30.10.2024

Ausbildungsmarkt in der Region Hannover ist stabil

In den letzten Wochen haben tausende junger Menschen ihre betriebliche Ausbildung in Industrie, Handel und Handwerk in der Region Hannover gestartet. Ein guter Grund für die IHK Hannover, die Agentur für Arbeit Hannover und die Handwerkskammer Hannover gemeinsam einen Blick auf aktuelle Entwicklungen, Zahlen und Trends für den Ausbildungsmarkt 2024 zu werfen.
Mit 4.500 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen (Vorjahr 4.503) zeigt sich der Ausbildungsmarkt bei den IHK-Berufen im Bereich der Region Hannover im Jahr 2024 erfreulich stabil. Bei den kaufmännischen Berufen sind für das Ausbildungsjahr 2024 mit Stand Ende September bisher 2.980 Ausbildungsverträge abgeschlossen worden (-0,2 Prozent zum Vorjahr), die industriell-technischen Berufe bleiben mit 1.520 Ausbildungsverträgen (+0,2 % zum Vorjahr) auf einem hohen Niveau. Auch in der langfristigen Betrachtung hat sich der Ausbildungsmarkt in der Region Hannover bei den IHK-Berufen immer mit Schwankungen insgesamt positiv entwickelt. Seit der Gründung der Region Hannover im Jahr 2002 stieg die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge bis heute um 3,8 Prozent, getrieben vor allem durch ein Plus von 24,1 Prozent bei den industriell-technischen Berufen, während die kaufmännischen Berufe über die letzten zwanzig Jahre leicht rückläufig waren (-4,2 Prozent).
Die Ausbildungsbereitschaft der Handwerksbetriebe ist weiterhin hoch. Eine handwerkliche Ausbildung absolvieren in der Region Hannover derzeit 4.608 Auszubildende. Im Vorjahr waren es zum gleichen Zeitraum 4.591 eingetragene Ausbildungsverträge. 1.886 neu eingetragene/eintragungsfähige Verträge wurden registriert. Mit einem Plus von 12 Verträgen liegt die Quantität der Ausbildungsverhältnisse damit auf Vorjahresniveau.
Zuwächse sind vor allem im Bau- und Bauausbauberufen zu verzeichnen, die eine besondere Rolle im Zusammenhang mit den Transformationsprozessen spielen: So wurden zum Beispiel bei den Elektronikern 242 neue Ausbildungsverhältnisse eingetragen. Vor sieben Jahren lag die Zahl bei 218 neuen Verträge (plus 11 Prozent). Noch deutlicher ist die Steigerung bei den Anlagenmechanikern von seiner-zeit 184 auf nunmehr 238 neue Verträge (plus 29 Prozent) und bei den Dachdeckern von 65 auf 102 neue Verträge (plus 57 Prozent). Gerade in diesen Berufen werden junge Menschen dringend benötigt, wenn in Deutschland die Energie- und Klimawende gelingen soll.
Mehr ausländische Jugendliche in der Ausbildung
In den IHK-Berufen stieg die Zahl der Auszubildenden mit ausländischem Pass in der Region Hannover auf aktuell 631 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge im Jahr 2024, das entspricht einem Anteil von 14 Prozent am regionalen Ausbildungsmarkt. Die Top-5-Herkunftsländer 2024 von Auszubildenden mit Migrations- oder Fluchtgeschichte waren Vietnam, Irak, Ukraine, Syrien und die Türkei. Seit 2015 ist der Anteil ausländischer Jugendlicher in der IHK-Ausbildung in der Region Hannover um 188 Prozent gestiegen.
In der Region Hannover sind derzeit 935 Jugendliche mit nicht deutschem Pass in einer handwerklichen Ausbildung (2017: 715 – plus 31 Prozent).
Ausbildung attraktiver machen
Die duale Ausbildung ist ein zentraler Pfeiler bei der Fachkräftesicherung im demografischen Wandel, der gerade erst beginnt. Die stabile Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt 2024 darf auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Nachwuchspotenzial in der Ausbildung bei weitem noch nicht ausgeschöpft wird. In der jüngsten IHK-Ausbildungsumfrage gab bereits jeder zweite Ausbildungsbetrieb an, seine Ausbildungsplätze nicht in vollem Umfang besetzen zu können. Die Ausbildungsbetriebe in der Region Hannover haben im aktuellen Ausbildungsjahr massiv in ihr Ausbildungsangebot und Ausbildungsmarketing, in Sprachförderung und Nachwuchsbetreuung investiert. In den kommenden Jahren ist weiter mit einem deutlichen Anstieg von Schulabsolventen mit Flucht- oder Migrationshintergrund zu rechnen.
