19.08.2024

Ausbildung: Aktuell Rückgang bei IHK-Neueintragungen

Stadt und Landkreis Hof: Viele Ausbildungsplätze noch unbesetzt

In Stadt und Landkreis Hof verzeichnet die IHK für Oberfranken Bayreuth bei den neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen aktuell ein Minus von 7,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. IHK-Gremiumsvorsitzenden Michael Bitzinger bereitet aber vor allem die hohe Zahl an unbesetzten Ausbildungsplätzen große Sorgen.

Die IHK für Oberfranken Bayreuth verzeichnet im IHK-Gremium Hof eine Stagnation Entwicklung bei den neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen. Zum 31. Juli lag deren Zahl bei 359, was einem Minus von 7,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. "Die Erfahrung zeigt, dass ein solcher Rückgang auch auf statistische Effekte zurückzuführen sein kann, etwa wenn ein wichtiger Ausbildungsbetrieb seine Ausbildungsverträge etwas später meldet als üblich", macht Bitzinger Hoffnung. Und an die Schulabgängerinnen und Schulabgänger gerichtet: "Unabhängig vom aktuellen Trend - in unseren Ausbildungsunternehmen sind noch viele Ausbildungsplätze frei!"

Coronabedingt sind die Ausbildungszahlen 2020 in ganz Deutschland eingebrochen. Die Zahlen haben sich seitdem zwar wieder spürbar erholt, liegen aber fast überall noch unter den Zahlen von 2019. So auch in der Stadt und im Landkreis Hof, wo die Zahl der Neueintragungen rund ein Viertel unter dem Wert von 2020 liegt.

Geschlecht spielt wichtige Rolle bei der Wahl des Ausbildungsberufes

Die beliebtesten IHK-Ausbildungsberufe 2024 im Raum Hof sind – so Torsten Schmidt, Leiter Berufsausbildung bei der IHK - bisher die Kaufleute im Büromanagement, die Handelsberufe, Fachlagerist(innen), Fachinformatiker(innen) sowie Industriemechaniker(innen) und Automobilkaufleute. Während bei den Jungs der Fachlagerist und der Fachinformatiker hoch im Kurs stehen, sind es bei den Mädchen die Kauffrau für Büromanagement und die Verkäuferin.

"Ein Blick auf die vergangenen 20 Jahre zeigt, dass rund 40 Prozent der IHK-Ausbildungsverhältnisse erst nach dem 1. August unterzeichnet werden", macht Schmidt deutlich. Man kann also davon ausgehen, dass die Zahl der Neueintragungen konservativ geschätzt bis zum Jahresende im Landkreis noch auf rund 650 ansteigt.

Bitzinger: Viel zu viele Ausbildungsplätze bleiben wieder unbesetzt

Hier gibt es allerdings eine große Unbekannte: Wie viele Ausbildungsplätze bleiben 2024 unbesetzt? Derzeit sind bei der Agentur für Arbeit in Stadt und Landkreis Hof noch 645 Ausbildungsplätze unbesetzt gemeldet bei 195 unversorgten Bewerberinnen und Bewerbern. Ende Juli kommen also auf jeden unversorgten Jugendlichen aktuell 3,3 unbesetzte Ausbildungsplätze. Besonders viele Ausbildungsplätze gibt es noch in den Handelsberufen, den Berufen von Lagerwirtschaft und Güterumschlag, im Hoch- und Tiefbau, im Fahrzeugbau, den Maschinenbau- und Betriebstechnikberufen, der Lebensmittelherstellung und den Gastronomieberufen.

Schulbildung: Strukturelle Probleme angehen

Rund 160 Programme von Bund und Ländern zur Berufsorientierung, Berufsvorbereitung und dem Übergangsmanagement gebe es laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). "So wichtig solche Programme sind, noch viel wichtiger ist es, schon während der Schulzeit mehr und zielgerichteter in unsere Kinder und Jugendlichen zu investieren", so das Plädoyer Bitzingers. "Unsere Kinder müssen – wenn sie die Schule verlassen – ordentlich Lesen, Schreiben und Rechnen können." Ziel müsse es sein, dass möglichst wenig Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlassen. Kommunen und Landkreise dürfen hier nicht allein gelassen werden.

"Längst haben die Ausbildungsbetriebe ihre Ansprüche gesenkt, da es meist schlicht oft auch an geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern fehlt", macht Bitzinger deutlich. "Es kann aber nicht die Aufgabe der Ausbildungsunternehmen sein, sich neben der beruflichen Bildung auch noch um die Basics der schulischen Bildung zu kümmern, etwa in dem sie Nachhilfeunterricht organisieren."

Insgesamt haben die Unternehmen für 2024/2025 gut 1.400 Ausbildungsplätze bei der Agentur für Arbeit gemeldet, darunter gut 900 von IHK-Mitgliedsunternehmen. Fast die Hälfte aller angebotenen Ausbildungsplätze waren Ende Juli noch unbesetzt. Ginge es also nach den Unternehmen, läge die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse deutlich höher.

Mit Sorge blicken die Unternehmen auf das Jahr 2025, wo die Umstellung vom achtjährigen auf das neunjährige Abitur abgeschlossen sein wird, es also keine flächendeckenden Abiturprüfungen gibt. Schmidt: "Wir müssen also davon ausgehen, dass es kommendes Jahr noch schwieriger wird, Auszubildende zu finden."