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Nr. 5652812
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Zukunftsorientiert und nachhaltig
Flächen für die Wirtschaft
Die Politik verfolgt bei der Entwicklung von Wirtschaftsflächen nachhaltige und flächensparende Ziele. Dazu steigt die Konkurrenz um jeden Hektar: Der Ausbau erneuerbarer Energien und von Leitungstrassen, neue Wohngebiete, die erforderlichen naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen, Landwirtschaft und Erholung – alles braucht seinen Platz. Das führt zu einem zunehmend restriktiven Umgang mit neuen Wirtschaftsflächen. Bereits heute können nur zwei Drittel der Flächen, die in Regionalplänen für Gewerbe und Industrie bereitgestellt werden, tatsächlich für Unternehmenszwecke genutzt werden. Grund für diesen geringen Nettoanteil sind unter anderem planungs- und umweltrechtliche Rahmenbedingungen und Auflagen, hohe Kosten der Flächenaufbereitung oder auch die geringe Verkaufsbereitschaft von Grundstückseigentümern wie zum Beispiel Landwirten.
Sowohl Kommunen als auch Unternehmen haben jedoch einige Möglichkeiten, den Bedarf an Wirtschaftsflächen klug zu decken – mit schnell umsetzbaren Maßnahmen bis hin zu langfristigen Veränderungsprozessen.
Was ist zu tun?
Verdichtung ist eine Möglichkeit, Fläche effizienter zu nutzen. Stellschrauben bieten Bebauungspläne durch Baumassenzahl, Grundflächenzahl oder die überbaubare Grundstücksfläche. Seit der letzten Novelle der Baunutzungsverordnung haben die Kommunen größere Entscheidungsspielräume, die in neuen Bebauungsplänen genutzt werden sollten. Gleichzeitig sollten Grenzen im Mehrgeschossbau in Bezug auf Gewicht, Großtechnik oder Betriebsabläufe ausreichend berücksichtigt werden.
Unternehmen können durch vertikale Nutzungskombinationen oder eine multifunktionale Flächennutzung die Ausnutzung ihrer Flächen verbessern. Durch die Aufstockung von Gebäuden und Neubauten auf dem vorhandenen Gelände ist eine optimierte Nutzung ohne zusätzlichen Gewerbeflächenbedarf möglich (siehe Seite 17). Unternehmensübergreifende Sharing-Konzepte für Empfangs-, Veranstaltungs- oder Büroräume können die Flächenauslastung erhöhen und den individuellen Flächenbedarf reduzieren.
Lotsen für Betriebe
Unterstützung für solche Maßnahmen sollten Unternehmen von Politik und Verwaltung bekommen. Einige Kommunen führen bei zunehmender Nachfrage Kriterien schon bei der Vergabe von Gewerbeflächen ein. Damit können sie gleichzeitig Anreize für eine nachhaltige Standortgestaltung setzen. Die Transparenz der Vergabekriterien und des Bewertungsverfahrens ist für die Wirtschaft dabei von besonderer Bedeutung. Die Kommunen müssen die planerischen Grundlagen für eine bedarfsgerechte, effiziente Flächennutzung legen und sind gleichzeitig Berater und Lotse für Unternehmen zwischen Bauamt, Wirtschaftsförderung und Klimaschutzmanagement.
Die rechtlichen Grundlagen – wie die Baunutzungsverordnung, Bauordnung oder kommunale Stellplatzsatzungen – müssen innovative Ansätze einer nachhaltigen Standortgestaltung ermöglichen. Die Anrechnung einer Dachbegrünung als Kompensationsmaßnahme oder flexible Stellplatznachweise sind aktuell aber noch die Ausnahme oder gar nicht möglich.
Flächen effizient zu nutzen bedeutet auch, ausgewiesene Gewerbe- und Industriegebiete vor Nutzungskonkurrenz zu schützen. Denn eine schleichende Umwandlung von Gewerbegebieten in Wohn- oder Dienstleistungsstandorte oder heranrückende Wohnbebauung lösen mittel- bis langfristig neuen Flächenbedarf für die verdrängten Unternehmen aus. Mehr verfügbare Fläche in bestehenden Gewerbegebieten kann auch entstehen, wenn Brachen und mindergenutzte Flächen ermittelt und mobilisiert werden. Gleichzeitig können Kommunen Schlüsselgrundstücke erwerben und die Teilflächen neu ordnen, um die Attraktivität zu steigern.
