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Neue Energie-Ära am Rennsteig
Die Wiegand-Glas Holding GmbH und die Bayernwerk Netz GmbH (Bayernwerk) haben die Pläne für die künftige Stromversorgung des Wiegand-Glaswerks in Steinbach am Wald vorgestellt. Der Behälterglashersteller will zukünftig in seinen Schmelzwannen mehr Strom einsetzen und im Gegenzug die Verwendung von Erdgas reduzieren.
Ab 2028 sollen neue, zunächst hybrid- und später elektrisch betriebene Glas-Schmelzwannen eingesetzt werden. Wiegand-Glas benötigt für die Umstellung deutlich mehr Strom als bisher und braucht dafür einen direkten Anschluss an das Hochspannungsnetz. Daher hat das Steinbacher Familienunternehmen einen Netzanschluss-Vertrag mit dem Bayernwerk geschlossen.
Der Anschluss des Wiegand-Glaswerks an das Hochspannungsnetz ermöglicht dem Behälterglashersteller den Einsatz neuer, zunächst hybrider und anschließend elektrisch beheizter Schmelzwannen und ist für das Traditionsunternehmen damit ein wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität. Die direkte Anbindung an das Hochspannungsnetz des Bayernwerks sorgt dafür, dass der Standort ab 2028 Strom mit einer Leistung von bis zu 70 Megawatt beziehen kann. Diese Menge ist vergleichbar mit dem Stromverbrauch von rund 200.000 Zwei-Personen-Haushalten. Gegenüber dem aktuellen Netzanschluss des Standorts entspricht dies einer Verfünffachung.
Die Investition ist notwendig, um die Produktion zu dekarbonisieren und den Produktionsstandort langfristig zu erhalten.Nikolaus Wiegand
Investition in eine klimaneutrale Zukunft
Für das familiengeführte Unternehmen im nördlichen Landkreis Kronach sind die neuen Schmelzwannen und der Netzanschluss eine wichtige Investition in die Zukunft: Aktuell werden am Standort Steinbach am Wald jährlich circa 110.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid ausgestoßen. Durch die Inbetriebnahme der Hybridschmelzwanne im Jahr 2028 werden diese Emissionen zunächst um knapp 20.000 Tonnen jährlich reduziert. Durch die weitere Elektrifizierung des Schmelzprozesses sollen sie künftig Schritt für Schritt weiter verringert werden. „In Summe sind sowohl die technischen als auch die betriebswirtschaftlichen Risiken immens. Die Investition ist jedoch notwendig, um die Produktion zu dekarbonisieren und den Produktionsstandort langfristig zu erhalten“, so Nikolaus Wiegand, geschäftsführender Gesellschafter von Wiegand-Glas. Neben dem Netzanschluss, für den der Behälterglashersteller 19 Millionen Euro aufwendet, sind für das Unternehmen im Rahmen der Hybridschmelzwanne Investitionen von über 100 Millionen Euro notwendig. Das Unternehmen rechnet damit, dass auch in naher Zukunft Erdgas der günstigere Energieträger als Strom sein wird. Bei der Schmelztechnik wird Wiegand-Glas Pionierarbeit leisten, denn aktuell befindet sich noch keine Hybridschmelzwanne mit der geplanten Kapazität in Betrieb.
Dr. Egon Leo Westphal, Oliver und Nikolaus Wiegand und Hubert Aiwanger (v.l.) besichtigen die Glas-Produktion von Wiegand-Glas in Steinbach am Wald.
Netzausbau für eine nachhaltige Wirtschaft
Damit die neuen Wannen mit Strom versorgt werden, baut das Bayernwerk in den kommenden Jahren das Hochspannungsnetz in der Region aus: Bis 2028 will der Verteilnetzbetreiber das Umspannwerk in Windheim erneuern und zwei neue Hochspannungsleitungen als Erdkabel vom Umspannwerk zum Wiegand-Werk bauen. Dieser Netzausbau ist Gegenstand des Vertrags, den Bayernwerk und Wiegand-Glas geschlossen haben. Darüber hinaus will das Bayernwerk auch die Leitungen, die das Umspannwerk Windheim mit anderen umliegenden Umspannwerken verbinden, in den kommenden Jahren modernisieren.
Modellregion am Rennsteig: Glasindustrie dekarbonisieren
Im Sommer 2023 haben die Wirtschaftsminister von Bayern und Thüringen zusammen mit den Vertretern der regionalen Glasindustrie, Landkreisen, Kammern und Tarifvertragsparteien den Startschuss für die Modellregion zur Dekarbonisierung der Glasindustrie am Rennsteig gegeben. Der Netzausbau ist eines von sieben Handlungsfeldern, die im Impulspapier zum Auftakt der Modellregion als zentrale Erfolgsfaktoren vorgestellt wurden. Die länderübergreifende Modellregion soll den Industriestandort Deutschland stärken, indem die Glasindustrie in Südthüringen und Nordbayern bei der Umstellung ihrer Energieversorgung und Produktionsprozesse auf klimaneutrale Energieträger wie Strom und Wasserstoff unterstützt wird.
Kontakt
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Internet: bayreuth.ihk.de
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