausgehen, dass es kommendes Jahr für die Unternehmen noch schwieriger wird, Auszubildende zu finden."