Aus Sicht der Initiative besteht zwischen den Metropolen dieses Schienenkorridors wie Straßburg, Karlsruhe, Stuttgart, Ulm, Augsburg, München, Salzburg, St. Pölten und Wien ein enormes Verlagerungspotenzial von der Straße auf die umweltfreundliche Schiene. Aber nicht nur für den Schienenpersonen-, sondern auch für den Güterverkehr hätte ein rascher Ausbau der „Magistrale“ große Vorteile, erläutert der Vorsitzende Frank Mentrup: „Diese Entwicklungsachse verbindet die Produktionszentren im Osten mit Zielmärkten im Westen. Das Verkehrsaufkommen auf diesem Korridor ist mit täglich etwa 60 bis 70 Zügen bereits heute das zweithöchste in Europa."
Einige Meilensteine bereits erreicht
In drei Jahrzehnten hat die Initiative bereits große Ausbauprojekte maßgeblich unterstützt und mit vorangebracht. Darunter die Fertigstellung einer Hochgeschwindigkeitsstrecke in Frankreich, den viergleisigen Ausbau Augsburg–München (Inbetriebnahme 2011), ein drittes Gleis über den deutschösterreichischen Grenzfluss Saalach, die Eröffnung der Neubaustrecke Wendlingen–Ulm sowie attraktive TGV- und Nachtzug-Verbindungen. Mit der für 2025 geplanten Inbetriebnahme von Stuttgart 21 und der Neubaustrecke Stuttgart–Ulm, wird ein weiterer wichtiger Baustein vollendet.
Engpässe beseitigen
Gerade auf deutscher und österreichischer Seite seien jedoch auch noch einige Engpässe zu beseitigen, um neue Zugangebote auf der Entwicklungsachse zu ermöglichen. Von West nach Ost: Fertigstellung von „Stuttgart 21“ mit dem Knoten Stuttgart, dem Flughafenbahnhof und den noch offenen Bauabschnitten des Bahnprojekts Stuttgart–Ulm, Ausund Neubauprojekt Ulm–Augsburg, Ausbau des Bahnknotens München und Augsburg für den Personen- und Güterverkehr, Ausbau und Elektrifizierung der Strecke München–Mühldorf–Freilassing, Neubaustrecke zwischen Köstendorf und Salzburg, Ausbau der grenzüberschreitenden Abschnitte Wien–Bratislava und Wien Budapest.
Infrastruktur ist nicht alles
Für einen Korridor wie die „Magistrale für Europa“ sind jedoch nicht nur die entsprechenden Netzkapazitäten wichtig. Darüber sind sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Hauptversammlung einig: „Wir wollen, dass der Zug auch auf großen Distanzen mit dem Flugzeug konkurrieren kann, so wie jetzt schon zwischen Stuttgart und Paris. Nur so kann die Bahn zum Treiber für mehr Klimaschutz werden und gleichzeitig die Mobilitätsanforderungen der Menschen erfüllen. Hierfür muss das Buchen von Bahntickets jedoch genau so einfach wie das Buchen von Flugtickets werden.“ Airlines betreiben seit vielen Jahren das sogenannte Codesharing, eine Praxis, die den Reisenden das Buchen von Flugtickets extrem erleichtert. Eine ähnliche Praxis brauche es in Europa auch für Bahntickets. Doch hierfür müssten die Eisenbahnverkehrsunternehmen ihre Daten übergeordneten Diensten zur Verfügung stellen, so Mentrup weiter. „Gewinnen würden alle, vor allem jedoch die Fahrgäste.“
Engagement, nun als Verein
Die Initiative Magistrale für Europa gab bei der Versammlung außerdem die Umgründung in einen eigenen Verein bekannt: Main Line for Europe e.V. lautet der Vereinsname, der die grenzüberschreitende Bedeutung des zukunftsweisenden Projekts unterstreicht. Die Entscheidung zur Vereinsgründung wurde im Zuge der Neuausrichtung und strategischen Weiterentwicklung der Initiative in den vergangenen zwei Jahren getroffen. Sie ist damit Ausdruck des Engagements und der gemeinsamen Vision der Mitglieder für ihre Magistrale.
WAB