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Turbo für „Fast-Follower“
Der Vorsprung der „Pioniere“ wird im digitalen Wandel immer größer. Ein Interreg-VI Förderangebot soll deshalb den mittelständischen „Fast-Followern“ in der TECH.LAND-Region Schubkraft verleihen. | Text: Dominik Dopheide
Nicht jedes neue digitale Geschäftsmodell oder Produkt ist dazu bestimmt, den Weltmarkt aufzurollen. Ansatzpunkte für Innovationen finden sich auch auf regionaler und lokaler Ebene, wie Erwin Altena weiß. Er managt bei Oost NL das Interreg-Projekt „KPF Industr_I4.0“, das die Einführung und Anwendung bereits bestehender digitaler Technologien in mittelständischen Unternehmen fördern soll. „In der Regel geht es darum, ein Basisprodukt in die Prozesse zu integrieren, wenn der Markt keine Standardlösungen bietet“, erklärt Altena.
Lösungen modifizieren
Förderfähig sind im Prinzip alle Arten von Innovationen, erklärt er weiter. Die Projekte lägen nicht auf „Champions-League-Niveau“, sondern würden auf regionaler Ebene realisiert. Somit spreche das Angebot eine größere Gruppe von Unternehmen an. Eine bereits bestehende Lösung zu modifizieren, sei zwar nicht das Top-Level des Innovationsgeschehens, aber doch eine innovative Leistung, betont der Experte. Sie werde vornehmlich von „Fast Followern“ erbracht. Diese meist mittelständischen Unternehmen gestalten den digitalen Wandel mit, indem sie die bahnbrechenden Entwicklungen anderer aufnehmen und gegebenenfalls verbessern. Allerdings falle es den „Fast Followern“ immer schwerer, mit dem Innovationstempo der großen „Pionier“-Unternehmen mitzuhalten, die früh in Digitalisierung investiert haben und davon jetzt profitieren. „Die personellen und finanziellen Ressourcen der Follower reichen nicht immer aus, wie eine Studie des Fraunhofer Instituts gezeigt hat“, berichtet Altena, der selbst an der Untersuchung beteiligt war.
Erwin Altena managt bei Oost NL das Projekt „KPF Industr_I4.0“
© pd
Das Förderangebot „KPF Industr_I4.0“, soll jetzt helfen, dass die KMU aufschließen können. Das Angebot ist zugeschnitten auf Unternehmen, die den digitalen Wandel eher in kleineren Schritten vollziehen. Zudem ist es ein offenes Interreg-Projekt. Das heißt, Firmen können noch aufspringen auf den Förderzug und einsteigen in ein Konsortium, wenn das Vorhaben schon läuft und bereits Gelder bewilligt wurden. Altena nennt einige Kriterien der Förderfähigkeit. Eine Voraussetzung ist demnach, dass sich mindestens zwei, maximal aber zehn unabhängige Partnerunternehmen aus der Interreg-Region für ein Kooperationsprojekt zur Einführung und Anwendung digitaler Technologie zusammenfinden. Der Förderfokus liegt auf der Fertigung. Auch Handwerksunternehmen, die ein Industrie-4.0-Thema haben, können mitmachen. Das Unternehmen, das den Förderantrag stellt, muss gemäß EU-Definition zur Kategorie KMU gehören – also maximal 250 Mitarbeitende beschäftigen und nicht mehr als 50 Mio. Jahresumsatz verbuchen. Ist ein größeres Unternehmen als Partner mit von der Partie, muss das begründet werden. Die Förderquote beträgt bis zu 50 Prozent der förderfähigen Ausgaben oder Kosten. Maximal fließen Mittel in Höhe von 50.000 Euro. Auch einzelne Etappen auf dem Digitalisierungsweg sind förderfähig, etwa ein Ideen-Check oder eine Machbarkeitsstudie.
Gemeinsam statt einsam
Sarah Schönfelder ist bei der TAFH Münster GmbH, der Innovationsförderungs- und Projektentwicklungsgesellschaft der FH Münster, Ansprechpartnerin für Firmen
© FH Münster
Genauso sieht es Sarah Schönfelder, die bei der TAFH Münster GmbH – der Innovationsförderungs- und Projektentwicklungsgesellschaft der FH Münster – Ansprechpartnerin für Firmen ist, die beispielsweise im Rahmen des Strukturförderprogramms Interreg VI mit der Hochschule kooperieren. „Ein Netzwerk zu bauen, ist sehr wichtig für ein Unternehmen, das Digitalisierungs-Projekte plant“, erklärt sie, um dann weitere Mehrwerte zu nennen, die TECH.LAND schafft: Die Initiative verstärke die Sichtbarkeit und biete einen sehr guten Überblick über vorhandene Strukturen und Aktivitäten beidseits der Grenze und helfe Unternehmen, die passenden Angebote auf dem schnellsten Weg zu nutzen. Auch FH Münster und TAFH zählen zu diesen Strukturen und kommen als potenzielle Partner, etwa im Förderprojekt „KPF Industr_I4.0“, für Unternehmen infrage, die im Münsterland ansässig sind. „Wir begleiten Projektanträge und betreuen die grenzüberschreitende Zusammenarbeit“, erläutert Schönfelder die Rolle und das Engagement der Transferagentur in TECH.LAND.
Als Programm will die Regionalwissenschaftlerin die TECH.LAND-Idee nicht bezeichnen, zumal es an eigenen Fördermitteln fehle. Aber genau darin liege der Reiz und die Stärke der Initiative: „Es ist ein starker Zusammenschluss – ein Netzwerk vieler Spieler in einer innovativen Grenzregion, um mit einem gemeinsamen Label in die ganze Welt durchzustarten“, sagt Schönfelder. Und genau das, betont Erwin Altena, habe die ganze Welt so noch nicht gesehen.
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Redaktion Wirtschaftsspiegel