Pressemitteilung 29. Oktober 2024

Industriebetriebe in der Region tiefer in der Krise als landesweit

Claus Paal: Wirtschaft fehlt jegliches Verständnis für Uneinigkeit in der Regierung

Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage für die Industriebetriebe in der Region Stuttgart zeigen, wie notwendig eine scharfe Kurskorrektur in der Wirtschaftspolitik von Bund und Ländern ist. Mittlerweile befinden sich rund 36 Prozent der Industriebetriebe in einer schlechten wirtschaftlichen Lage – das sind 16 Prozentpunkte mehr als noch im Frühsommer und gut vier Prozentpunkte mehr als landesweit.

Unternehmen nehmen politische Rahmenbedingungen als Geschäftsrisiko wahr

„Wir erwarten von einem Industriegipfel im Kanzleramt, dass sich die Politik zusammenrauft und gemeinsame Entscheidungen zur Entlastung der Wirtschaft trifft“, sagt IHK-Präsident Claus Paal. „Unterschiedliche Treffen mit verschiedenen Akteuren in Berlin, der anhaltende Schlingerkurs und die Uneinigkeit sprechen bislang eine andere Sprache und sind alles andere als ein Rückhalt für unsere Betriebe.“ Im Gegenteil: 40 Prozent der Industrieunternehmen in der Region bewerten mittlerweile die politischen Rahmenbedingungen als Geschäftsrisiko. Für den IHK-Präsidenten ist klar: „Wir brauchen klare Signale einer gemeinsam agierenden Regierung, die die Unternehmen dazu ermutigen, wieder am Standort zu investieren. Im Grunde muss man die Regierung auffordern, einen gemeinsamen Gipfel zu organisieren, sonst macht der Besuch der getrennten Veranstaltungen keinen Sinn.“

Abbau von Subventionen und Förderprogrammen könnte Spielraum schaffen

Zu den notwendigen Signalen gehören für Paal neben dem Abbau der lähmenden Bürokratie vordringlich Investitionen in die teils marode oder fehlende Infrastruktur sowie wettbewerbsfähige Energiepreise und Steuern. „Ein mutiges Durchforsten von Subventionen und Förderprogrammen könnte die Grundlage dafür sein. Wir benötigen auch dringend eine Diskussion, was staatliche Aufgaben sind und was nicht, bevor wir über immer mehr Schulden sprechen“, sagt er.
Derzeit planen nur noch 18 Prozent der Unternehmen, künftig mehr am Standort zu investieren, jedes zweite Unternehmen wird die Investitionen verringern. Dabei wird hauptsächlich in die Instandhaltung vorhandener Güter investiert.
Größtes Problem für die Industriebetriebe in der Region derzeit: die schwächelnde Nachfrage. Für die Inlandsnachfrage sagen das 83 Prozent, für die Nachfrage aus dem Ausland 61 Prozent. Die zweijährige Flaute in den Auftragsbüchern führt dazu, dass inzwischen auch weniger produziert wird – mit Folgen für die Kapazitätsauslastungen, die mittlerweile bei 77 Prozent liegen und damit etwa sechs Prozentpunkte unter dem langfristigen Durchschnitt.

Blick in die einzelnen Industriebranchen

Die aktuelle Situation in der Konsumgüterindustrie ist für die Unternehmen herausfordernd. Trotz gesunkener Inflation und steigender Reallöhne bleiben die privaten Haushalte in der Region Stuttgart sparsam. Fast die Hälfte der Unternehmen meldet einen Rückgang der Auftragseingänge. Zudem bleibt der Kostendruck durch die hohen Energiepreise ein großes Problem – das sagen 60 Prozent der Unternehmen.
Die Lage bei den Vorleistungsgüterproduzenten, insbesondere in der Metallerzeugung und -verarbeitung, ist ebenfalls angespannt. Fast 70 Prozent der Metallproduzenten berichten von einer sinkenden Inlandsnachfrage, 50 Prozent verzeichnen einen Rückgang beim Export. Zudem betrachten 67 Prozent der Unternehmen die Nachfrage der Exportwirtschaft als Risiko. Auch die Energiepreise werden von der Hälfte der Unternehmen als Geschäftsrisiko eingestuft.
In der Maschinenbauindustrie berichten 36 Prozent der Unternehmen von einer schlechten Geschäftslage - 12 Prozentpunkte mehr als im Frühsommer. Besonders den Auslandsabsatz sehen die Betriebe zunehmend als Geschäftsrisiko, mit 61 Prozent sagen das neun Prozentpunkte mehr als noch im Frühsommer.
Die wirtschaftliche Lage in der Elektrotechnikbranche hat sich seit dem Frühsommer deutlich verschlechtert. 36 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Ertragslage als schlecht.
Informationen zur Umfrage: An der Konjunkturumfrage in der Region Stuttgart haben sich zwischen dem 9. und 27. September 2024 rund 700 Unternehmen alles Größen und Branchen beteiligt.