19.08.2024

Ausbildung: Aktuell 19,2 Prozent Zuwachs bei IHK-Berufen

Landkreis Kronach: Viele Ausbildungsplätze noch unbesetzt

Die IHK für Oberfranken Bayreuth verzeichnet im Landkreis Kronach bei den neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen einen deutlichen Zuwachs von 19,2 Prozent. Hans Rebhan, dem Vorsitzenden des IHK-Gremiums Kronach, bereitet aber vor allem die hohe Zahl an unbesetzten Ausbildungsplätzen große Sorgen.

Eine positive Entwicklung bei den neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen verzeichnet die IHK für Oberfranken Bayreuth im Landkreis Kronach. Zum 31. Juli lag deren Zahl bei 186, was einem Zuwachs von 19,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. "Auch wenn nicht auszuschließen ist, dass der hohe Zuwachs ein statistischer Effekt ist - etwa weil ein großer Ausbildungsbetrieb seine Verträge früher gemeldet hat als im Vorjahr – die Zahl der Neueintragungen wird auf jeden Fall das Vorjahresniveau übertreffen", zeigt sich Rebhan erfreut. Coronabedingt sind die Ausbildungszahlen 2020 in ganz Deutschland eingebrochen. Die Zahlen haben sich seitdem zwar wieder spürbar erholt, liegen aber fast überall noch unter den Zahlen von 2019, nicht aber im Landkreis Kronach, wo die Zahl der Neueintragungen 2,8 Prozent über dem Wert von 2020 liegt.

Geschlecht spielt wichtige Rolle bei der Wahl des Ausbildungsberufes

Die beliebtesten IHK-Ausbildungsberufe 2024 im Landkreis Kronach sind – so Torsten Schmidt, Leiter Berufsausbildung bei der IHK - bisher die Verkäufer(innen), Industriekaufleute, Elektroniker(innen) für Betriebstechnik, Kaufleute im Büromanagement, Mechatroniker(innen) sowie Fachinformatiker(innen). Das Geschlecht spielt bei der Berufswahl weiterhin eine wichtige Rolle. Während bei den Jungs der Elektroniker für Betriebstechnik und der Fachinformatiker hoch im Kurs stehen, sind es bei den Mädchen die Verkäuferin und die Industriekauffrau.

"Ein Blick auf die vergangenen 20 Jahre zeigt, dass rund 40 Prozent der IHK-Ausbildungsverhältnisse erst nach dem 1. August unterschrieben werden", macht Schmidt deutlich. Man kann also davon ausgehen, dass die Zahl der Neueintragungen bis zum Jahresende durchaus die 300er Marke knacken kann.

Rebhan: Viel zu viele Ausbildungsplätze bleiben wieder unbesetzt

Hier gibt es allerdings eine große Unbekannte: Wie viele Ausbildungsplätze bleiben 2024 unbesetzt? Derzeit sind bei der Agentur für Arbeit im Landkreis Kronach noch 306 Ausbildungsplätze als unbesetzt registriert bei 63 unversorgten Bewerberinnen und Bewerbern. Ende Juli kommen also auf jeden unversorgten Jugendlichen 4,9 unbesetzte Ausbildungsplätze. Nur im Raum Bamberg ist diese Quote genauso hoch. Besonders viele unbesetzte Ausbildungsplätze gibt es bei den Handelsberufen, im Bereich der Kunststoffverarbeitung, der Werkzeugtechnik sowie in der Maschinenbau- und Betriebstechnik sowie der Mechatronik.

Ausbildung oder Studium?

"Jeder, der studieren will, ein klares Ziel vor Augen hat, der soll auch studieren. Wer sich aber für ein Studium entscheidet, weil die Eltern das unbedingt wollen, weil die Freunde studieren oder weil einem gerade nichts Besseres einfällt, sollte sich unbedingt mit den vielfältigen Möglichkeiten der beruflichen Bildung auseinandersetzen", so der Appell von Rebhan. "Man verdient sein eigenes Geld, hat aber vor allem eine praxisnahe Ausbildung, kommt schneller in Personalverantwortung und kann sich auch weiterbilden mit einem Abschluss, der einem Bachelor oder gar Master der Hochschulen gleichgestellt ist."

Viele Unternehmen bieten auch ein duales Studium an. "Hier kombiniert man das Beste aus beiden Welten", macht Rebhan deutlich. "Auf der einen Seite eine praxisnahe Ausbildung im Unternehmen, auf der anderen Seite der wissenschaftliche Unterbau an einer Hochschule."

Insgesamt haben die Unternehmen für 2024/2025 gut 670 Ausbildungsplätze bei der Agentur für Arbeit gemeldet, darunter sind rund 490 von IHK-Mitgliedsunternehmen. Fast die Hälfte aller angebotenen Ausbildungsplätze waren Ende Juli noch unbesetzt. Ginge es also nach den Unternehmen, läge die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse deutlich höher.

Mit Sorge blicken die Unternehmen auf das Jahr 2025, wo in Bayern die Umstellung vom achtjährigen auf das neunjährige Abitur abgeschlossen sein wird, es also zumindest in Bayern keine flächendeckenden Abiturprüfungen gibt. Schmidt: "Wir müssen also davon ausgehen, dass es kommendes Jahr noch schwieriger wird, Auszubildende zu finden."