Logistik

Verfall der Brücken stoppen

Ganz gleich ob Straße, Schiene oder Wasserstraße: Unsere Infrastruktur ist das Fundament unseres Wirtschaftsstandorts. Sie sichert, dass Unternehmen ihre Waren von A nach B liefern können, und ermöglicht es Pendlern, zeitig an ihre Arbeitsstätten zu gelangen. Nach vielen Jahren, in denen die Infrastruktur bis zum Verschleiß genutzt wurde, nimmt die Zahl der Baustellen zu. Ob am Kreuz Kaiserberg, an der Rheinbrücke Neuenkamp oder – über den Bezirk der Niederrheinischen IHK hinaus – an der A42: Baustellen sind zum Normalzustand geworden. Planung und Bau dauern hier noch immer zu lange. Auch die Schiene erlebt 2024 ein Jahr der Baustellen. Die Sanierung des ersten Hochleistungskorridors wird zum Gradmesser für die Zukunft der Bahn. Mit unseren neuen verkehrspolitischen Leitlinien, politischen Gesprächen und verschiedenen Veranstaltungen setzen wir uns für schnelleres Planen, Genehmigen und Bauen ein. Besonders wichtig ist uns, dass die marode Brückeninfrastruktur zügig saniert wird.

Planung: Die Politik bewegt sich langsam
 

Es gibt viele Gründe für den schlechten Zustand unserer Verkehrswege. Zu wenig Geld und komplizierte Planungs- und Genehmigungsprozesse sind nur zwei Beispiele. Mehr Geschwindigkeit in der Planung ist eine unserer Hauptforderungen, die nun auch die Politik bewegt. Nach monatelangem internen Streit beschloss die Bundesregierung, ausgewählte Schienen- und Autobahnprojekte zu beschleunigen. Die Wasserstraßen bleiben dabei jedoch leider außen vor. Auch mit den Ländern einigte sich die Regierung in Berlin auf einen Pakt zum Bürokratieabbau.

Groß- und Schwertransporte: Es dauert zu lange
 

2023 hat sich die Genehmigung von Groß- und Schwertransporten deutlich verlängert – von wenigen Tagen auf mehrere Wochen. Manche Transporte wurden nicht genehmigt. Für die Wirtschaft ist das ein Problem, denn ohne Schwertransporte gelangen Baumaschinen, Windkraftwerke und Industrieanlagen nicht an ihre Einsatzorte. In Gesprächen mit NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer machten wir auf diese Probleme aufmerksam. Zudem haben wir uns in einer branchenübergreifenden Verbändeinitiative bei der Bundesregierung für schnellere Genehmigungen eingesetzt.

„Die Politik setzt große Hoffnungen in die Bahn, doch das Netz ist marode. Die geplante Generalsanierung der Strecke Emmerich – Oberhausen wird den Unternehmen viel Geduld abverlangen. Umso wichtiger sind frühzeitige Informationen über Baumaßnahmen und Sperrungen. Das gilt auch für die Straße.“                           
Andreas Stolte, Geschäftsführer Deltaport GmbH & Co. KG

Schiffermahl blickt auf Europa
 

Beim Schiffermahl im November 2023 standen Europa und die EU im Mittelpunkt. Mit Ahmed Aboutaleb, dem Bürgermeister von Rotterdam, war zum ersten Mal ein Festredner aus einem Nachbarland Deutschlands zu Gast. Er betonte, dass die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den Niederlanden essenziell für den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft sein werde. Auch Schifferbörsenvorstand Frank Wittig betonte: „Ohne den Wasserweg nach Rotterdam und ohne den freien Handel in der EU hätte unsere Region ein völlig anderes Gesicht. Wer das infrage stellt, spielt mit dem Feuer.“

Fokus auf Brücken

Brücken sind Nadelöhre für den Güterverkehr. Sind sie nicht mehr voll belastbar oder fallen, wie die Talbrücke Rahmede, vollständig aus, sinkt die Attraktivität eines jeden Standorts. Ein volkswirtschaftlicher Schaden ist gewiss. Gemeinsam mit der IHK Initiative Rheinland  veröffentlichten wir deshalb die Studie „Risikofaktor Brücken“. Sie ist ein wichtiger Impuls, um in Gesprächen mit politischen Entscheidern darauf aufmerksam zu machen, wie essenziell eine gute Brückeninfrastruktur ist. In Infrastrukturdialogen und im Rahmen eines Brückenforums machten wir deutlich, dass Brückenbauwerke, wie beispielsweise die Uerdinger Rheinbrücke, schnell saniert und ausgebaut werden müssen.
Rund 60 % aller Straßen in NRW sind in einem schlechten oder sehr schlechten Zustand; Quelle: NRW-Verkehrsministerium, Straßen.NRW.

Quinwalo Plus: Größtes Lehrmittelpaket der Binnenschifffahrt entsteht
 

Innovative Lehr- und Lernmaterialien für die Binnenschifffahrt verfügbar machen – bundesweit und digital: Das ist die Grundidee von Quinwalo Plus (Qualification Inland Waterway Logistics). Es ist ein Projekt der Schifferbörse zu Duisburg-Ruhrort e. V. Seit Dezember 2023 ist nun die Rohfassung der Materialien fertig. Auf über 800 Folien haben die Projektbeteiligten Wissen zur Wasserstraße didaktisch aufbereitet und mit Anleitungen versehen, beispielsweise für den Unterricht und für Lernspiele. 2024 wird das größte Lehrmittelpaket zur Binnenschifffahrt finalisiert und über eine neu gestaltete Website veröffentlicht.

Duisburg erforscht die Zukunft der Binnenschifffahrt

Die Binnenschifffahrt ist schon heute ein nachhaltiges Verkehrsmittel und entlastet Straße und Schiene. In Duisburg unterstützen wir verschiedene Projekte, die den Transport auf der Wasserstraße künftig noch smarter und grüner machen sollen. Im vergangenen Jahr waren wir an der Taufe des ersten autonomen Modellschiffs „ELLA“ beteiligt. Zudem eröffnete unser Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger gemeinsam mit Landesverkehrsminister Oliver Krischer und Prof. Bettar Ould el Moctar (Geschäftsführer DST – Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme e. V.) das Versuchszentrum für innovative Hafen- und Umschlagtechnologien „HaFoLa“.
535.000 m2 betrug das Neubauvolumen in der Logistikregion Duisburg/Niederrhein in NRW 2022. Der Niederrhein ist damit die dynamischste
Logistikregion in Deutschland; Quelle: Logistikimmobilien Seismograph Logivest.

75 Jahre UECC

Die Union Europäischer Industrie- und Handelskammern für Verkehrsfragen (UECC) ist ein Urgestein der europäischen Wirtschaftsvereinigungen. Sie wurde, wie die Bundesrepublik Deutschland, 1949 gegründet. Im September 2024 feiert sie ihr 75-jähriges Jubiläum mit einem europäischen Logistikkongress in Duisburg. Die UECC beschäftigt sich mit der europäischen Verkehrspolitik in den Bereichen Wasser, Straße, Schiene und Luft. Wir als Niederrheinische IHK leiten die deutsche UECC-Landesgruppe.

„Die Straße ist jetzt und zukünftig der wichtigste Verkehrsträger. Der Sanierungsstau, insbesondere bei den Brücken, wirkt sich auf die ganze Wirtschaft aus. Das Ruder können wir nur herumreißen, wenn wir an allen Schrauben drehen – mehr Geld, mehr Personal sowie weniger Bürokratie im Planungs- und Vergaberecht.“
Wolfgang Siepmann, Geschäftsführer A. Siepmann GmbH