Die regionalen Partner in der Berufsausbildung erwarten daher, dass die erfolgreiche Integration in Ausbildung durch ein ausreichendes Angebot frühzeitiger Sprachförderung und Berufsorientierung durch die Politik unterstützt wird. Überfällig ist das in anderen Bundesländern bereits umgesetzte Mobilitätsangebot mit einem vergünstigten Deutschlandticket für Ausbildende, das dringend vom Land Niedersachsen eingefordert wird, um die Attraktivität der Ausbildung real zu erhöhen.
O-Ton IHK
„Die stabile Entwicklung bei den IHK-Berufen in diesem Jahr ist sehr erfreulich, aber die Möglichkeiten auf dem Ausbildungsmarkt sind bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Insbesondere durch eine noch aktivere Ansprache von jungen Menschen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte ergeben sich in den nächsten Jahren neue Chancen, das Nachwuchspotenzial in der Ausbildung in der Region Hannover nachhaltig zu erhöhen. Unsere Ausbildungsbetriebe haben in Integrationsbetreuung und sprachliche Förderung investiert und werden das weiter aus-bauen, aber wir erwarten hier auch entsprechende Flankierung mit Angeboten für frühzeitige Sprachförderung in den Schulen und beim Start in die Ausbildung. Und die Deutschlandcard für Auszubildende in Niedersachsen wäre einmal ein klares Signal für den Wert der Ausbildung in unserem Land, über politische Lippenbekenntnisse hinaus“, sagt Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Hannover.
O-Ton HWK
„Die duale Ausbildung im Handwerk ist ein zentraler Pfeiler des deutschen Bildungssystems und der Fachkräftesicherung. Sie befindet sich im Wandel und ist von zahlreichen Megatrends beeinflusst: Digitalisierung, Dekarbonisierung und demografischer Wandel haben zur Überarbeitung von Ausbildungsordnungen, zu einer Anpassung der betrieblichen und überbetrieblichen Ausbildungsinhalte geführt.
Handwerksbetriebe reagieren mit neuen Konzepten, um die Ausbildung attraktiv zu gestalten, um so wettbewerbsfähig zu bleiben. Bemerkenswert ist, dass sich die Zahl der Auszubildenden mit (Fach-) Hochschulreife in den letzten sieben Jahren von 12 Prozent auf nunmehr über 20 Prozent erhöht hat. Der auf 31 Prozent gestiegene Anteil von Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte zeigt, dass Handwerksunternehmen einen Beitrag zu Integration und Teilhabe leisten. Gleichzeitig wird aber auch klar, wie wichtig frühzeitige Sprachförderung ist, damit qualitativ Ausbildung überhaupt gelingen kann. Finanzielle Mittel für Sprach- und Integrationskurse zu kürzen, ist kurzsichtig und der völlig falsche Weg“, beschreibt Dr. Carl-Michael Vogt, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Hannover, die aktuelle Situation.
O-Ton Agentur für Arbeit
„Die Nachfrage nach Auszubildenden ist gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen. Das entspricht dem zunehmenden Fachkräftebedarf der Unternehmen. Sehr erfreulich ist, dass die vakanten Ausbildungsstellen zunehmend auch von ausländischen Jugendlichen angenommen werden. Immer mehr Jugendliche ohne deutsche Staatsangehörigkeit machen eine Ausbildung. Ihr Anteil stieg bei den in Ausbildung Beschäftigten in den letzten 10 Jahren von 7,6 Prozent im Jahr 2014 auf 16,4 Prozent Ende 2023.
Außerdem stellen wir fest, dass die Auszubildenden, in den letzten zehn Jahren, immer älter werden. Das entspricht der demografischen Entwicklung am Arbeitsmarkt. Die Gruppe der 15-25 Jahre alten Auszubildenden wird kleiner und der Ausgleich gelingt über die Gruppe der Personen über 25 Jahren. Die Gruppe der über 25-jährigen Auszubildenden ist um über 1.478 Personen auf 4.805 gestiegen.
Viele Unternehmen suchen noch nach Auszubildenden. Vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden wir daher noch ein Angebot machen können. Es stehen gemeinsame Wochen der Nachvermittlung und Einzelberatungen an“, sagt Heike Döpke, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hannover.

Pressekontakte:
Industrie- und Handelskammer Hannover
Stefan Noort
Abteilungsleiter Kommunikation
Tel. 0511 3107-231
E-Mail: stefan.noort@hannover.ihk.de
Agentur für Arbeit Hannover:
Holger Habenicht
Pressesprecher
Tel. 0511 919-2004
E-Mail: Hannover.PresseMarketing@arbeitsagentur.de
Handwerkskammer Hannover
Nina Lemmerz-Sickert
Abteilungsleiterin Kommunikation und Marketing
Pressesprecherin/Leiterin Stabsstelle Corporate Affairs
Tel. 0511 3 48 59-436
E-Mail: lemmerz-sickert@hwk-hannover.de