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Freistellung zahlt sich aus
Einige Unternehmen tun sich schwer damit, Mitarbeitende als potenzielle Prüferinnen und Prüfer zu benennen und sie für die Prüfungstermine freizustellen – bleibt da nicht Arbeit liegen, führt das nicht zu Neid im Team? Stefan Brüggemann, Abteilungsleiter Berufsbildung bei der IHK Nord Westfalen, teilt die Bedenken nicht. | Interview: Ingrid Haarbeck
Herr Brüggemann, wieso stellen Unternehmen ihre Mitarbeitenden für die Prüfertätigkeit frei?
Stefan Brüggemann: Von der Tätigkeit als IHK-Prüfer profitiert nicht nur der Prüfer persönlich, sondern es profitiert die Ausbildung im Unternehmen insgesamt und es profitieren vor allem die Auszubildenden. Wenn Unternehmen qualifizierte Prüfungen und somit auch Fachkräfte erwarten, dann geht das nur mit qualifizierten Prüferinnen und Prüfern aus den regionalen Unternehmen, die für ihre Tätigkeit freigestellt werden.
Das ist im Übrigen auch die Grundidee der IHK, dass die Wirtschaft ihre Aufgaben selber verwaltet und Verantwortung übernimmt. Die Alternative zum ehrenamtlichen Prüfungswesen wäre der Aufbau eines staatlichen Prüfungswesen oder spezieller Zertifizierungseinrichtungen. Beides müsste letztendlich von den ausbildenden Unternehmen bezahlt werden. Das wäre teurer und weniger praxisnah. Gleichzeitig wären Abschlüsse sehr schwer vergleichbar.
Wie profitiere ich als Unternehmen von einer bezahlten Freistellung?
Brüggemann: Ihr Ausbildungspersonal sammelt wertvolle Erfahrungen für die Ausbildung im eigenen Unternehmen. Sie kennen den Prüfungsablauf und Bewertungskriterien und gewinnen Einblicke in aktuelle Fachentwicklungen. Das bedeutet, dass die Auszubildenden viel besser auf diesen wichtigen Meilenstein für ihren Berufseinstieg vorbereitet werden können. Auch Sozial- und Methodenkompetenzen lassen sich durch das Ehrenamt ausbauen. Dies sind auch wesentliche Gründe dafür, dass die meisten Unternehmen ihre Mitarbeitenden für diese wichtige ehrenamtliche Tätigkeit freistellen.
Was bringt es den Prüferinnen und Prüfern, diese zusätzliche Aufgabe zu übernehmen?
Brüggemann: Die Tätigkeit als Prüferin und Prüfer bringt spannende Begegnungen mit sich und erweitert immer auch den eigenen Blick, besonders für die Ausbildung im eigenen Unternehmen. Dabei entsteht ein sehr wertvoller Ideenaustausch: Wie bilden die anderen aus? Wie machen die es mit der digitalen Ausbildung? Was tun die, um Auszubildende zu gewinnen? Dieser Austausch ist ein Gewinn für den Ausbilder und für alle, die an der Ausbildung mitwirken. Dadurch entsteht ein Netzwerk, durch das man immer wieder konkrete Ideen erhält, wie die Ausbildung im Betrieb oder die Vorbereitung auf die Prüfung verbessert werden kann.
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Redaktion Wirtschaftsspiegel