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Auf den Punkt gebracht
Wie können Kommunen die nachhaltige Gestaltung von Industrie- und Gewerbeflächen steuern und fördern? Die Stadt Borken setzt ein Punktesystem bei der Grundstücksvergabe ein.
Nachhaltigkeit und Klimaschutzmanagement nehmen auf der Agenda der Stadt Borken einen immer größeren Stellenwert ein, berichtet die Leiterin der Stabsstelle für Wirtschaftsförderung, Klimaschutz und Liegenschaften der Stadt, Julia Ohters. Deshalb strebe die Kommune auf Industrie- und Gewerbeflächen, die sie selbst vergibt, den Einklang zwischen Ökonomie und Ökologie an. Ohters verweist auf ein Vorbild, das geografisch nahe liegt: Es falle auf, dass in den Niederlanden die Gewerbegebiete grün aussehen, in Deutschland dagegen sehr asphaltiert. Wie aber lässt sich die nachhaltige Flächennutzung zügig voranbringen? Die Stadt Borken hat dazu ein neues Steuerungsinstrument zur Vermarktung ihrer Gewerbeflächen entwickelt und per Ratsbeschluss in Kraft gesetzt. Es verspricht bei limitiertem Grund stücksangebot und großer Nachfrage, wie in Borken der Fall, hohe Wirksamkeit: Unternehmen können im Wettbewerb um Flächen mit nachhaltigen Maßnahmen punkten und somit den Kaufpreis reduzieren.
Ein Team um Ohters hat einen detaillierten und trotzdem kompakten, leicht verständlichen Kriterienkatalog aufgestellt, damit die Investoren genau ausrechnen können, wie sich ihre nachhaltige Planung auszahlt. Insgesamt sind zehn Maßnahmen definiert, die je nach Ausführung mit drei, fünf oder zehn Punkten bewertet werden. Eine Ausnahme bildet die Kategorie „Dachbegrünung“. Hier kann das Pflanzenwachstum den Kaufpreis noch kräftiger schrumpfen lassen, denn angesichts des hohen ökologischen Nutzens vergibt die Stadt bis zu 20 Punkte. Zur Bewertung hat sie sechs Stufen festgelegt. Ein Unternehmen beispielsweise, das auf mindestens 75 Prozent der begrünbaren Dachfläche einen Bewuchs von mindestens 15 Zentimeter Höhe plant, verbucht satte 20 Punkte. Zehn Punkte haben jene eingeheimst, die flächensparend bauen und in zumindest einem Gebäude ein zweites Geschoss planen. Auch wasserdurchlässige Bodenbeläge und Rückhalteräume für Regenwasser spülen jeweils bis zu zehn Punkte auf das „Nachhaltigkeitskonto“. Und die Planung von 15 Prozent der Fläche für Blühstreifen und Blumenwiesen wird mit der bestmöglichen Punktzahl honoriert.
Ein Team um Ohters hat einen detaillierten und trotzdem kompakten, leicht verständlichen Kriterienkatalog aufgestellt, damit die Investoren genau ausrechnen können, wie sich ihre nachhaltige Planung auszahlt. Insgesamt sind zehn Maßnahmen definiert, die je nach Ausführung mit drei, fünf oder zehn Punkten bewertet werden. Eine Ausnahme bildet die Kategorie „Dachbegrünung“. Hier kann das Pflanzenwachstum den Kaufpreis noch kräftiger schrumpfen lassen, denn angesichts des hohen ökologischen Nutzens vergibt die Stadt bis zu 20 Punkte. Zur Bewertung hat sie sechs Stufen festgelegt. Ein Unternehmen beispielsweise, das auf mindestens 75 Prozent der begrünbaren Dachfläche einen Bewuchs von mindestens 15 Zentimeter Höhe plant, verbucht satte 20 Punkte. Zehn Punkte haben jene eingeheimst, die flächensparend bauen und in zumindest einem Gebäude ein zweites Geschoss planen. Auch wasserdurchlässige Bodenbeläge und Rückhalteräume für Regenwasser spülen jeweils bis zu zehn Punkte auf das „Nachhaltigkeitskonto“. Und die Planung von 15 Prozent der Fläche für Blühstreifen und Blumenwiesen wird mit der bestmöglichen Punktzahl honoriert.
