„Wir gehen davon aus, dass in Deutschland rund zwei Millionen Arbeitsplätze vakant bleiben“, so Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). „Das entspricht einem entgangenen Wertschöpfungspotenzial von fast 100 Milliarden Euro.“ Er warnte: „Die derzeit noch stabile Arbeitsmarktentwicklung und die vielen offenen Stellen dürfen nicht zu dem Fehlschluss verleiten, alles laufe relativ rund, und den meisten Unternehmen gehe es gut. Unter der Oberfläche braut sich seit geraumer Zeit eine gefährliche Mischung zusammen.“
Fachkräftemangel kostet Wertschöpfung
Der Fachkräftemangel koste Wertschöpfung und erhöhe etwa die Herausforderungen zur Finanzierung der öffentlichen Haushalte. In Kombination mit hohen Energiepreisen und den Herausforderungen der Transformation in Richtung Klimaneutralität könnten die immer größeren Personalengpässe bis hin zur Verlagerung von Produktion und Dienstleistung Dienstleistungen ins Ausland führen. Dercks mahnte weiter: „Das Fehlen von Fachkräften belastet nicht nur die Betriebe, sondern gefährdet auch den Erfolg bei wichtigen Zukunftsaufgaben: Energiewende, Digitalisierung und Infrastrukturausbau – für diese Aufgaben brauchen wir vor allem Menschen mit praktischer Expertise.“ Und die sind rar wie nie zuvor.
Über alle Branchen hinweg sehen sich den Umfrageergebnissen zufolge 53 Prozent der Betriebe von Personalengpässen betroffen – in der Region zwischen Alb und Bodensee sind es sogar 67,6 Prozent. Im Süden ist die Personalnot demnach deutlich größer als im Rest der Republik. Eine noch größere Diskrepanz gibt es bei der Suche nach Fachkräften mit abgeschlossener Ausbildung: Bundesweit sagen 48 Prozent der befragten Unternehmen, dass sie vergeblich nach solchen Fachkräften suchen – zwischen Alb und Bodensee sogar 81 Prozent. Gerade Absolventen der dualen Berufsausbildung sind im Süden sehr gefragt. Zugleich gibt es hierzulande ein großes Angebot an Ausbildungsplätzen, wovon viele Stellen nicht besetzt werden können. Wenn sich Schulabgänger in der Region für eine Berufsausbildung entscheiden, finden sie also eine breite Palette an Angeboten und erhalten später mit großer Sicherheit auch eine Anschlussbeschäftigung. Die Lösung der Fachkräfte-Probleme sehen die Unternehmen zwischen Alb und Bodensee in der Stärkung der beruflichen Bildung (46 Prozent), in der erleichterten Einstellung von Fach und Arbeitskräften aus dem Ausland (35 Prozent) sowie in der besseren Qualifizierung und Vermittlung Arbeitsloser (31 Prozent).