TITEL - AUSGABE Oktober/November 2024

Globale Spannungen, lokale Auswirkungen – Herausforde-rungen für die Wirtschaft

Das heutige globale Umfeld ist für international tätige Unternehmen herausfordernd. Dabei sind nicht mehr nur die klassischen wirtschaftlichen Faktoren zu berücksichtigen. Politische Faktoren werden immer wichtiger. Damit steigt leider auch die Unsicherheit.

Die wichtigsten geopolitischen Faktoren der Gegenwart sind eng miteinander verknüpft. Im Folgenden werden die wichtigsten Aspekte behandelt:
  1. Protektionismus und Handelshemmnisse
    Laut der aktuellen DIHK-Umfrage „Going International“ beklagen 61 Prozent der Unternehmen – so viele wie nie zuvor in der Umfrage – eine Zunahme von Handelshemmnissen im internationalen Geschäft. Insbesondere lokale Zertifizierungen und erhöhte Sicherheitsanforderungen belasten die Unternehmen. Dies führt zu zusätzlicher Bürokratie und Reibungsverlusten im grenzüberschreitenden Handel.
  2. Sanktionen
    Laut der oben genannten Umfrage stellt die Zunahme der Sanktionen für 48 Prozent der Unternehmen ein Problem dar. Der Umfang der Anforderungen ist immens und insbesondere bei häufigen Änderungen der Sanktionen ist es extrem aufwändig, mit der sich ändernden Rechtslage Schritt zu halten.
  3. Fragmentierung der globalen Märkte
    Politische Spannungen wie zwischen den USA und China führen dazu, dass Unternehmen die Einhaltung von immer stärker divergierenden Vorschriften und Standards sicherstellen müssen, wenn sie weiterhin weltweit tätig sein wollen. 68 Prozent der befragten Unternehmen geben an, dass sie konkrete Maßnahmen ergreifen, um sich auf mögliche Veränderungen im China-Geschäft vorzubereiten.

Neben den geopolitischen Risiken bestehen geoökonomische Herausforderungen. Als besonders relevant erachten wir die beiden folgenden, die miteinander verknüpft sind:
  1. Rohstoffabhängigkeiten und Lieferkettenrisiken
    Im Zusammenhang mit der zunehmenden politischen Unsicherheit sind auch Abhängigkeiten von bestimmten Ländern oder Regionen bei der Versorgung mit kritischen Rohstoffen zu nennen. China ist hier besonders relevant: 34 Rohstoffe werden von der EU als kritisch eingestuft, bei 27 zählt China zu den Top 3 Produzenten weltweit. Hinzu kommen Unsicherheiten auf den Transportwegen, wie etwa die kritische Sicherheitslage am Suezkanal.
  2. Schwankungen in den Energiepreisen
    Die Abhängigkeit von bestimmten Rohstoffen gilt auch für die Versorgung mit Energieträgern. Der Anteil der Nettoimporte Deutschlands am Energieverbrauch lag laut Eurostat im Jahr 2022 bei 69 Prozent. Damit deckte Deutschland mehr als die Hälfte seines Energiebedarfs durch Importe. Sollte es hier aufgrund politischer Veränderungen zu Engpässen kommen, besteht die Gefahr eines weiteren drastischen Anstiegs der Energiekosten.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die weltweit zunehmenden politischen Spannungen zu einer erheblichen zusätzlichen Verunsicherung und Belastung der Unternehmen führen. Dies spiegelt sich auch in den globalen Geschäftserwartungen wider: 26 Prozent der Unternehmen erwarten laut „Going International“-Umfrage für das laufende Jahr eine Verschlechterung des Auslandsgeschäfts, nur 13 Prozent rechnen mit einer Verbesserung.
Wenn auch Sie vor wachsenden Herausforderungen im internationalen Geschäft stehen, sprechen Sie uns an. Gemeinsam mit unserem weltweiten Partnernetzwerk stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Dr.Johanna Horzetzky
Leiterin Stabsstelle International
Internationale Wirtschaftspolitik/Außenwirtschaftsrecht