16.02.2023

Regionale Wirtschaft mit leichter Winter-Erholung

Die Stimmung in der regionalen Wirtschaft hat sich im Winter wieder weitgehend stabilisiert. Nach dem Energieschock im Herbst springt der regionale IHK-Indikator für das Konjunkturklima auf 90 Punkte, ein deutliches Plus von 27 Punkten seit der Herbst-Umfrage. Befürchtete Versorgungsengpässe bei Gas und Strom sind ausgeblieben. Die aktuelle Geschäftslage der Unternehmen in der Wirtschaftsregion Hannover hat sich in den letzten Monaten positiv entwickelt und ist im Saldo wieder positiv bei +10 (Herbst 22: -3). Auch die Geschäftserwartungen sind wieder etwas aufgeklart, von -59 im Herbst auf aktuell -26. Leichte Erholung aber noch keine Entspannung, so das Fazit der Winterkonjunkturumfrage der IHK Hannover bei rund 500 Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen.

„Der milde Winter und kurzfristige betriebliche Einsparungseffekte haben sich positiv auf die Energieversorgung ausgewirkt. Die befürchtete Mangellage ist zwar ausgeblieben und die Energiepreise sind zuletzt gesunken, allerdings auf sehr hohem Niveau. Das Ziel einer nachhaltigen unabhängigeren Energiesicherung zu wettbewerbsfähigen Preisen ist aber nur durch eine deutliche Angebotsausweitung zu erreichen. Für energieintensive Unternehmen wird es auf dem heutigen Preisniveau immer schwieriger noch ein tragfähiges Geschäftsmodell aufrecht zu erhalten“, sagt Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Hannover. Die Unternehmen haben auf die hohen Gas- und Strompreise über nahezu alle Branchen in den letzten Monaten reagiert: Energie sparen, gestiegene Kosten wo möglich an die Kunden weitergeben und kurzfristige Investitionen in Energiesparmaßnahmen umsetzen. Dabei hat sich allerdings auch gezeigt, dass das Ausweichen auf andere Energieträger technisch oder aufgrund schleppender behördlicher Zulassung nicht überall möglich war.

Die viel diskutierten Strom- und Gaspreisbremsen helfen sieben Prozent (Gas) und acht Prozent (Strom) der befragten Betriebe in der Region kurzfristig weiter, rund ein Viertel der Unternehmen erwartet davon keine stabilisierende Wirkung und über die Hälfte der Unternehmen ist über die Wirkung der Preisbremsen in der betrieblichen Praxis noch indifferent. Auf die aktuelle Finanzlage der Unternehmen haben sich die hohen Energiepreise bisher noch nicht nachhaltig in der Breite ausgewirkt: Bei rund drei Viertel der Unternehmen ist die Finanzlage im Winter nahezu unverändert (IHK-Umfrage 2021: 80 Prozent) und bei 13 Prozent der Betriebe (2021: 12 Prozent) war das Eigenkapital in den letzten Monaten rückläufig. Allerdings klagt aktuell bereits jeder achte Betrieb über Liquiditätsengpässe, ein deutliches Plus zum Vorjahr mit nur vier Prozent an Betrieben mit Liquiditätsproblemen.

Besorgniserregend bleibt der Blick in energieintensive Industriebereiche. Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern wie Stahl, Glas, Papier/Pappe oder Stein haben bereits acht Prozent der Betriebe gemeldet, dass eine Verlagerung der Produktion in das Ausland erwogen werde. „Hier ist die Politik dringend gefordert, alle Anstrengungen zu unternehmen industrielle Kerne auch mit energieintensiver Produktion in der Region erst einmal zu sichern und Rahmenbedingungen für die Transformation einer wettbewerbsfähigen Produktion in Richtung Klimaneutralität zu schaffen“, so Maike Bielfeldt.