75 Jahre IHK-Magazin

Oasen in der Bleiwüste

Das erste Mitteilungsblatt „in einem neuen Gewand“, in Form gebracht durch einen Verlag, erschien Ende Juni 1949. Drucktechnisch aufbereitet wurden die wichtigsten Neuigkeiten der Industrie- und Handelskammer Karlsruhe schon in den Monaten vor der Geburtsstunde des ersten echten Magazins, das damals noch den Namen Mitteilungsblatt trug. Bis in die 2000er Jahre hinein wurde es von manchen Redakteuren, vielleicht liebevoll, vielleicht ein wenig abwertend, Mibla genannt. Das Mibla hat sich in den vergangenen 75 Jahren nach etlichen Relaunches zum WIMA gemausert. 
Mitten in der Bleiwüste findet man in den ersten Magazin der IHK Karlsruhe hier und da sprachliche und inhaltliche Perlen. In der Rubrik „Handel“ hieß es beipsielsweise unter der Überschrift „Mit den Augen einer Frau …“: „…und zwar einer Kundin betrachtet, präsentiert sich manches Einzelhandelsgeschäft anders als es vielleicht sein Inhaber sieht (Anm. der Redaktion: Männer schienen damals nicht zu shoppen). Hören wir also einige Beobachtungen aus dem berufenen Mund kritischer Kundinnen, die wir interviewt haben und die manchem Einzelhändler Anlaß zum Nachdenken geben.“ 
Vielleicht können auch einige unserer heutigen Geschäfte von den Weisheiten der Kundinnen der 40er/50Jahre profitieren, wie beispielsweis mit der vielleicht immer noch aktuellen Aussage: „Der Einzelhändler wirbt manchmal mehr für sein Geschäft, wenn er mir das Weggehen ohne Kauf erleichtert und mir dadurch jede Peinlichkeit erspart.“ Oder: „Wenn ich eine bestimmte Farbe wünsche, empfinde ich es zumindest als vermeidbare Ungeschicklichkeit, wenn ein Verkäufer einen Stapel Ware herbeiholt und dabei ausgerechnet m e i n e Farbe nicht vertreten ist.“

Trotz größter Sparsamkeit

Die finanzielle Situation der Kammer war damals nicht gerade rosig. Anfang des Jahres hieß es von Seiten der Geschäftsführung: „Nach Ablauf des Jahres 1948 sind die finanziellen Mittel trotz größter Sparsamkeit wieder bis auf einen kleinen Rest aufgebraucht.“ Als Konsequenz wurde um Verständnis dafür gebeten, dass man zu Beginn des Jahres einen „Vorschuß auf den Beitrag“ (damals zwölf DM pro Halbjahr) benötige. 
Das Magazin selbst kostete in der Produktion vermutlich wenig. Auf grafische Gestaltung wurde gänzlich verzichtet, ein paar Miniaturanzeigen spülten vielleicht ein wenig Geld in die Kassen. Interessant sind die verstreuten Appelle an die Mitgliedsbetriebe, beispielsweise die Bitte, „alle erhaltenen Auslandsanfragen zu beantworten. Es macht zweifelsohne auf das Ausland keinen guten Eindruck, wenn Anfragen unbeantwortet bleiben“. 
Die damaligen Rubriken reichten von einem aktuellen Schwerpunktthema über „Aus Recht und Wirtschaft“, „Steuerwesen“, „Arbeits- und Sozialrecht“, „Außenwirtschaft“, „Ausbildungswesen“, „Verkehr“, „Einzelhandel“, „Aus der Arbeit der bizonalen Ausschüsse“, der sich mit dem Zweizonenverband der Handelsvertreter und Handelsmakler beschäftigt über „Messen und Ausstellungen“, „Wissenswertes aus dem Kammerbezirk“, „Verschiedenes“ bis hin zur Rubrik „Bücher und Zeitschriften“. Zwischendurch wurde auch mal hingewiesen auf eine „Kundgebung gegen die Zurückhaltung von Kriegsgefangenen“. 
Das heutige WIMA hat seit dem Relaunch 2019 die Rubriken ein Stück weit von den IHK-internen Geschäftsbereichen getrennt und in Themenbereiche gegliedert, wie beispielsweise Fachkräfte (aktuell entsprechend der einfach.machen-Kampagne: einfach.können), Gründerszene (einfach.gründen) oder der Blick in die Welt (einfach.grenzenlos), der die frühere Außenwirtschaft ersetzt hat. Unter dem Titelthema einfach.fokussiert werden aktuelle und besonders relevante Themen von verschiedenen Seiten beleuchtet. 
Das Mibla befand sich übrigens mit seinem Geburtsjahr in bester Gesellschaft: Die FAZ wurde 1949 aus der Taufe gehoben, der Presseclub Karlsruhe erblickte das Licht der Welt, das Grundgesetz war geboren, die NATO wurde im April und der Europarat im Mai 1949 gegründet. 

Was geschah noch im Jahr 1949: 

  • 14. Februar: Gründung des Karlsruher Presseclubs
  • 26. März: Gründung der Fraunhofer-Gesellschaft 
  • 4. April: Gründung der NATO
  • 5. Mai: Gründung des Europarates
  • 8. Mai: Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland wurde beschlossen und genehmigt
  • 17. August: Der Otto-Versand wurde von Werner Otto in Hamburg gegründet.
  • 18. August: Der Schuhmachermeister Adolf Dassler gründet das Unternehmen adidas.
  • 7. September: Gründung der Deutschen Bundesbahn
  • 1. Oktober: Mao Zedong proklamiert die Volksrepublik China
  • 7. Oktober: Gründung der DDR 
  • 1. November: erste Ausgabe der FAZ
  • 6. Dezember: Gründung des DEHOGA

und außerdem:

  • Erfindung der Currywurst.
  • Geburt der Lego-Steine 
  • Ein neuer Mond des Neptun wurde entdeckt
  • Die ersten zwölf Frauen haben die Harvard Medical School erfolgreich abgeschlossen
  • Eine Kinokarte kostete 1,20, 1 kg Butter 5,12 DM, ein Bier 1,26 DM
  • Die Top 3 Industriebranchen waren: Bergbau, Feinkeramik, Glas, gefolgt von Maschinenbau, Elektrotechnik und Optik sowie Chemie
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