„Als unser Sohn langsam aus den Windeln wuchs, fiel mir auf, dass man unterwegs oft keine oder keine saubere Toilette für die Kleinen findet und dies meist ausgerechnet dann, wenn es schnell gehen muss“, berichtet von dem Moment, als ihr die Idee zu ihrem praktischen Klapptöpfchen kam. „Ich war damals mit anderen Müttern und deren Kindern auf dem Spielplatz. Plötzlich musste wieder einmal einer der Kleinen dringend auf den Topf, was zur Folge hatte, dass die betroffene Mutter alles stehen und liegen ließ, mit einem ‚passt mal eben auf meine Sachen auf‘, sich ihren Sprössling unter den Arm klemmte und schnell nach Hause lief, um Schlimmeres zu verhindern.“ Und es ist ja nicht nur der Spielplatz. Ob mit dem Auto im Stau, bei einem Ausflug oder beim Einkaufen in der Stadt – das Problem sei ja allgegenwärtig. Daher ging Anna Wirsching in verschiedene Drogeriemärkte, um sich mit irgendeinem Produkt einzudecken, das praktisch und für unterwegs geeignet wäre, das Problem zu lösen. Doch – Fehlanzeige. Anna Wirsching: „Außer Beuteln für Urin war nichts zu finden, was die Eigenschaften aufwies, wie ich sie mir als Mutter wünschen würde.“
Manchmal hilft der Zufall
So machte sich die 39-Jährige darüber Gedanken, wie ein Töpfchen für unterwegs aus ihrer Sicht beschaffen sein müsste, um ihren Ansprüchen zu genügen. Flexibel und klein, so dass es in jeden Rucksack passt, schnell verfügbar, stabil, wiederverwendbar, optisch ansprechend und diskret, das heißt nicht auf den ersten Blick als Töpfchen erkennbar, waren die Eigenschaften, die Anna Wirsching für ihr Produkt ausmachte. „Ich habe dann erst mal meine Ideen aufgemalt und mir dann von einem Bekannten ein 3D-Modell ausdrucken lassen“, berichtet die gelernte Industriekauffrau. Dann aber ließ sie das Projekt aus Zeitmangel zunächst ruhen. Als Mutter, Hochzeitssängerin und Traurednerin an den Wochenenden und in Teilzeit in ihrem Beruf tätig, war einfach zu wenig Luft, um sich dem Projekt intensiv zu widmen. Doch genau ihre Nebentätigkeit als Hochzeitsrednerin, brachte dann die Wende. „Ein Bräutigam, der als Konstrukteur im Kunststoffbereich tätig ist, war von meiner Idee sofort überzeugt. Er hat mir dann eine erste technische Zeichnung angefertigt und so entstand auch der erste Prototyp von Pee & Bob. Daraufhin machte ich mich auf die Suche nach einem kunststoffverarbeitenden Betrieb und landete letztlich wieder über die Empfehlung eines Bekannten bei der Firma Schüssler. Da hat vom ersten Moment an die Chemie gestimmt.“ Und Moritz Schüssler bestätigt: „Wir waren schnell von dem Produkt und der Idee überzeugt. Anna hat uns regelrecht mitgerissen und mit ihrem Herzblut für die Sache angesteckt.“
Mit Pee & Bob, dem Klapptöpfchen für unterwegs, holte Anna Wirsching beim regionalen Vorentscheid des Elevator Pitch den zweiten Platz.
© Markus Wirsching
Moritz Schüssler mit Vlasta Piodrowski und Anna Wirsching in der Produktion.
© IHK Heilbronn-Franken/Matthias Marquart
Zusammengeklappt lässt sich Pee & Bob, in Form und Farbe einem Regenbogen angepasst, schnell aufklappen, mit einem Einwegbeutel ausstatten und einsetzen.
© IHK Heilbronn-Franken/Matthias Marquart
Produziert wird das praktische Helferlein bei der Firma Schüssler in Buchen-Hainstadt.
© IHK Heilbronn-Franken/Matthias Marquart
Und so entwickelten sie zusammen jedes einzelne Teil gemeinsam und vor Ort an den Maschinen. Moritz Schüssler: „Kommunikation ist für uns der Schlüssel zum Erfolg. Bei Kunden aus der Industrie ist dies nicht immer ganz so einfach, da dort Entscheidungsprozesse oft sehr viel Zeit und entsprechend auch viel Geld verschlingen. Mit Anna war das eine unkomplizierte Sache. Wir als Spezialisten für Werkzeugbau & Kunststoffspritzerei konnten ihr Tipps und Anregungen geben und Anna konnte ihre Idee so umsetzen, wie sie es sich vorgestellt hat. Das hat einfach gepasst und so sind wir beide jetzt mit dem Endprodukt rundherum zufrieden.“
Anna hat uns regelrecht mitgerissen
Moritz Schüssler
Und das Endprodukt kann sich sehen lassen. Zusammengeklappt lässt sich Pee & Bob, in Form und Farbe einem Regenbogen angepasst, schnell aufklappen, mit einem Einwegbeutel ausstatten und einsetzen. Außerdem ist das Töpfchen klein, leicht und passt in jeden Rucksack oder Tasche. Anna Wirsching: „Auch dank Moritz haben wir es geschafft alle Eigenschaften, die ich Anfangs auf dem Zettel hatte, in Pee & Bob auch tatsächlich umzusetzen. Darauf bin ich wirklich stolz.“
Durchstarten
Nach eineinhalb Jahren Entwicklungszeit startete Ende Januar letzten Jahres dann endlich die erste Produktion in Kleinserie. Design und Marke wurden geschützt, ein Gebrauchsmuster eingetragen. Anna Wirsching berichtet: „Anfangs haben mein Vater und ich die Töpfchen an den Wochenenden noch selbst gefertigt, montiert und verpackt. Mittlerweile wird dies maschinell gemacht, wobei die Montage immer noch von Hand erfolgt.“ Seitdem konnte Pee & Bob bereits Umsätze in fünfstelliger Höhe erzielen. Der Vertrieb erfolgt derzeit direkt an Kunden wie Kindergärten oder Privatpersonen sowie über den eigenen Online-Shop. Aber auch auf Messen wie der „Baby und Kind“ in Freiburg ist Anna Wirsching unterwegs und strebt an, auch im Handel - beispielsweise bei Drogerieketten - ihr praktisches Töpfchen zu vermarkten. Und so wurde für Anna Wirsching letztlich aus der Not ein erfolgsversprechendes Geschäftsmodell.