Projekt Digiscouts - junge Talente, große Ideen

Ob ein barcode-gestütztes System zum einfachen Ein- und Ausbuchen von Musterartikeln oder ein automatisierter Bestellprozess, der bei der Entnahme von Materialien aus dem Lager über einen QR-Code ausgelöst wird, es sind die kleinen Schritte, die auf dem Weg zur Digitalisierung zählen. Tägliche Prozesse zu digitalisieren – genau da setzt das Projekt Digiscouts an. Auszubildende übernehmen die Hauptrolle als Digiscout in ihren Betrieben. Das Drehbuch gibt vor, digitale Potenziale zu identifizieren und zeitschonende und effektive Maßnahmen umzusetzen. Präsentiert werden die Projekte nun bei einer gemeinsamen Veranstaltung der Handwerkskammer und der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart am 20. September im IHK-Haus.

Von den neuen digitalen Lösungen profitieren sollen vor allem Klein- und mittelständische Unternehmen. „Die Digiscouts sind ein Gewinn für die Betriebe, denn sie gestalten aktiv die Zukunft des Unternehmens mit,“ sagt Thorsten Pilgrim, Vizepräsident der IHK Region Stuttgart. „Und auch für die jungen Auszubildenden lohnt es sich. Sie lernen Verantwortung zu übernehmen, gemeinsam in Teams zu arbeiten und praxisnahe Lösungen zu entwickeln. Dies erweitert nicht nur ihre digitalen Fähigkeiten, sondern stärkt auch Eigeninitiative und Kreativität.“

In der modernen Arbeitswelt spiele die Digitalisierung eine entscheidende Rolle, um wettbewerbsfähig zu bleiben, ergänzt Rainer Reichhold, Präsident der Handwerkskammer Region Stuttgart. „Zum fünften Mal werden durch das Projekt Azubis zu Digitalisierungshelfern in ihrem Betrieb. Sie entwickeln neue Ideen, wie bestehende Arbeitsabläufe mit digitalen Tools effizienter werden, und setzen diese direkt um. So lernen sie, ein eigenes Projekt von Anfang bis Ende durchzuführen und den Unternehmen hilft es, digitale Innovationen ohne hohe externe Beratungskosten gezielt einzuführen.“

Das Digiscouts-Projekt soll die Digitalisierung auch über die Projektphase hinaus im Betrieb stärken – und im besten Fall entstehen sogar Karrieren daraus. Die Firma Hermann Bilz GmbH ist in diesem Jahr zum vierten Mal am Start. „Es ist beeindruckend zu sehen, wie aus Ansätzen konkrete Verbesserungen entstehen, die sowohl unseren Betrieb als auch die persönliche Entwicklung der Azubis voranbringen,“ sagt Thomas Rumpf, der als Konstruktions- und Entwicklungsleiter bei Bilz arbeitet und das Projekt Digiscouts betreut. Bestes Beispiel hierfür ist ein Azubi aus dem ersten Projektjahr. „Unser Azubi hat einen Produkt-Konfigurator entwickelt, den er auch weiterhin betreut. Inzwischen allerdings als Vertriebsleiter,“ so Rumpf.

Auch die Schreinerei Karl Westermann GmbH & Co.KG ist dieses Jahr das vierte Mal dabei. „Alle Digiscouts-Projekte, die bei uns entstanden sind, erleichtern unsere Arbeitsprozesse tagtäglich. Aber mich begeistert am meisten, wie viel selbstständiger die Azubis durch die neuen Aufgaben werden“, berichtet Raphael Knecht, Ausbilder der technischen Produktdesigner bei Westermann. Vor allem in den Bewerbungsgesprächen mit neuen Auszubildenden komme das Projekt sehr gut an. „Junge Menschen erwarten modernste Technik und digitale Prozesse an ihrem Arbeitsplatz. Dass sie bei uns als Digiscouts bei der Digitalisierung des Unternehmens mit anpacken und neue Fähigkeiten aufbauen können, finden sie immer gut.“

Das Azubiteam der Dommer Stuttgarter Fahnenfabrik GmbH, Stuttgart, nahm sich zum Ziel, ein strukturiertes und transparentes Verkaufsmusterlager mit Hilfe eines Scansystems zu schaffen. Dieses barcode-gestützte System ermöglicht das einfache Ein- und Ausbuchen von Musterartikeln und bietet einen schnellen Überblick über den Lagerbestand. Das Projekt verbessert die Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Effizienz beim Handling von Musterartikeln.

