Hessischer Gründerpreis: Frankfurt und Darmstadt dominieren das Finale
Beim hessischen Gründerpreis 2021 schnitt die Region Rhein-Main-Neckar überdurchschnittlich gut ab: Sechs der zwölf Finalisten kommen aus dem Bezirk der IHK Darmstadt. Einen inhaltlichen Schwerpunkt unter den jungen hessischen Unternehmen in der letzten Wettbewerbsrunde bildeten Geschäftsideen mit künstlicher Intelligenz und Sensoren.
Autor: Pressemitteilung Hessischer Gründerpreis / Veronika Heibing, 23. September 2021
Junge Unternehmen aus der Wissenschaftsstadt Darmstadt stellen mit fünf von zwölf Finalisten fast die Hälfte der Finalteilnehmer beim Hessischen Gründerpreis 2021. Ein Viertel kommt aus Frankfurt und auch die weiteren Finalisten sind allesamt im südwestlichen Teil des Bundeslandes Zuhause. Aus dem Bezirk der IHK Darmstadt stammen sechs der zwölf Finalisten.
Die Gründerinnen und Gründer aus dem Halbfinale
© Hessischer Gründerpreis / HGP
Das Team von Revoltech
© Revoltech
Das Team von Small World Vision
© Small World Vision
Das Team von Pipe Predict
© Pipe Predict
Das Team von Compredict
© Compredict
Das Team von Core Sensing
© Core Sensing
Die Erfinder von Aqon Pure: die Brüder Konstantin (links) und Maximilian Wilk
© Aqon Water Solutions
Die Kategorie „Innovative Gründungen“ ist in der letzten Wettbewerbsrunde ausschließlich mit Unternehmen aus der Wissenschaftsstadt Darmstadt besetzt, die zudem alle drei auf den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) setzen. Compredict von Rafael Fietzek und Stéphane Foulard sagt mittels KI und virtuellen Sensoren die Lebensdauer von Fahrzeugteilen vorher. Simon Krech, Dr. Martin Krech, Markus Hessinger und Arthur Buchta von Core Sensing haben einen Kraft- und Drehmomentsensor entwickelt, mit dem Maschinenelemente überwacht werden können. Hier hilft KI dabei, Ausfälle planbar zu machen und Prozesse zu optimieren. Pipe Predict von Christoph Dörner, Valerie Fehst und Tri-Duc Nghiem analysiert Sensordaten mittels KI, um Wasserrohrbrüche zu verhindern.
Die 167 Start-ups, die sich insgesamt in diesem Jahr um den Hessischen Gründerpreis beworben haben, haben bisher 1.207 Arbeitsplätze geschaffen, davon gut die Hälfte in Vollzeit, 367 in Teilzeit, 187 Menschen werden freiberuflich beschäftigt. Auch 37 Ausbildungsplätze sind ein toller Erfolg, heißt es vom Hessischen Gründerpreis. Die Zahl der geschaffenen Arbeitsplätze liegt fast 30 Prozent über der des Vorjahres.
Aus Frankfurt, dem diesjährigen Regionalpartner, hatten sich 47 Startups beworben, drei davon haben es ins Finale geschafft. In der Kategorie „Gesellschaftliche Wirkung“ sind zwei von ihnen vertreten: Enviria von Melchior Schulze Brock, bindet Unternehmen stärker in die Energiewende ein, indem es Energy-as-a-Service-Lösungen für den B2B-Sektor bietet. Das Start-up ermöglicht mittelständischen Unternehmen, Industrie und Kommunen innovative solarzentrierte Lösungen und will die Stromerzeugung dezentralisieren und demokratisieren. Das Würdezentrum Frankfurt von Dr. Ingmar Hornke und Boris Knopf will Mitmenschlichkeit im Gesundheitswesen und der Altenhilfe stärken. Es begleitet Menschen bei Entscheidungen zu Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht sowie ethischen Fragen und Entscheidungen und möchte so körperliche, psychische, soziale und existentielle Nöte lindern und das Abschiednehmen erleichtern. Digi Sapiens schließlich aus Langen im Kreis Offenbach von Daniel Iglesias und Andreas Haag bietet KI-Unterstützung zur Leseförderung an. Weil per App auch Lesetandems auf Distanz möglich sind, eignet sich das System auch für pandemische Zeiten und animiert Kinder zum Vorlesen.
