11.05.2023

Handel leidet unter trüber Konsumlaune

Die Stimmung der regionalen Wirtschaft im IHK-Bezirk Hannover hat sich insgesamt weiter aufgehellt: die aktuelle Geschäftslage im Frühjahr ist in den meisten Branchen zufriedenstellend, die Erwartungen an die kommenden Monate wurden neu justiert. Der IHK-Indikator für das Kon­junkturklima in der Wirtschaftsregion Hannover steigt im ersten Quartal 2023 um neun auf 99 Punkte, liegt damit aber immer noch unter dem langjährigen Mittel (106). Nach dem Energie-Schock im Vor­jahr ist eine leichte konjunkturelle Entspannung zu erkennen. Nicht in Schwung kommen dagegen die Geschäfte im regionalen Einzelhandel, der unter spürbarer Kaufzurückhaltung der Kundschaft leidet.
„Die Sparlinie weiter Teile der Bevölkerung in Reaktion auf die hohe Inflation führt zunehmend zu Kollateralschäden in der regionalen Handelslandschaft. Insolvenzen insbesondere im Bekleidungssegment und bei Schuhfilialisten in Kombination mit der Schließung schon länger kriselnder Waren­häuser manifestieren sich immer stärker in den Leerständen unserer Innenstädte“, sagt Maike Bielfeldt, Hauptgeschäfts­führerin der IHK Hannover.
Die aktuelle Geschäftslage des Einzelhandels hat sich im IHK-Bezirk Hannover im Frühjahr bei -5 Punkten deutlich eingetrübt und bleibt weit hinter der positiven Geschäftslage der gesamten regionalen Wirtschaft (+14) zurück. Auch die Erwartungen der Händlerinnen und Händler in Richtung Sommer und Herbst fallen mit -38 Punkten wesentlich pessimistischer aus als in den anderen Branchen (Durchschnitt -14).
Die Lage im Einzelhandel ist kritisch. Kräftig gestiegene Ausgaben für Energie und Lebensmittel haben im privaten Konsum über nahezu alle Bereiche zu erheblichen Einsparungen geführt. Impulse für die Konsum­laune dürften erst aus zu erwartenden Lohnsteigerungen in 2023/2024 zu erwarten sein.
Die ohnehin seit Jahren schwierigen Bedingungen für den stationären Einzel­handel im Wettbewerb mit dem Online-Handel haben sich durch den Energieschock 2022 weiter verschärft. Geschäftsrisiko Nummer eins im Einzelhandel bleiben auch aktuell weiter die Energiepreise. Durch die schwachen Umsätze und eine schwierige Ertragslage fehlen den Unter­nehmen zunehmend auch die Mittel für Investitionen. Die Flaute bei den Einzelhandelsum­sätzen mit der Folge von Geschäftsschließungen wird zunehmend zum Problem für die Städte. Selbst in guten Lagen und an attraktiven Stand­orten sowohl in Groß- wie in Kleinstädten nehmen die Leerstände zu. „Um unsere Innenstädte wieder attraktiver, lebendiger und wettbewerbs­fähiger zu machen, ist mehr denn je ein enger Schulterschluss von Politik, Verwal­tung, Eigentümerinnen und Eigentümern sowie allen relevanten Innenstadtakteuren gefordert“, so Bielfeldt.
An der IHK-Konjunkturumfrage zum Frühjahr 2023 haben sich 486 Unternehmen aus der Wirtschaftsregion Hannover beteiligt.