Wirtschaft setzt um
Innovative, nachhaltige Maßnahmen setzen immer mehr Unternehmen auf Freiflächen, Parkplätzen, Dächern oder Hausfassaden ihres Betriebsgeländes in die Praxis um (siehe Seite 15). Grün- und Versickerungsflächen erhöhen neben dem ökologischen Mehrwert auch die Aufenthaltsqualität oder bewirken natürliche Verschattungseffekte. Wenn Statik und Nutzungsansprüche dies zulassen, können begrünte Dachflächen und Fassaden zusätzlichen Nutzen entfalten. Parkplätze und andere versiegelte Flächen können oft durch entsprechende Beläge und Pflasterungen entsiegelt werden. Für eine dezentrale Energieversorgung von Wirtschaftsflächen bekommen Erneuerbare Energien wie Fotovoltaik oder Erdwärme, Blockheizkraftwerke sowie die Nutzung von Prozess-/Abwärme zunehmend Bedeutung.
Eine nachhaltige Erschließung und Mobilität muss Erreichbarkeit, Flächeneffizienz und digitale Optionen gemeinsam denken. Beispiel Parkplätze: Parkpaletten, von benachbarten Unternehmen gemeinschaftlich genutzte Parkflächen oder zentrale, mehrgeschossige Parkhäuser reduzieren den Flächenbedarf – und sollten gleichzeitig durch Serviceeinrichtungen wie E-Ladesäulen für die Nutzenden attraktiv gestaltet werden. Ein ergänzendes Parkraummanagement mit digitalisierter Stellplatzzuteilung oder Berücksichtigung unterschiedlicher Anwesenheitszeiten der Belegschaften kann den Stellplatzbedarf zusätzlich reduzieren.
All diese Konzepte und Maßnahmen sind für die regionale Wirtschaft wichtig, denn nachhaltig gestaltete und effizient genutzte Wirtschaftsflächen können die gesellschaftliche Akzeptanz für Flächenbedarfe der Wirtschaft fördern. Die nach wie vor große Nachfrage kann dann durch drei Ansätze realisiert werden: Mobilisierung von Potenzialen in bestehenden Gewerbe- und Industriegebieten, Reaktivierung von Brachflächen und Neuerschließung.
Frage
Infoveranstaltung am 8. November Wie können Wirtschaftsflächen nachhaltig gestaltet werden? Am 8. November stellen Unternehmen aus der Region Praxisbeispiele vor und diskutieren mit Akteuren aus Stadtplanung und Wirtschaftsförderung: Wie können Kommunen gute Rahmenbedingungen für nachhaltige Wirtschaftsflächen schaffen? Welche Vorteile haben nachhaltige Standorte für Unternehmen? Ein Fachvortrag über Wirtschaftsflächen als Impulsgeber für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung führt in das Thema ein.
Wann, wo. wie: 9.30 bis 13 Uhr, IHK Nord Westfalen in Münster,
Infos und Anmeldung: Eva Berenbrink, Te. 0251 707-207. E-Mail: eva-maria.berenbrink@ihk-nordwestfalen.de
Mit der Publikation benennt die IHK Nord Westfalen Handlungsmöglichkeiten für Verwaltung und Kommunalpolitik und beschreibt Umsetzungsbeispiele von Unternehmen. Das Papier soll einen Beitrag zur nachhaltigen Planung und Sicherung von Unternehmensstandorten und Erweiterungsmöglichkeiten leisten.
Einge Handlungsoptionen zur Flächeneffizienz sind, flexivle Grundstückszuschnitte, eine optimierte Flächennutzung zum Beispiel durch Aufstockung und eine flächensparende Kompensation. Optionen im Bereich Klima, Energie und Ökologie bieten Versickerungsflächen, Begrünung von Dachflächen und Fassaden oder Photovoltaikanlagen auf Dach-, Fassaden- oder Parkflächen.
Die Wirtschaft braucht weiterhin Platz, doch die Konkurrenz um die vorhandenen Flächen wird größer. Mit einer effizienten und nachhaltigen Gestaltung der Gewerbeflächen können Unternehmen gleichermaßen beim Erwerb und beim Klimaschutz punkten.
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Dr. Anke Valentin ist in der Geschäftsführung des Wissenschaftsladens Bonn und berät zu klimagerechten Gewerbegebieten. Sie erläutert, was Unternehmen tun können.
Gemeinsam mit einem Architekturbüro hat Immobilienentwickler Michael Lüke eine Gewerbefläche in Münster auf die Zukunft zugeschnitten. Die Flächeneffizienz liegt dabei auf vielen Ebenen und ist auch eine Frage der Organisation.