01.07.2024
Bamberg. Ist das heutige Konzept der beruflichen Bildung noch nachhaltig? Und verschafft eine konsequent nachhaltige Ausrichtung Betrieben auch bei der Suche nach Auszubildenden und Mitarbeitenden einen Vorteil? Die Tandem-Reihe Wissenschaft & Praxis stieß bei der Diskussion unter dem Titel „Fachkräfte der Zukunft gewinnen – Nachhaltigkeit in der betrieblichen Ausbildung“ schnell auf grundsätzliche Fragen. Die Antworten darauf unterschieden sich, aber nur in Nuancen. Gemeinsam vertraten die Diskutierenden – Professorin Silvia Annen, Sozialpädagoge und Schreiner Michael Goschenhofer, Geschäftsführungsmitglied Dipl.-Ing. (FH) Gisela Raab und mit Michael Stammberger der Leiter Ausbildung bei der Brose Gruppe – die Haltung, dass Nachhaltigkeit im Betrieb und auch in der Berufsbildung einen hohen Mehrwert hat.
Die Tandem-Reihe Wissenschaft & Praxis fördert den beidseitigen Transfer aus der Wissenschaft in die Betriebspraxis und umgekehrt. Entsprechend setzte Silvia Annen, die an der Universität Bamberg im Bereich Wirtschaftspädagogik eine Lehr- und Forschungseinheit leitet, die theoretischen Grundlagen. Ihre Forschungen zeigen unter anderem, dass eine qualitativ sehr hochwertige Bildung die Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung und den entsprechenden Transformationsprozess in Unternehmen ist. Eine Schlüsselrolle dafür nehmen die Ausbilderinnen und Ausbilder ein. „Gleichzeitig wissen aber nur fast 40 Prozent der Betriebe, welche Kompetenzen sie und damit auch ihre Ausbildenden für eine nachhaltige Bildung eigentlich benötigen.“
Die Vertreterin und Vertreter der an dieser Tandem-Veranstaltungen beteiligten Praxispartner sind bei dieser Frage schon ein Stück weiter. Bei dem Ebensfelder Familienbetrieb RAAB Bau GmbH gehört Nachhaltigkeit seit vielen Jahren zur Unternehmensphilosophie. „Wir befassen uns schon seit mehr als 30 Jahren mit Nachhaltigkeit, sie nimmt bei uns einen sehr hohen Stellenwert ein“, erklärt Gisela Raab, in der dieser Schwerpunkt begründet liegt. Gleichwohl sei es ein andauernder und nicht selbstverständlicher Prozess. Sie zeigte sich nicht sicher, ob die Nachhaltigkeit in der Firmenphilosophie ein Kriterium sei, weshalb sich Auszubildende für Raab entscheiden. „Ich denke, es ist das gesamte Konzept, das überzeugt. Wobei Nachhaltigkeit für uns dabei ja Grundlage ist.“
Ebenso wie das erfolgreiche Bauunternehmen aus dem Landkreis Lichtenfels hat auch die Zimmerei und Schreinerei Spundwerk GbR (Bamberg) keine Probleme, Auszubildende zu finden. „Sie finden meistens uns, fragen bei uns direkt nach“, bestätigt Michael Goschenhofer, der als Sozialpädagoge und Schreiner Mitinhaber des aktuell siebenköpfigen Betriebs ist. „Wir führen dies auf unsere Authentizität zurück. Wir leben einen nahhaltigen Umgang und setzen dieses verantwortungsvolle Handeln bei allen Projekten konsequent um.“ Spundwerk ist vor allem in der Sanierung tätig, setzt auf ökologisches Bauen. Dies spreche sich nicht nur bei Kunden herum, sondern auch bei Bewerberinnen und Bewerbern – kommt also an.
