07.11.2024

Kulmbacher Wirtschaft weiter in Talsohle

Konjunkturentwicklung IHK-Gremium Kulmbach

Die wirtschaftliche Stimmung in der Region Kulmbach wird zu Beginn des Winterhalbjahres spürbar rauer, so die Quintessenz aus der Konjunkturbefragung (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 355 KB) der IHK für Oberfranken Bayreuth. Der IHK-Konjunkturklimaindex sinkt im Landkreis Kulmbach um zehn auf 97 Punkte.

24 Prozent der befragten Unternehmen aus dem Landkreis Kulmbach sind mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden, 26 Prozent hingeben berichten von einer schlechten Lage. Damit kippt die Lagebeurteilung zum ersten Mal für dieses Jahr in den leicht negativen Bereich.

Hauptursache ist das rückläufige Auftragsvolumen in den vergangenen sechs Monaten. So berichtet jedes zweite Unternehmen (52 Prozent) von nachlassenden Aufträgen im Inland. Auch die Auslastung der Unternehmen ist vergleichsweise schlecht. 40 Prozent der Befragten geben nicht ausreichend ausgelasteten Kapazitäten zu Protokoll. "Die schlechte konjunkturelle Lage in Deutschland ist längst auch im Kulmbacher Land angekommen.“, bewertet Harry Weiß, Vorsitzender des IHK-Gremiums Kulmbach, die Situation.

Erwartungen trüben sich ein

Auch die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate geben in der Region Kulmbach nach. Während 20 Prozent der Befragten eine Verbesserung ihrer Geschäftslage prognostizieren, sehen 24 Prozent einer Verschlechterung entgegen. Im Vergleich zu anderen oberfränkischen Teilregionen sehen die Kulmbacher Unternehmer allerdings nicht ganz so pessimistisch in die Zukunft.

"Das aktuelle Wahlergebnis in den USA ist sicher nicht dazu angetan, die Stimmung in den Unternehmen zu verbessern", so Weiß, der sich auf eine aktuelle IHK-Umfrage zur USA-Wahl bezieht. Demnach rechnen über drei Viertel der befragten Unternehmen mit Geschäftskontakten in die USA mit einer Verschlechterung der transatlantischen Geschäftsbeziehungen."

Mit dem Bruch der Regierungskoalition sind die Unsicherheiten für die Wirtschaft noch größer geworden. Deutschland brauche nun möglichst schnell eine handlungsfähige Regierung, die die Herausforderungen entschlossen angehen kann.

Bei den Prognosen zu Inlandsinvestitionen und den Beschäftigtenzahlen zeigen sich die Unternehmen jedoch deutlich pessimistischer. So rechnen mehr Befragte mit sinkenden als steigenden Investitionen im Inland (30 im Vergleich zu 22 Prozent). Zudem gibt knapp ein Viertel der Unternehmen an, überhaupt keine Investitionen zu planen. Und wenn Investitionen getätigt werden sollen, dann in erster Linie in Ersatzbeschaffungen und Rationalisierungen. Von Produktinnovationen und Kapazitätserweiterungen soll vor allem das Ausland profitieren.

Weiß: "Die Kulmbacher Wirtschaft steckt regelrecht fest, kommt nicht vom Fleck."

"Die geringe Investitionsneigung ist als Alarmzeichen zu sehen. Denn ohne Investitionen gibt es mittel- und langfristig kein Wachstum für die Wirtschaft im Raum Kulmbach.“ warnt Weiß. "Nur wenn Unternehmen Planungssicherheit haben und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen, nur dann werden sie investieren. Wir brauchen eine verlässliche Wirtschaftspolitik“. Die Unternehmen haben einen gigantischen Strukturwandel zu bewältigen. Weiß: "Produktion und Dienstleistungen werden digitaler, für Privathaushalte und Unternehmen hat das postfossile Zeitalter längst begonnen."

Die schwächelnde Konjunktur hinterlässt auch auf dem Arbeitsmarkt sichtbare Bremsspuren: Fast 30 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit einer sinkenden Belegschaftsstärke am Standort, nur 12 Prozent erwarten einen Beschäftigtenaufbau – hier liegt Kulmbach spürbar hinter den Vergleichswerten anderer oberfränkischer Landkreise.