Das bestehende Lager- und Bestellsystem durch eine digitale Lösung zu optimieren – dieses Ziel hatten sich die Digiscouts der Elektro Lillich GmbH, Asperg, mit ihrem Projekt gesetzt. Bestände werden seit der Implementierung elektronisch erfasst und übersichtlich dargestellt. Bestellungen werden direkt bei der Entnahme durch Monteure über einen QR-Code ausgelöst, was den Prozess vereinfacht und Engpässe verhindert. Die Automatisierung entlastet Personal, erleichtert Inventuren und beugt potenziellen Diebstählen vor.

Mit der Digitalisierung der Arbeitsplätze in der Spritzerei haben die Azubis der Fried Kunststofftechnik GmbH, Urbach, die papierbasierten Prozesse in der Produktion durch digitale Arbeitsanweisungen ersetzt, um Effizienz und Übersichtlichkeit zu steigern. Lange Laufwege, hohe Druck- und Lagerkosten gehören der Vergangenheit an und Beschäftigte profitieren von strukturierten Schritt-für-Schritt-Anweisungen, die schnell zugänglich sind und die Abläufe beschleunigen. Die digitale Umstellung reduziert so nicht nur Kosten, sondern optimiert auch den gesamten Produktionsprozess.

Im Rahmen des Digiscouts-Projektes bei der Hermann Bilz GmbH & Co KG, Esslingen, wurden Ausbildungsangebote auf der Webseite überarbeitet und attraktiver gestaltet. Ziel war es, den Bewerbenden einen besseren Einblick in die Berufsausbildung und die Tätigkeiten im Unternehmen zu ermöglichen. Durch die Integration von Videos und detaillierten Beschreibungen wird es den potenziellen Auszubildenden zukünftig erleichtert, eine fundierte Entscheidung über ihre Bewerbung zu treffen.

In der ITronic GmbH, Erdmannhausen, hat das Azubi-Team den papierbasierten Prozess der Mitarbeiterbewertungen digitalisiert: Die Bewertungen werden über ein Tablet ausgefüllt, digital unterschrieben und automatisch auf dem Server abgelegt. Dadurch werden Effizienz und Nachhaltigkeit der Mitarbeitergespräche gesteigert.

Eine bessere Übersicht und Organisation bei der Verwaltung von Aufmaßgeräten und Handmaschinen: Dieses Ziel haben sich die Digiscouts der K. Westermann GmbH + Co. KG, Denkendorf, vorgenommen und mit Hilfe eines digitalen Buchungssystems umgesetzt. Mitarbeitende können zukünftig flexibel Verfügbarkeiten der Werkzeuge prüfen und Reservierungen im Voraus digital vornehmen. Das Ergebnis: die Verwaltung der Werkzeuge wird transparent, planbar und benutzerfreundlich.

Lagerchaos adé! Das zweiköpfige Azubi-Team der Schurig GmbH, Bönnigheim, hatte sich vorgenommen das Lager mithilfe eines Barcode-Systems zu ordnen. Alle Waren werden zukünftig beim Einlagern und Entnehmen gescannt. Der Lagerbestand wird im System sichtbar und Nachbestellungen erfolgen automatisch bei Unterschreiten des Mindestbestands. Die Lageroptimierung führt zu mehr Überblick, einfacheren Inventuren und einer Reduktion von Engpässen.

Das Projekt, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert und durch das RKW-Kompetenzzentrum umgesetzt wird, erhielt in der Region Stuttgart zusätzliche Unterstützung durch die RKW Baden-Württemberg GmbH sowie die Industrie- und Handelskammer und die Handwerkskammer der Region Stuttgart. Die diesjährigen Digiscouts gingen im Februar 2024 an den Start. Weitere Beispiele für erfolgreich umgesetzte Projekte finden Sie auf der offiziellen „Digiscouts“-Website unter der Rubrik „Projekte“.