Marcel Bone-Bröker, Leiter der Fachabteilung Liegenschaften der Stadt Borken, erklärt, wie abgerechnet wird. Demnach verringert sich der Kaufpreis um zehn Euro pro Quadratmeter, wenn die Stadt die Planung mit mindestens 40 Punkten bewertet hat. Ab einem Wert von 75 Punkten reduziert sich der Kaufpreis um weitere zehn Euro. Unternehmen, die mindestens 95 Punkte erzielen, freuen sich über weitere fünf Euro Nachlass. „Die maximal mögliche Kaufpreisreduzierung beträgt also 25 Euro pro Quadratmeter“, fasst Bone-Bröker zusammen. Somit können sich Unternehmen, die in nachhaltige Flächengestaltung investieren, wieder dem alten Preisniveau nähern, erläutert er. Denn die Stadt habe im Zuge der Verabschiedung des Vermarktungskonzeptes die Kurse für ihre Gewerbeflächen an die gestiegenen Erwerbs- und Erschließungskosten angepasst.
Mit Ökologie Kaufpreis verringern
Was aber, wenn ein Investor der Stadt das Blaue vom Himmel erzählt hat, und es auf dem Gelände gar nicht so grünt, wie vorgesehen? Die Planungen sind Bestandteil der Bauverpflichtungen, informiert Bone-Bröker. „Den Anteil der Kaufpreisreduzierung sichern wir beispielsweise als Grundschuld oder per Bankbürgschaft ab, und nach Abnahme der Maßnahmen erteilen wir die Löschungsbewilligung“, beschreibt er das Kontrollverfahren.
Zugleich begleitet die Wirtschaftsförderung die Unternehmen beratend auf dem Weg zur nachhaltig gestalteten Fläche. Wirtschaftsförderung, Liegenschaften und Klimaschutz agieren dabei in enger Abstimmung, das beschleunige die Prozesse bis zur jeweiligen Beschlussvorlage für den Stadtrat, der dann die finale Entscheidung über die Grundstücksveräußerung trifft, sagt Ohters. Im Anschluss begleite die Stadt das Projekt mit ihrem Know-how im Bereich Klimaschutzmanagement bis zur Abnahme der vertragsrelevanten Nachhaltigkeitsprojekte. Eine Selektion der Nachfrage allein aufgrund der erzielten Punktezahl finde allerdings nicht statt, versichert Bone-Bröker. Das Gesamtkonzept eines Unternehmens müsse überzeugen. Ohters sieht das Borkener Verfahren der Gewerbeflächenvergabe vielmehr als eine indirekte, niederschwellige Förderung. Bei den interessierten Unternehmen habe das Konzept eine gute Resonanz erzielt.
Impulse zur Nachhaltigkeit
Renate Thesing jedenfalls, Gründerin und Inhaberin der Tante Tomate Gewürzmanufaktur GmbH + Co. KG, hat im Hendrik-De-Wynen-Gewerbepark ein Grundstück erworben und bei der Planung gern gepunktet. „Das Modell der ‚Ökologischen Matrix‘ der Stadt Borken regt die Fantasie der Bauwilligen an, wird sicher für manche begrünte Überraschung sorgen und hoffentlich einen kleinen Wettbewerb der Nachhaltigkeit auslösen“, sagt die Unternehmerin. Für das Image der Industrie- und Gewerbegebiete sei das ein Gewinn. „Nachhaltige Flächengestaltung, beispielsweise mit Fotovoltaik, Dach- oder Hängegärten, symbolisiert Fortschritt und Offenheit“, ist Thesing überzeugt. Damit habe die Stadt Borken auf die Zeichen der Stadt reagiert und ein Ziel ihres Vergabeverfahrens bereits erreicht. „Schließlich geht es darum, wie wir unseren Planeten nachfolgenden Generationen hinterlassen“, ergänzt Marcel Bone-Bröker.
Kontakt
Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen
Sentmaringer Weg 61
48151 Münster
Telefon: 0251 707-0
Telefax: 0251 707-368
E-Mail: infocenter@ihk-nordwestfalen.de
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