19.02.2024

Verwaltungsdigitalisierung – Unterschätzter Katalysator für die Wirtschaft?

Die Unternehmerverbände Niedersachsen (UVN) und die IHK Hannover hatten für den 20. Februar zum Austausch über die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung in Niedersachsen in die IHK Hannover am Bischofsholer Damm eingeladen. Zahlreiche interessierte Gäste aus Wirtschaft und Verwaltung verfolgten den Impulsvortrag der Innenministerin Daniela Behrens und die Diskussionsrunde mit vier Expertinnen.
Die Digitalisierung hat in der öffentlichen Wahrnehmung durch die verschiedenen Krisen an Bedeutung verloren. Dennoch bleibt sie weiter hoch aktuell. Aus diesem Grund nehmen wir in dieser Kooperationsveranstaltung die Schnittstelle der Digitalisierung zwischen Verwaltung und Unternehmen verstärkt in den Blick. Im Austausch mit Expertinnen aus der Praxis möchten wir herausstellen, wo die Chancen der Digitalisierung bereits gut genutzt werden, um effizient zusammenzuarbeiten und wo es noch Potenziale für Verbesserungen gibt. Denn eines ist klar: Eine funktionsfähige und effiziente Verwaltung ist elementar für einen erfolgreichen Wirtschaftsstandort.

Zitate
Daniela Behrens, Niedersächsische Ministerin für Inneres und Sport
„Die Modernisierung der Verwaltung ist mir persönlich ein wichtiges Thema. Noch vor wenigen Jahren waren Telearbeit, Homeoffice und Videokonferenzen die absolute Ausnahme. Heute sind diese hingegen gelebte Praxis und gehören zum Alltagsgeschäft in Unternehmen und Behörden dazu. An rund 20.000 Arbeitsplätzen der Landesverwaltung wird bereits mit elektronischen Akten gearbeitet und für die weitere digitale Transformation bereiten wir den neuen Handlungsplan ‚Digitale Verwaltung Niedersachsen‘ vor. Das zeigt deutlich: In den Behörden findet gerade ein fundamentaler Wandel statt. Neben Bürgerinnen und Bürgern erwarten auch Unternehmen zeitgemäße Onlinezugänge zu Verwaltungsvorgängen, effiziente und schnelle Bearbeitung von ihren Anliegen und die Nutzung vorhandener Daten. Dabei ist essenziell die Cybersicherheit. Dafür brauchen wir gemeinsame Mindeststandards. Dies gilt sowohl für die öffentliche Verwaltung als auch für die Wirtschaft. Das Zusammenspiel aus öffentlichem und privatem Sektor hat Deutschland seit jeher stark gemacht und dies wird auch im Zuge dieser großen Umwälzungen so bleiben.“
Katarina Bartz, Partner Government & Public Sector, Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
„Die Reduktion von bürokratischem Aufwand und die damit verbundenen hohen Kosten sowie Zeitverluste steht seit einiger Zeit weit oben auf der politischen Agenda. Für eine Entlastung von Unternehmen, Bürger:innen und der Verwaltung ist ein ganzheitliches Maßnahmenpaket erforderlich, mit dem Berichtspflichten überprüft und weitreichende Ende-zu-Ende- Digitalisierungsmaßnahmen implementiert werden.“
Karina Möllenhoff, Head of Digital Transformation Public Sector, Bechtle IT-Systemhaus Hannover
„Nahezu alle kommunalen Haushalte in Niedersachsen sind defizitär. Ohne zentrale Infrastruktur und die Nutzung konsolidierter Daten in der Verwaltung, werden Kommunen alles andere als ein Katalysator für die lokale Wirtschaft sein.“
Prof. Dr. Margrit Seckelmann, Professorin für Rechtswissenschaften, Leibniz Universität Hannover
„Der deutsche Föderalismus bietet Risiken, aber auch Chancen für die Verwaltungsdigitalisierung. Man könnte das Umsetzungstempo deutlich erhöhen, wenn man statt digitaler Insellösungen stärker in Standardisierungen und Schnittstellen denken würde; das Onlinezugangsgesetz kann hier allenfalls ein ‚erster Aufschlag‘ sein.“
Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin, Industrie- und Handelskammer Hannover
„Unsere jüngste IHK-Digitalisierungsumfrage hat die Kluft zwischen Wirtschaft und Verwaltung deutlich offengelegt: 80 Prozent unserer Betriebe bemängeln den zögerlichen Fortschritt der Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung. Effiziente Verwaltungsdigitalisierung ist aber mit der wichtigste Schlüssel für mehr Geschwindigkeit, vor allem bei Planungs- und Genehmigungsverfahren für die notwendigen Investitionsprojekte zur Transformation unserer Wirtschaft.“
Dr. Volker Müller, Hauptgeschäftsführer, Unternehmerverbände Niedersachsen e.V. (UVN)
„Für die meisten Unternehmen gehört die digitale Transformation zur Unternehmensentwicklung. Doch die Lücke zu den öffentlichen Verwaltungen wird immer größer. Hier besteht der größte Nachholbedarf. Die Bürokratie und ihr schleppender Abbau sind ein weiterer Hemmschuh für die Geschwindigkeit und Entwicklung unserer Wirtschaft.“