Nachhaltige Wirtschaftsflächen

Neues Wachstum auf alten Flächen

Die Spaleck-Gruppe setzt im Bocholter Gewerbegebiet auf Flächennachnutzung und Standort-Sharing mit der Natur. Hier sollen nicht nur die Geschäfte brummen, sondern auch Bienen und Hummeln. 
Carsten Sühling
Carsten Sühling investiert an seinen Standorten in nachhaltige Flächennutzung. Fotovoltaik und Bienenstreifen auf dem Dach sorgen für Energieeffizienz, besseres Klima und Umweltschutz. © Betz/IHK
Mit der nachhaltigen Flächengestaltung hat der Maschinenbauer – Spezialist unter anderem für Förder- und Separiertechnik – knapp außerhalb des eigenen Werksgeländes angefangen: 2019 hat ein hoch motiviertes Team von Mitarbeitenden eine öffentliche Fläche von rund 800 Quadratmeter Größe zugunsten der Artenvielfalt mit heimischen Stauden und Gehölzen wie Haselnuss, Schlehe, Weißdorn, Wildrose und Holunder aufgewertet. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Unternehmen bereits einen Zirkel gegründet, um seine Nachhaltigkeit in vielen Facetten, also auch in der Flächennutzung, systematisch weiterzuentwickeln. 

Ökologisch auf Dach und Boden

Einige Ideen ranken sich ums Dach. Weil aus statischen Gründen eine Erweiterung der 500 Kilowatt-Peak Fotovoltaik-Anlage nicht möglich ist, hat Spaleck 400 Quadratmeter Dachfläche mit Sedum begrünt, einer Pflanze, die auch als „Fetthenne“ bekannt ist. Der Bewuchs verbessert im Gebäude im Sommer den Hitzeschutz und mindert im Winter den Wärmedurchgang. Zudem wirkt die eingesetzte Sedum-Art wie ein Wasserspeicher. Niederschlag verschwindet nicht in der Kanalisation, sondern wird von den Pflanzen gehalten und nach und nach wieder in die Luft abgegeben – ein guter Effekt, angesichts des zunehmenden Feuchtemangels in oberflächenversiegelten Städten. 

Kostengünstige Nachnutzung

Auch am Boden hat Spaleck den Hebel angesetzt. Rund 200 Quadratmeter Fläche sind bereits entsiegelt und der Natur gewidmet worden. Das Unternehmen hat dort nicht weniger als 1500 bienenfreundliche Stauden gepflanzt, einen Bienenstock und zwei große Insektenhotels aufgestellt sowie 15 Nistkästen aufgehängt. Und weil Wände eine steile Vorlage geben können für nachhaltige Flächennutzung, wird bei Spaleck auf mehr als 80 Metern Länge und bis zu zehn Metern Höhe die Fassade begrünt. „Solange wir durch die Tür kommen, darf der Wilde Wein weiterwachsen“, hat Carsten Sühling, Geschäftsführer der Spaleck GmbH & Co. KG, beschlossen. 
Wie aber soll es weitergehen, wenn auch das Unternehmen weiterwachsen und sich in der Fläche ausbreiten will? Den Standort verlagern und auf eine neue grüne Fläche die perfekte Halle setzen? Diese Option wurde in der Geschäftsleitung intensiv diskutiert, berichtet Sühling.
Doch hat sich Spaleck für die nachhaltige Lösung entschieden, die zudem noch kostengünstiger ist: für das Prinzip der Nachnutzung. Das Unternehmen, das an der Robert-Bosch-Straße bereits vier Standorte hält, hat dort jetzt eine weitere Bestandsfläche erworben – Größe 11 000 Quadratmeter. „Die neue Fläche mit den Gebäuden, die darauf stehen, können wir bei Bedarf zusätzlich nutzen und nach unseren Bedürfnissen umgestalten“, erläutert der Geschäftsführer, der auch Vorsitzender des Ausschusses für unternehmensverantwortliche Nachhaltigkeit der IHK Nord Westfalen ist. Für die Logistik sei die Lösung nicht optimal, weil die Immobilien an unterschiedlichen Straßen liegen und die Straßenverkehrsordnung den Workflow erschwere, räumt er ein. Sühling regt an, für eine solche Situation Regelungen zu definieren, die den Unternehmen das Leben leichter machen. Doch sei das nicht allein Sache der Kommunen, auch der Kreis und das Land müssen grünes Licht geben. 
Natürlich will Sühling das neu erworbene Terrain ökologisch verträglich nutzen. Geplant sind beispielsweise eine Dach- und Fassadenbegrünung, unversiegelte Parkplätze, Fotovoltaik sowie eine moderne Heizung mit Erdwärme. All diese Maßnahmen haben auch unternehmerischen Nutzen, betont Sühling, und verweist auf die positive Entwicklung der Arbeitgebermarke. „Wir arbeiten alle lieber im Grünen, als auf eine graue Fassade zu gucken“, sagt er. Dach- und Wandbegrünung senken zudem Kosten und fördern das Mikroklima in den Gebäuden, weiß der Unternehmer.

Beratung und Förderung

Finanziert habe Spaleck die Maßnahmen im Wesentlichen selbst, doch im Rahmen des Förderprogramms „Grün statt Grau – Gewerbegebiete im Wandel“ habe auch die Stadt Bocholt mit „sehr guter Beratung und einigen Euro“ unterstützt, sagt Sühling. Darüber hinaus hat der NABU die Projekte beratend begleitet. Ginge es nach Carsten Sühling, dürften gerne viele weitere Gewerbegebiete aufblühen. „Wir haben eine riesige Flächenkonkurrenz und der Druck auf Natur und Artenvielfalt wird immer größer. Deshalb müssen wir die vorhandenen Flächen vielfältiger nutzen und interessanter gestalten“, so die Forderung des Unternehmers. «
Logo mit Schriftzug „Nachhaltig in Nord-Westfalen“
IHK-Netzwerk Nachhaltigkeit
Der Nachhaltigkeitsausschuss der IHK Nord Westfalen will „einen spürbaren Beitrag leisten“, um die Emscher-Lippe-Region und das Münsterland bundesweit als Vorbildregion für nachhaltiges Wirtschaften zu positionieren, so formuliert es der jetzige Ausschussvorsitzende und Spaleck-Geschäftfsührer Carsten Sühling. Unternehmen, die mitmachen wollen beim IHK-Netzwerk Nachhaltigkeit, um Erfahrungen auszutauschen oder an Veranstaltungen teilzunehmen, können sich bei den IHK-Nachhaltigkeitsreferenten melden:
Inna Gabler, Tel. 0251 707-305, inna.gabler@ihk-nw.de und Markus Lübbering, Tel. 0251 707-306, markus.luebbering@ihk-nw.de
Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen
Sentmaringer Weg 61
48151 Münster
Telefon: 0251 707-0
Telefax: 0251 707-368
E-Mail: infocenter@ihk-nordwestfalen.de