Die Brose Gruppe ist als Zulieferer der Automobilbranche tätig. „Aktuell wird die öffentliche Diskussion rund um die Autobranche leider fast ausschließlich von der Frage nach dem Antrieb bestimmt und darauf wird die Nachhaltigkeit reduziert“, verdeutlicht Michael Stammberger, der Leiter Ausbildung ist. „Dabei spielt Nachhaltigkeit für uns schon seit Jahrzehnten eine auch wirtschaftlich tragende Rolle.“ In der Branche sind entsprechende Zertifizierungen Grundlage des Geschäftsbetriebs, ohne diese würden Zulieferer nicht mehr zum Zuge kommen. „Darüber hinaus verfolgen wir bei der Ausbildung einen ganzheitlichen Ansatz, der auch das Silodenken zwischen Berufsbildern und Abteilungen aufbricht. Wir glauben, dass dies hinsichtlich der zukünftigen Entwicklungen absolut notwendig ist und leben den Gedanken, die Ausbildung als wertvollste Onboarding-Zeit zu sehen.“
Professorin Annen bestärkte Stammberger in seiner Sichtweise und Haltung. „Wir brauchen in der Berufsbildung eine Flexibilisierung.“ Kompetenzen, Fähigkeiten und Interessen der Auszubildenden müssten eine größere Rolle spielen. Die Wirtschaftspädagogin: „Das eine Konzept für alle – das wird nicht mehr funktionieren. Diese Flexibilisierung müssen wir in den Berufsbildungsordnungen umsetzen.“
Ausbildung als wichtigen Part einer nachhaltigen Philosophie denken
TANDEM-Reihe Wirtschaft & Praxis beschäftigt sich mit Nachhaltigkeit in der betrieblichen Ausbildung – „Ein (Ausbildungs-)Konzept für alle wird künftig nicht mehr funktionieren“
Bamberg. Ist das heutige Konzept der beruflichen Bildung noch nachhaltig? Und verschafft eine konsequent nachhaltige Ausrichtung Betrieben auch bei der Suche nach Auszubildenden und Mitarbeitenden einen Vorteil? Die Tandem-Reihe Wissenschaft & Praxis stieß bei der Diskussion unter dem Titel „Fachkräfte der Zukunft gewinnen – Nachhaltigkeit in der betrieblichen Ausbildung“ schnell auf grundsätzliche Fragen. Die Antworten darauf unterschieden sich, aber nur in Nuancen. Gemeinsam vertraten die Diskutierenden – Professorin Silvia Annen, Sozialpädagoge und Schreiner Michael Goschenhofer, Geschäftsführungsmitglied Dipl.-Ing. (FH) Gisela Raab und mit Michael Stammberger der Leiter Ausbildung bei der Brose Gruppe – die Haltung, dass Nachhaltigkeit im Betrieb und auch in der Berufsbildung einen hohen Mehrwert hat.
Die Tandem-Reihe Wissenschaft & Praxis fördert den beidseitigen Transfer aus der Wissenschaft in die Betriebspraxis und umgekehrt. Entsprechend setzte Silvia Annen, die an der Universität Bamberg im Bereich Wirtschaftspädagogik eine Lehr- und Forschungseinheit leitet, die theoretischen Grundlagen. Ihre Forschungen zeigen unter anderem, dass eine qualitativ sehr hochwertige Bildung die Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung und den entsprechenden Transformationsprozess in Unternehmen ist. Eine Schlüsselrolle dafür nehmen die Ausbilderinnen und Ausbilder ein. „Gleichzeitig wissen aber nur fast 40 Prozent der Betriebe, welche Kompetenzen sie und damit auch ihre Ausbildenden für eine nachhaltige Bildung eigentlich benötigen.“
Die Vertreterin und Vertreter der an dieser Tandem-Veranstaltungen beteiligten Praxispartner sind bei dieser Frage schon ein Stück weiter. Bei dem Ebensfelder Familienbetrieb RAAB Bau GmbH gehört Nachhaltigkeit seit vielen Jahren zur Unternehmensphilosophie. „Wir befassen uns schon seit mehr als 30 Jahren mit Nachhaltigkeit, sie nimmt bei uns einen sehr hohen Stellenwert ein“, erklärt Gisela Raab, in der dieser Schwerpunkt begründet liegt. Gleichwohl sei es ein andauernder und nicht selbstverständlicher Prozess. Sie zeigte sich nicht sicher, ob die Nachhaltigkeit in der Firmenphilosophie ein Kriterium sei, weshalb sich Auszubildende für Raab entscheiden. „Ich denke, es ist das gesamte Konzept, das überzeugt. Wobei Nachhaltigkeit für uns dabei ja Grundlage ist.“
Ebenso wie das erfolgreiche Bauunternehmen aus dem Landkreis Lichtenfels hat auch die Zimmerei und Schreinerei Spundwerk GbR (Bamberg) keine Probleme, Auszubildende zu finden. „Sie finden meistens uns, fragen bei uns direkt nach“, bestätigt Michael Goschenhofer, der als Sozialpädagoge und Schreiner Mitinhaber des aktuell siebenköpfigen Betriebs ist. „Wir führen dies auf unsere Authentizität zurück. Wir leben einen nahhaltigen Umgang und setzen dieses verantwortungsvolle Handeln bei allen Projekten konsequent um.“ Spundwerk ist vor allem in der Sanierung tätig, setzt auf ökologisches Bauen. Dies spreche sich nicht nur bei Kunden herum, sondern auch bei Bewerberinnen und Bewerbern – kommt also an.
