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Willkommen im Erlebnisraum
Der stationäre Einzelhandel müsse Erlebnisräume schaffen: Dieser Satz fällt auf dem IHK-Kongress „Handel der Zukunft“ mehr als einmal. Fünf Impulse aus den Vorträgen für die Umsetzung. (Von Dominik Dopheide)
1. Die Krypto-Community
Marilyn Repp vom Mittelstand-Digital Zentrum Handel in Berlin
© Busch/IHK
2. KI als Alltagshelfer
Keine Angst vor künstlicher Intelligenz: Sie könne auch und besonders kleineren Einzelhandelsunternehmen das Leben leichter machen, weil sie von zeitraubenden Routinearbeiten entlaste. Repp empfiehlt beispielsweise, das Formulieren von Postings für Social-Media der Software zu überlassen, und das Ergebnis im Bedarfsfall noch zu verbessern. Auch könne KI helfen, Bildmaterial zu erstellen. „Es gibt immer mehr fertige Tools für solche Aufgaben“, informiert die Expertin. Das bedeutet: Es bleibt mehr Zeit, um am Erlebnisraum zu feilen.
3. Treffpunkt Live-Shopping
„Social-Media sind superwichtig, weil sie Reichweite bringen“, sagt Repp. Warum also nicht über diese Kanäle in Echtzeit mit einem möglichst großen Kundenkreis interagieren? In China, wo oft Influencer ein solches Event moderieren, ist Live-Shopping bereits ein Mega-Trend. Rund zehn Prozent aller Online-Käufe entfallen dort auf diese Formate, berichtet Repp. In Deutschland wird während der Livestreams noch nicht soviel umgesetzt. Aber sie wirken als Schaufenster und Impulsgeber und lassen sich somit in Verkaufserfolg ummünzen. „Die Leute kommen ein paar Tage später ins Ladenlokal“, erklärt Repp. Auch für kleine Geschäfte sei Live-Shopping ein gut realisierbares, attraktives Instrument. „Es geht um Entertainment, und dieses Thema wird sowohl im digitalen Raum als auch stationär immer wichtiger“, sagt die Expertin.
4. Realität und Umsatz erweitern
Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR): Das Potenzial dieser Technologien hat der Einzelhandel noch nicht ausgeschöpft, sagt Sabrina Borowski, Mitarbeiterin bei mxr Storytelling in Gelsenkirchen und Mitorganisatorin des Tech-Events „Places-Festival“. Sie nennt stellvertretend für viele Anwendungen die AR-Schaufensteranprobe vor dem Modegeschäft: Kunden sehen sich in einem großen Display, ihre Bewegungen werden gespiegelt. Der Clou: Das virtuelle Gegenüber auf dem Bildschirm trägt Fashion aus dem Shop. In Echtzeit also wird die reale Umgebung mit einem künstlichen, dreidimensionalen interaktiven Szenario erweitert. Virtuell Reality dagegen schafft komplett simulierte Welten, die allerdings nur mit einer VR-Brille wahrgenommen werden können. Die jüngsten Produktentwicklungen zeigen, dass die IT-Branche auch diese Technik intensiv weiterentwickelt, betont Borowski. Sie ist sicher, dass VR immer mehr zum Einkaufserlebnis beitragen wird.
5. Geschäftsmodell Showroom
„Kunden wollen nicht mehr Kiste an Kiste und Produkt an Produkt sehen, vielmehr wird der stationäre Handel zum Erlebnis-Anbieter“, bestätigt Michael Volland, Geschäftsführer und Gründer der realtale GmbH in Hannover. Das Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, den Point of Sale hochwertig zu gestalten. Die Kombination von fundierter Beratung und einer ansprechenden Umgebung habe auch deshalb Zukunft, weil Hersteller attraktive Bühnen zur Inszenierung ihrer Produkte suchen, erklärt Volland.
An diesem Punkt setzt das von ihm vorgestellte Geschäftsmodell an, das Verkaufsfläche zum Showroom und den Einzelhandel zum Dienstleister macht. In sogenannten Multi-Brand-Stores werden dabei wechselnde Markenwelten geschaffen. Mehrere Hersteller können zugleich präsent sein. Im Vordergrund steht das Erleben der Produkte, die beispielsweise aus den Bereichen Haushalt, Elektronik, Lifestyle, Sport und Gesundheit kommen. Dieses Konzept könne auch auf einer Fläche im Fachhandel eingebunden werden. Somit werde den Geschäften der investitionsintensive Weg zum Erlebnis-Anbieter erleichtert. Zudem könne der Einzelhandel von Provisionen für anonymisierte Daten über Bedarfe und Meinungen der Kundschaft profitieren, die er den Herstellern zur Verfügung stellt.
Kontakt
Guido KrĂĽdewagen