Auch in der Kategorie „Gründungen aus der Hochschule“ dominiert mit 2 von 3 Finalisten Darmstadt: Lucas Fuhrmann, Julian Mushövel und Montgomery Wagner haben Revoltech gegründet, um die rein pflanzliche Lederalternative Lovr aus Abfällen des deutschen Hanfanbaus zu produzieren. Lovr ist 100 Prozent biologisch abbaubar, das erste rein pflanzliche Produkt mit lederähnlicher Optik, Haptik und Robustheit und spart gegenüber echtem Leder 99,7 Prozent CO2 ein. Small World Vision von Sebastian Schmelze, Sarah von Hagen, Marc-Simon Stutz, Michael Heethoff und Bernhard Ströbel entwickelt und verkauft hochpräzise 3D-Scanner für kleine, komplexe und farbenprächtige Objekte. Fabian Goedert und Sophia Reiter aus Butzbach in der Wetterau haben Fisego Brandschutztechnik an der Technischen Hochschule Mittelhessen gegründet. Sie haben das erste Branderkennungs- und Brandbekämpfungssystem für elektrische Klein- und Großgeräte entwickelt, das einen Brand nicht nur erkennt, sondern diesen auch ohne menschliches Eingreifen löscht.
Seit 2019 gibt es beim Hessischen Gründerpreis die Kategorie „Zukunftsfähige Nachfolge“, weil die Übernahme eines bestehenden Unternehmens ebenso große Chancen bietet wie die Gründung. Auch in dieser Situation braucht es viel Gründungsgeist, um neue Impulse zu setzen. Hier gehört Aqon Water Solutions aus Bensheim zu den Finalisten. Gegründet zur Entwicklung von Filtrationstechnologie, haben die beiden 2017 eingestiegenen Söhne des Unternehmensgründers, Maximilian und Konstantin Wilk, Aqon Pure entwickelt. Das ist eine Kalkschutzanlage, die ohne Salz funktioniert, Kalkablagerungen in der Trinkwasserinstallation, auf Armaturen und Oberflächen sowie den Chloridgehalt im Abwasser reduziert und so die Umwelt schont. Bei Grafik-Idee Textilwerbung aus Frankfurt ist Sebastian Borst nach 17 Jahren als Angestellter zum Unternehmer geworden und hat 2020 das Ruder übernommen. Er richtet den Betrieb auf nachhaltiges Wirtschaften aus, hat gerade die GOTS-Zertifizierung für soziale und ökologische Verantwortung in der Textilherstellung bestanden, stellt Veredelungstechniken, Siebdruck oder Digitaldirektdruck auf nachhaltige Technologien um und legt bei den verwendeten Textilien großen Wert auf Bio- und Fairwear-Produkte. SK Laser aus Wiesbaden stellt kundenspezifische Lasermaschinen her, mit denen Materialien graviert, markiert, abgetragen und geschnitten werden können. Aus einer typischen Garagenfirma wurde seit 2005 ein weltweit operierendes Unternehmen und einer der führenden Produzenten von Laseranlagen in Deutschland. Diese Position halten und ausbauen will seit 2019 Dina Reit, Tochter des Gründers. Sie hat ihre Laufbahn als Kuratorin in einem Museum aufgegeben, um Mitarbeitern, Kunden sowie Lieferanten des Familienunternehmens SK Laser generationsübergreifende Stabilität und neue Impulse für die Zukunft zu geben. Reit hat das Marketing digitalisiert und die Kommunikation ausgebaut.
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