Die Brose Gruppe ist als Zulieferer der Automobilbranche tätig. „Aktuell wird die öffentliche Diskussion rund um die Autobranche leider fast ausschließlich von der Frage nach dem Antrieb bestimmt und darauf wird die Nachhaltigkeit reduziert“, verdeutlicht Michael Stammberger, der Leiter Ausbildung ist. „Dabei spielt Nachhaltigkeit für uns schon seit Jahrzehnten eine auch wirtschaftlich tragende Rolle.“ In der Branche sind entsprechende Zertifizierungen Grundlage des Geschäftsbetriebs, ohne diese würden Zulieferer nicht mehr zum Zuge kommen. „Darüber hinaus verfolgen wir bei der Ausbildung einen ganzheitlichen Ansatz, der auch das Silodenken zwischen Berufsbildern und Abteilungen aufbricht. Wir glauben, dass dies hinsichtlich der zukünftigen Entwicklungen absolut notwendig ist und leben den Gedanken, die Ausbildung als wertvollste Onboarding-Zeit zu sehen.“
Professorin Annen bestärkte Stammberger in seiner Sichtweise und Haltung. „Wir brauchen in der Berufsbildung eine Flexibilisierung.“ Kompetenzen, Fähigkeiten und Interessen der Auszubildenden müssten eine größere Rolle spielen. Die Wirtschaftspädagogin: „Das eine Konzept für alle – das wird nicht mehr funktionieren. Diese Flexibilisierung müssen wir in den Berufsbildungsordnungen umsetzen.“
INFO:
Die Tandemreihe ist eine Gemeinschaftsinitiative der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, der IHK für Oberfranken Bayreuth und der Handwerkskammer für Oberfranken und bringt einmal pro Jahr Wissenschaft und Wirtschaft zusammen. Ziel ist es, den Austausch untereinander zu fördern und den beidseitigen Transfer von Wissen anzuregen.
Weitere, ständig aktualisierte Informationen zu der Veranstaltungsreihe finden Sie unter www.uni-bamberg.de/transfer/veranstaltungen/tandem
Die Tandemreihe ist eine Gemeinschaftsinitiative der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, der IHK für Oberfranken Bayreuth und der Handwerkskammer für Oberfranken und bringt einmal pro Jahr Wissenschaft und Wirtschaft zusammen. Ziel ist es, den Austausch untereinander zu fördern und den beidseitigen Transfer von Wissen anzuregen.
Weitere, ständig aktualisierte Informationen zu der Veranstaltungsreihe finden Sie unter www.uni-bamberg.de/transfer/veranstaltungen/tandem
Führten eine lebhafte und interessante Diskussion, die Sandra Peter von der IHK für Oberfranken Bayreuth (links) moderierte: Michael Stammberger (Leiter Ausbildung bei der Brose Gruppe), Gisela Raab (Mitglied der Geschäftsleitung der RAAB Bau GmbH), Sozialpädagoge und Schreiner Michael Goschenhofer (Spundwerk GbR) und Professorin Silvia Annen von der Universität Bamberg (von links).
© Dominik.Ochs.Fotografie