05.08.2024

Für eine lebendige Innenstadt

Stadtspaziergang des IHK-Gremiums in Marktredwitz


Bei einem Stadtspaziergang machte sich das IHK-Gremium Marktredwitz-Selb ein Bild von der Situation in der Marktredwitzer Innenstadt. Das Gremium besuchte Innenstadtakteure aus Handel und Gastronomie vor Ort und stieß dabei auf jede Menge Unternehmergeist – und Lob für die Verwaltung.

„Wir veranstalten diese Stadtspaziergänge, um die Akteure miteinander ins Gespräch zu bringen. Letztes Jahr waren wir in Wunsiedel und kommendes Jahr werden wir Selb besuchen“, sagte der Vorsitzende des IHK-Gremiums, Dr. Roman Pausch. „Wir fragen danach, was die lokalen Einzelhändler und Einzelhändlerinnen, die Gewerbetreibenden sowie Investorinnen und Investoren, die städtischen Ämter und die Region tun können, um die Innenstädte lebendig zu halten.“ Deshalb waren bei dem Spaziergang nicht nur die Mitglieder des Gremiums dabei, sondern auch Vertreterinnen und Vertreter der Stadtverwaltung, der Wirtschaftsförderung und weitere Gäste.

Erste Station: Das Restaurant Kona im neuen Investitionsprojekt „Quartier am Stadtpark“. Zu dessen Investoren zählt Gerhard Schurig, Geschäftsführer der ADIUVIS Wirtschafts- und Steuerberatungsgesellschaft mbH in Marktredwitz, der auch dem IHK-Gremium angehört. Auf rund 4000 Quadratmetern entstehen im neuen Quartier Wohnungen und gewerbliche Flächen. Mit der Zusammenarbeit mit der öffentlichen Verwaltung zeigte Schurig sich zufrieden – eine Einschätzung, die Dr. Roman Pausch unterstrich: „Ein gutes Miteinander mit den Gebietskörperschaften zeichnet unsere Region aus“, sagte er aus Sicht der lokalen Wirtschaft. „Menschen, die etwas unternehmen wollen, werden unterstützt – schaut man anderswo hin, ist das leider keine Selbstverständlichkeit.“ Andernorts könne man zu oft den Eindruck gewinnen, dass statt Wirtschaftsförderung vielmehr „Wirtschaftsverhinderung“ betrieben werde, so Dr. Pausch.

Weiter ging es zu den beiden Läden „MAKsl“ von Patrick Schraml und „Die Blume der Stadt“ von Anna Gramsch – ein autonomer Supermarkt im Kleinformat mit beachtlicher Artikelauswahl sowie ein Blumen- und Deko-Laden mit Selbstbedienung. Beide Geschäfte sind 24/7, also rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr geöffnet, und funktionieren ohne Personal. Nur noch zum Bestücken werden Mitarbeitende gebraucht, bezahlt wird bargeldlos. Das Angebot werde gut angenommen, berichteten die beiden. Auch hier sei die Zusammenarbeit mit der Stadt gut: Im Rahmen des Sonderfonds „Innenstädte beleben“ ist die Stadt Mieterin der Räumlichkeiten und vermietet diese, als innerstädtisches Experiment, zu günstigeren Konditionen für einen festgelegten Zeitraum an die Gewerbetreibenden weiter, erläuterte Daniela Pöhlmann von der STEWOG.

Die dritte Station führte zum Concept-Store „Vibras y Sabor“ – deutsch: Stimmung und Geschmack. Yvonne und Miguel Andres Grados Guerrero bieten dort in ungewöhnlichem Ambiente Waren und Kulinarisches aus Peru an. Was braucht die Innenstadt, damit sich aufstrebende Einzelhändlerinnen und -händler gut entwickeln können? Mehr Besucherfrequenz wäre natürlich schön, sagt Yvonne Grados Guerrero, aber Marktredwitz sei nun mal eine mittelgroße Stadt: „Dafür sind wir zufrieden. Marktredwitz hat sich toll entwickelt und ist auf einem guten Weg.“

Ähnlich sieht es Gerald Vornberger von Augenoptik & Hörakustik Vornberger, der für sein Ladengeschäft zwei alte Häuser zusammenfügte und renovierte. „Wir sind schon lange an diesem Standort und haben in Marktredwitz wieder Potenzial gesehen. Das war zuvor nicht immer so.“ Auch Vornberger ist realistisch: „Wir werden keine Ströme von Menschen flanieren sehen, aber unsere Lage am Markt ist sehr gut.“ Die zweijährige Bauzeit sei nicht ohne Herausforderungen gewesen, aber der Draht zur Verwaltung sei gut und die Wege kurz, darauf komme es an. Wünschen würde sich Vornberger, dass die Innenstadt verlässlich erreichbar bleibt – „und etwas weniger Bürokratie“.

Abschließend kamen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Spaziergangs im Historischen Rathaus zusammen. Dort empfing Oberbürgermeister Oliver Weigel die Gruppe und gab einen Überblick über die aktuelle Entwicklung der Stadt und die größeren Investitionen der Wirtschaft vor Ort. Helmut Hagner, CEO der FREY-Gruppe, ermöglichte einen Einblick in das Geschäftsmodells, das die FREY-Gruppe zu einem wichtigen Bestandteil der Attraktivität der Einkaufsstadt Marktredwitz und zahlreicher weiterer Städte in Nordostbayern macht. „Ergebnis kommt von Erlebnis“, so sein Fazit und gleichzeitig Aufforderung an den Einzelhandel, den Fokus auf das Kundenerlebnis zu richten. Architekt und Stadtplaner Peter Kuchenreuther ging abschließend auf die Voraussetzungen für gelungene Stadtplanung ein. Auch er nannte die Besucherfrequenz und Erreichbarkeit der Innenstadt – auch in Hinblick auf Parkplätze, etwa am vorderen Markt – als entscheidend für den Erfolg des Einzelhandels.

Dr. Roman Pauschs Fazit nach dem Stadtspaziergang in Marktredwitz war – allen Herausforderungen zum Trotz – ein positives: „Hier investiert der Einzelhandel in die Zukunft – das beste Rezept, um eine Innenstadt lebendig zu halten.“