November 2024 | Industrie

Wie steht es um die Industrie in MV?

Wohin soll sich die Industrie in unserem Bundesland entwickeln und welche Faktoren sind dafür erforderlich? Das Industriepolitische Konzept Mecklenburg-Vorpommern für das Jahr 2030 beleuchtet die Ausgangslage und definiert die Zukunftsvision für den Industriestandort MV.

137 Handlungsempfehlungen

Wohin soll sich die Industrie in unserem Bundesland entwickeln und welche Faktoren beziehungsweise Rahmenbedingungen sind dafür erforderlich? Das Industriepolitische Konzept Mecklenburg-Vorpommern für das Jahr 2030 gibt Antworten darauf. Es beleuchtet die Ausgangslage am Beginn des 2020er-Jahrzehnts und definiert die Zukunftsvision bis zum Jahr 2030 für den Industriestandort MV.
Im Wissen um die Chancen und Potenziale und in der Verantwortung für eine dynamische und zugleich nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung besteht ein klares Ziel: MV soll in allen Wirtschaftsbereichen, insbesondere aber in seiner industriellen Struktur zu einem modernen Produktions- und Entwicklungsstandort sowie Lebensort weiterentwickelt und Schritt für Schritt in eine neue Qualität gebracht werden.
Zur Erreichung dieses Zielbildes werden insgesamt 137 Handlungsempfehlungen in zehn Handlungsfeldern – von der Wirtschafts- und Technologieförderung über den Infrastrukturausbau, der Energie- und Verkehrspolitik bis hin zur Fachkräftesicherung – benannt. Mit der aktuellen Koalitionsvereinbarung wurde das Industriepolitische Konzept erstmals fest in der landespolitischen Agenda verankert. Zusammen mit den Wirtschaftskammern, der Vereinigung der Unternehmensverbände und den Sozialpartnern soll die im Rahmen des Zukunftsbündnisses erstellte Industriestrategie konsequent umgesetzt werden.

IHKs in MV fordern zügige Umsetzung der Strategie

Die Industriedichte liegt in MV mit 40,5 Beschäftigten je 1.000 Einwohner derzeit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von rund 75. Das zeigt: der Industrieanteil im Land mit seinem besonders hohen Wertschöpfungspotenzial muss an Gewicht zunehmen. Die IHKs in MV haben deshalb die zwingend notwendige und zügige Umsetzung der Industriestrategie mehrfach angemahnt.
Seit Verabschiedung des Konzeptes gab es durch den Ukraine-Krieg und der daraus folgenden Energiekrise erhebliche weltwirtschaftliche Auswirkungen. Hinzu kommen die strukturellen und konjunkturellen Probleme in Deutschland, die eine Anpassung und Fortschreibung, aber auch eine klare Priorisierung der Industriestrategie erfordern.
Im Frühjahr 2024 vereinbarten die Bündnispartner daher, die folgenden Handlungsempfehlungen des Industriepolitischen Konzepts vorrangig zu bearbeiten:
  • die bedarfsgerechte Erschließung neuer sowie den Ausbau und die Revitalisierung bestehender Industrie- und Gewerbegebiete;
  • die projektorientierte Förderung Wirtschafts- und marktorientierter Kooperationsverbünde, Netzwerke sowie sonstiger wirtschaftsnaher Einrichtungen;
  • die kurzfristige Verbesserung der Rahmenbedingungen für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien und ihrer künftigen Speicherung als Wasserstoff einschließlich der Schaffung der regionalen und Begleitung der nationalen Rahmenbedingungen für wettbewerbsfähige Energiepreise am Standort der Entstehung;
  • die Einführung und Marktentwicklung emissionsfreier Produktions- und Lieferprozesse;
  • den Ausbau digitaler und bürokratiearmer Verwaltungsprozesse;
  • die weitere Stärkung der industrienahen, anwendungsbezogenen und marktorientierten Forschung und Entwicklung auf der Grundlage der Regionalen Innovationsstrategie in Zusammenarbeit der wissenschaftlichen Institutionen mit der regionalen Industrie sowie von Unternehmen untereinander
  • die Förderung digitaler Leistungs- und Produktionsprozesse durch Schaffung geeigneter Infrastrukturen und Rahmenbedingungen für Entwicklung und Einführung innovativer IT-Angebote;
  • den weiteren technologieoffenen Ausbau CO-2-neutraler Mobilität aller Verkehrsträger;
  • die Schaffung und Sicherung attraktiver und wettbewerbsfähiger Arbeitsbedingungen.
In der Publikation zum Industriepolitischen Konzept sind alle Handlungsempfehlungen und dazugehörige Zahlen und Fakten detailliert aufgeführt.
Die IHKs in MV werden die Umsetzung der priorisierten und der anderen Handlungsempfehlungen der Industriestrategie weiterhin partnerschaftlich sowie konstruktiv und kritisch im Zukunftsbündnis begleiten. Das Industriepolitische Konzept soll regelmäßig evaluiert und die Handlungsempfehlungen den aktuellen Entwicklungen angepasst werden.
In Mecklenburg-Vorpommern steht das verarbeitende Gewerbe im Jahr 2023 für 13 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung des Landes. Derzeit sind im gesamten verarbeitenden Gewerbe rund 64.600 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Die rund 800 Betriebe des verarbeitenden Gewerbes erzielen dabei einen Gesamtumsatz von ca. 18,4 Milliarden Euro; mehr als 35 Prozent der gesamten Umsätze wurden im Ausland erzielt.
Die mit Abstand umsatzstärkste Branche im verarbeitenden Gewerbe im Land bleibt die Ernährungswirtschaft. Sie steht für rund ein Drittel des gesamten Umsatzes.
An zweiter Stelle stehen die Maschinenbaubetriebe im Land mit einem Anteil von rund 11 Prozent am Gesamtumsatz im verarbeitenden Gewerbe. Zu den bedeutendsten industriellen Branchen im verarbeitenden Gewerbe zählen daneben die maritime Industrie, die Erzeugung und Bearbeitung von Metall sowie Herstellung von Metallerzeugnissen, die Holzindustrie, die Luft- und Raumfahrtzulieferindustrie und die Automobilzulieferindustrie.