Prüferinnen und Prüfer gesucht 2| 2024

Michler macht Mut

Ob bergab auf der Ski-Piste oder aufwärts im Berufsleben: Lars Michler hat schon vielen Newcomern geholfen, ihre Ziele zu erreichen. Als IHK-Prüfer ist ihm wichtig, dass Auszubildende im Fachgespräch die Nervosität ablegen und ihr Potenzial ausschöpfen können.  | Text: Dominik Dopheide
Junge Menschen zu fördern, die vorankommen wollen: Das hat der Geschäftsführer der in Münster ansässigen cace-it GmbH schon gemacht, als er selbst noch Student war. „Ich habe in den Semesterferien einen Job als Übungsleiter im Rahmen von Ski-Freizeiten eines Berufskollegs übernommen“, erzählt Michler. Diese Arbeit habe ihm viel Spaß gemacht und wohl auch die Grundlage für seine hohe Motivation geschaffen, in seinem Unternehmen die Aufgaben des Ausbilders zu übernehmen. Michler hat cace-it 1991 gegründet – in der Morgendämmerung des digitalen Wandels, als Dienstleister für IT-Management und IT-Security in kleinen und mittelständischen Unternehmen, Arztpraxen, Steuerbüros und Anwaltskanzleien. Sechs Jahre später dann der Anruf der IHK: „Herr Michler, wir haben ein neues Berufsbild, aber noch keine Prüferinnen und Prüfer, die sich damit auskennen“, erinnert sich der Unternehmer an den Wortlaut der Anfrage, ob er sich
ein Engagement im Ausschuss „IT-Systemelektroniker/-in“ vorstellen könne. „Ich finde es grundsätzlich sehr wichtig, junge Leute auszubilden, zudem habe ich die Chance gesehen, praktische Aspekte in den neuen Ausbildungsrahmenplan miteinzubinden“, begründet Michler die prompte Zusage.

Drei Mal nicht nein gesagt

Inzwischen hat er „drei Mal nicht nein gesagt“ und ist somit Prüfungsausschuss-Vorsitzender „IT-Systemelektroniker/-in und Fachinformatiker/-in Systemintegration“ sowie im Ausschuss für die IHK-Prüfung „Certified IT-Manager“ und im IHK-Berufsbildungsausschuss tätig. Michler räumt ein: Wenn wieder mal rund 30 Abschlussarbeiten zur Korrektur vor ihm liegen – oft hat er einen Sonntag für diese Arbeit reserviert – überdenke er für einen kurzen Moment seine Entscheidung, alle Einladungen in die Ausschüsse angenommen zu haben. Gleiches gilt für die seltenen Fälle, in denen einem Prüfungsergebnis widersprochen wurde und er, gemeinsam mit dem Prüfungsausschuss, eine Arbeit noch einmal durchackert. Drei bis vier Tage für die Prüfungen vor Ort, dazu zwei Tage für Korrekturen muss Michler pro Jahr und Ausschuss einzukalkulieren. Für die Vorsitzenden falle zudem ein Quantum an Organisationsarbeit an – etwa Ersatz zu finden, wenn mal ein Ausschuss-Mitglied ausfällt.

Viele profitieren

Gleichwohl kann sich der Unternehmer nicht vorstellen, aus dem Ehrenamt auszusteigen, weil aus seiner Sicht die positiven Effekte des Engagements die investierte Zeit und Mühe mehr als aufwiegen. Schließlich, so sein Argument, profitieren branchenübergreifend viele vom dualen Ausbildungssystem in Deutschland, das ja auf praxisorientierte Prüfungen und qualifizierte Prüfende angewiesen ist: die Auszubildenden, die Unternehmen, der Wirtschaftsstandort. Die Prüfungsorganisation allein in öffentlicher Hand, ohne Beteilung der Betriebe? Für Michler wäre das die schlechtere Alternative. „Unser Prüfungswesen ist auch deshalb so stark, weil die Unternehmen Praxisnähe und Innovationen beisteuern“, begründet er. Genau deshalb will er auch andere motivieren, in den Kreis der Prüfenden einzusteigen und somit gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. „Alle, die Interesse haben, mitzumachen, mögen sich melden“, wendet er sich an die Unternehmerschaft der Region und fügt an: „Es sind tolle Teams in den Prüfungsausschüssen, auch deshalb macht es Freude, in diesem Ehrenamt zu arbeiten.“ Zudem habe sich die Zusammenarbeit mit der IHK seit Jahrzehnten bewährt. Die Prüfungskoordinatoren der IHK entlasten die Gremien, indem sie kräftig und rechtzeitig planen und organisieren, wie Michler betont. Unterstützung für neue Ausschussmitglieder komme zudem von den Vorsitzenden und den anderen Routiniers der Runde. Sie bieten Rat und Hilfe an und vermitteln in der Einarbeitungszeit die Abläufe. Zugleich sind sie offen für neue Ideen und Fragestellungen. Diese Kombination von Erfahrung und Innovation sei ein Grund für die hohe Qualität der Arbeit in den Ausschüssen, ist sich Michler sicher.

Glückliche Gesichter 

Doch nennt er noch einen weiteren Aspekt: die soziale Kompetenz. So sollten angehende Prüferinnen und Prüfer eine gute Portion an prüfungspädagogischem Gespür mitbringen oder im Zuge der Einarbeitung entwickeln. Michler macht es vor: Stehen Auszubildende erkennbar unter Stress, ordnet er einen Time-Out an, um mit einem Gespräch die Situation zu entspannen und Sicherheit zu vermitteln. So ruft er der künftigen Fachkraft beispielsweise deren gute Vornote in Erinnerung oder macht deutlich, dass die Prüferinnen und Prüfer nicht Gegner, sondern Partner sind. Sehr oft führt ein solches Gespräch zum Erfolg. Michler sieht dann den Ertrag seiner ehrenamtlichen Arbeit: „Glückliche Augen und gut ausgebildetes Fachpersonal für die Betriebe unserer Region“, sagt der Unternehmer.