Prüferinnen und Prüfer gesucht 2| 2024

Prüfen bildet

Gutes tun und dabei den eigenen Horizont erweitern: Die Arbeit in den IHK-Prüfungsausschüssen kann die fachliche Fitness fördern, berichten Unternehmer und Ausbilder-Routinier Peter Cosanne sowie Mitarbeiterin Ann-Kathrin Makoschey.  | Text: Dominik Dopheide
Als Fachplaner für technische Gebäudeausrüstung weiß der Ingenieur Cosanne: Nichts geht über ein funktionierendes System. Weil die arbeitsteilige Ausbildungsorganisation in Deutschland sich sehr gut bewährt habe, übernehme er aus Überzeugung die ehrenamtliche Tätigkeit als IHK-Prüfer, sagt der geschäftsführende Gesellschafter der in Dorsten ansässigen Cosanne Ingenieure GmbH. Er ist stellvertretender Vorsitzender im Ausschuss „Techn. Systemplaner/-in Versorgungs- und Ausrüstungstechnik“. Zudem hat er für Verstärkung des Ausschusses „Techn. Systemplaner/in Elektrotechnische Systeme“ gesorgt, denn er hat aus seinem Team Ann-Kathrin Makoschey als Prüferin freigestellt, die im Betrieb für diesen Bereich Ansprechpartnerin für Auszubildende ist. Makoschey hat noch eine Ausbildung zur Technischen Zeichnerin absolviert. „Den Beruf gibt es nicht mehr, weil Stift und Tusche ausgedient haben“, erläutert Cosanne. Das Berufsbild habe sich weiterentwickelt – hin zu einem ganzheitlichen und planerischen Ansatz. Weil die Materie immer komplexer werde, bietet insbesondere der Blick auf die Projektarbeiten für die Abschlussprüfung Teil 2 den Prüfenden oft neue Perspektiven. „So bleibt man up to date, rostet nicht ein“, sagt Makoschey.

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Ann-Kathrin Makoschey, Cosanne Ingenieure GmbH © Möller/IHK Nord Westfalen

Erkenntnisgewinn durch Austausch

„Wir sind als Ausbilder und im Prüfungsausschuss ständig gefordert, uns weiterzubilden und weiterzuentwickeln“, bestätigt Cosanne. Dazu kommt der Austausch zwischen den beteiligten Betrieben und den Lehrern, der dem Ingenieur manchen Erkenntnisgewinn gebracht hat. Weil das Gewerke-Spektrum der Ausbildungsbetriebe weit und die Detailtiefe der Projektarbeiten hoch sei, erhalten die Mitglieder der Prüfungsausschüsse immer wieder neue Impulse und verbuchen somit einen Mehrwert für das eigene Unternehmen, erklärt Cosanne. „Nach einer Präsentation und dem Fachgespräch stellen wir uns manchmal sogar im Kreis der Prüfer die Frage, ob wir die Lösung selbst so hinbekommen hätten“, erzählt er, um dann ein weiteres Argument für den ehrenamtlichen Einsatz anzufügen: Die Arbeit macht ihm einfach Spaß.

Stellenwert der Berufe verdeutlichen 

Auch in seinem Ingenieurbüro ist das Angebotsspektrum breit gefächert. „Wir decken in der Haus- und Versorgungstechnik von der Beratung und dem ersten Konzept bis zur Fachbauleitung das komplette Leistungsbild der Fachplanung aller Anlagengruppen der Technischen Ausrüstung ab“, sagt Cosanne und nennt beispielhaft die Bereiche Sanitärtechnik, Heizungs- und Dampfanlagen, Lüftungs- und Kältetechnik, Elektrotechnik, Medizintechnik und regenerative Energietechniken, insbesondere Photovoltaik. Mehr als 4.000 Projekte in verschiedenen Größenordnungen hat das Büro abgewickelt - vom Einfamilienhaus bis zu kompletten Krankenhauskomplexen. Immer mehr im Blickpunkt steht bei den Planungen das Thema Energieeffizienz. „Die energetischen Zeitenwende wird nur gelingen, wenn wir sowohl Bestandsgebäude als auch Neubauten entsprechend technisch ausrüsten“, begründet er. Vor diesem Hintergrund bedauert der Unternehmer, dass die Ausbildungsberufe im Bereich Technische Systemplanung  trotz ihrer Zukunftsfähigkeit in der breiten Öffentlichkeit nicht sehr bekannt sind. Die Anzahl der Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz jedenfalls spiegele die hohe Relevanz dieser Berufe nicht wider. Offenbar werde die Arbeit im Ingenieurbüro eher mit einem Hochschulabschluss in Verbindung gebracht. „Es gibt bei uns natürlich akademische Aufgabenstellungen, aber ein Großteil ist angewandte Technik – akribische Planung, die aber nicht immer ein Studium voraussetzt“, erklärt Cosanne, der jährlich mindestens zwei Auszubildende der Technischen Systemplanung in seinem 60-köpfigen Team begrüßt und unter anderem mit seinem Engagement als IHK-Prüfer den Stellenwert dieser Berufe deutlich machen will.
Peter Cosanne, Cosanne Ingenieure GmbH © MICHAEL C.MOELLER
Er selbst hat mit Eintritt in die Geschäftsführung des väterlichen Betriebs 2003 die Rolle des Ausbilders übernommen und somit die Unternehmenstradition der hohen Wertschätzung für diesen Berufsweg fortgesetzt. „Ausbildung ist ein hohes Gut, deshalb ist es wichtig, dass sich alle daran beteiligen“, sagt Cosanne. Er und sein Team geben ein Beispiel: Der insgesamt fast dreiwöchige Ausfall Ann-Kathrin Makoscheys im Tagesgeschäft während ihrer Tätigkeit als Prüferin wird akzeptiert und kompensiert. „Die Arbeit muss ja umorganisiert werden“, erklärt Cosanne. „Das klappt super, ich werde sehr gut unterstützt“, ergänzt Makoschey, die im Prüfungsausschuss mit ihrem vormaligen Berufsschullehrer zusammenarbeitet. Dieser hatte sich an Peter Cosanne mit dem Hinweis gewendet, dass die Personaldecke im Prüfungsausschuss zu dünn sei. Nicht die Vorgabe im Berufsbildungsgesetz hat bei der Entscheidung eine Rolle gespielt, Ann-Kathrin Makoschey freizustellen, sondern die Überzeugung des Unternehmers und seiner Mitarbeiterin: „Am Ende funktioniert das ganze gute Ausbildungssystem doch nur, wenn alle mitmachen und die Arbeit nicht bei wenigen hängen bleibt“, betont Cosanne.