19.08.2024

Ausbildung: Aktuell 8,5 Prozent Zuwachs bei IHK-Berufen

Landkreis Kulmbach: Viele Ausbildungsplätze noch unbesetzt

Im Landkreis Kulmbach registriert die IHK für Oberfranken Bayreuth bei den neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen ein sattes Plus von 20,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Große Sorgen hingegen bereitet IHK-Gremiumsvorsitzenden Harry Weiß die hohe Zahl an unbesetzten Ausbildungsplätzen.

Die IHK für Oberfranken Bayreuth verzeichnet im Landkreis Kulmbach eine positive Entwicklung bei den neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen. Zum 31. Juli lag deren Zahl bei 191, was einem Zuwachs von 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Coronabedingt sind die Ausbildungszahlen 2020 in ganz Deutschland eingebrochen. Die Zahlen haben sich seitdem zwar wieder spürbar erholt, liegen aber fast überall noch unter den Zahlen von 2019. Zu den wenigen Ausnahmen zählt der Landkreis Kulmbach, wo das Vor-Corona-Niveau inzwischen wieder erreicht wurde.

Geschlecht spielt wichtige Rolle bei der Wahl des Ausbildungsberufes

Die beliebtesten IHK-Ausbildungsberufe 2024 im Landkreis sind – so Torsten Schmidt, Leiter Berufsausbildung bei der IHK - bisher die Industriekaufleute, die Fachinformatiker(innen) und die Verkäufer(innen). Während bei den Jungs der Fachinformatiker und der Industriekaufmann hoch im Kurs stehen, sind es bei den Mädchen die Industriekauffrau und die Automobilkauffrau.

"Ein Blick auf die vergangenen 20 Jahre zeigt, dass rund 40 Prozent der IHK-Ausbildungsverhältnisse erst nach dem 1. August unterzeichnet werden", macht Schmidt deutlich. Man könne also davon ausgehen, dass die Zahl der Neueintragungen konservativ geschätzt bis zum Jahresende im Landkreis noch auf rund 300 ansteigt.

Weiß: Viel zu viele Ausbildungsplätze bleiben wieder unbesetzt

Hier gibt es allerdings eine große Unbekannte: Wie viele Ausbildungsplätze bleiben 2024 unbesetzt? Derzeit sind bei der Agentur für Arbeit im Landkreis Kulmbach noch 284 Ausbildungsplätze unbesetzt gemeldet bei 82 unversorgten Bewerberinnen und Bewerbern. Ende Juli kommen also auf jeden unversorgten Jugendlichen 3,5 unbesetzte Ausbildungsplätze. Besonders viele Ausbildungsplatzangebote gibt es noch bei den Handels- und den Bauberufen und in der Lebensmittelherstellung.

"Jugendliche, die noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, dürfen jetzt nicht in Panik verfallen, schließlich stehen noch reichlich Plätze in den verschiedensten Ausbildungsberufen zur Verfügung. Die Unternehmen freuen sich über jede Bewerberin und jeden Bewerber", macht Weiß deutlich. "Genau diese große Zahl an unbesetzten Ausbildungsplätzen macht aber auch unseren Ausbildungsbetrieben Kopfschmerzen, nicht zuletzt, weil die geburtenstarken Jahrgänge zunehmend in den Ruhestand gehen."

Vorteile einer Ausbildung: Praxisnähe, eigenes Gehalt und Aufstiegsmöglichkeiten

Weiß: "Die große Praxisorientierung der Ausbildung, ein schnellerer Berufseinstieg als bei einem Studium, von Anfang an ein eigenes Gehalt, klare Karrierewege und die vielfältigen Möglichkeiten einer Weiterbildung sind die wichtigsten Pluspunkte für eine Ausbildung." Ein Weiterbildungsabschluss etwa als geprüfter Meister, Fachwirt oder Fachkaufmann ist einem Bachelorstudium gleichgestellt, der Abschluss als Geprüfter Betriebswirt oder Geprüfter Strategischer Professional dem eines Masterstudiums. "Ebenfalls wichtig: Das Risiko, nach einer Ausbildung ohne Arbeitsplatz dazustehen, ist deutlich geringer als bei einem Studium", macht Weiß deutlich.

Insgesamt haben die Unternehmen für 2024/2025 rund 630 Ausbildungsplätze bei der Agentur für Arbeit gemeldet, darunter etwa 420 von IHK-Mitgliedsunternehmen. Fast die Hälfte aller angebotenen Ausbildungsplätze waren Ende Juli noch unbesetzt. Ginge es also nach den Unternehmen, läge die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse deutlich höher.

Mit Sorge blicken die Unternehmen auf das Jahr 2025, wo die Umstellung vom achtjährigen auf das neunjährige Abitur abgeschlossen sein wird, es also keine flächendeckenden Abiturprüfungen gibt. Schmidt: "Wir müssen also davon ausgehen, dass es kommendes Jahr noch schwieriger wird, Auszubildende zu finden."