Konjunkturumfrage Herbst 2024

Region Stuttgart, Herbst 2024: Wirtschaft rutscht in die Rezession

Die wirtschaftliche Abwärtsentwicklung setzt sich fort. Trotz sinkender Inflationsraten und steigender Reallöhne hat sich der Konsum der privaten Haushalte nicht erholt. Dies spiegelt sich auch in den Stimmungsindikatoren wider, wie dem GfK-Konsumklima, das im November 2021 noch bei 1 Punkt lag, aktuell jedoch bei –21,9 Punkten steht. Nicht nur die Binnennachfrage bleibt schwach, auch die Auslandsnachfrage und der Export, die früher für Aufschwung sorgten, leiden unter der schwachen Konjunktur im Ausland. Das Geschäftsrisiko der Inlandsnachfrage rückt bei den Unternehmen der Region stärker in den Fokus und wird von 74 Prozent der Unternehmen als Risiko genannt, etwa 7 Prozentpunkte mehr als im Frühsommer. Jedes dritte Unternehmen sieht im Auslandsabsatz ein Risiko, bei den Industrieunternehmen in der Region Stuttgart sind es 61 Prozent.
IHK-Konjunkturumfrage für die Region Stuttgart: Diese Analyse basiert auf der IHK-Umfrage zum Frühsommer 2024, an der 700 Unternehmen zwischen dem 9. September 2024 und 27. September 2024 teilgenommen haben.
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Der Lageindikator fällt erstmals seit der Corona-Pandemie mit –1 Punkt in den negativen Bereich. Nur noch etwa 24 Prozent der Unternehmen befinden sich in einer guten wirtschaftlichen Situation, im Frühsommer waren es noch rund 31 Prozent. Eine schlechte Geschäftslage melden derzeit 25 Prozent der Unternehmen, im Frühsommer waren es nur 20 Prozent.
Auch die Reihenfolge der Risiken hat sich verändert. Aufgrund der schwachen Auftragslage und Nachfrage wird weniger produziert und erwirtschaftet. Das Problem des Fachkräftemangels tritt dadurch in den Hintergrund und wird nur noch von 48 Prozent der Unternehmen als Geschäftsrisiko genannt, im Frühsommer waren es noch 58 Prozent. Die schwache Konjunktur zeigt sich auch auf dem Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosenquote in der Region Stuttgart liegt derzeit bei 4,6 Prozent, etwa 0,5 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Zudem planen die Unternehmen mit weniger Beschäftigten: Der Indikator der Beschäftigungserwartung sinkt um 4 Punkte auf –13 Punkte.
An zweiter Stelle der Geschäftsrisiken stehen die Arbeitskosten, die von jedem zweiten Unternehmen genannt werden. Die Inflation der letzten Monate hat erheblichen Druck auf die Löhne ausgeübt. Dazu trägt auch die Erhöhung des Mindestlohns zu Jahresbeginn bei, die vor allem in Branchen wie der Gastronomie die Arbeitskosten erhöht hat.
Ein weiteres zunehmendes Risiko ist die aktuelle Wirtschaftspolitik (41 Prozent). Neben der bekannten Unzufriedenheit über die Bürokratie wird in den Freitextantworten auch der Schlingerkurs der Regierung erwähnt. Streitigkeiten über den Haushalt, der mögliche Wegfall von Subventionen und die erratische Wirtschaftspolitik insgesamt führen bei den Unternehmen zu wachsender Verunsicherung. Dies ist einer der Gründe, warum die Unternehmen bei Inlandsinvestitionen zurückhaltender agieren. Der Indikator der Inlandsinvestitionen sinkt von –1 Punkt auf –16 Punkte. Etwa 37 Prozent der Unternehmen planen, ihre Investitionen in den kommenden 12 Monaten zu reduzieren. Wenn investiert wird, dann hauptsächlich in die Instandhaltung vorhandener Güter (Ersatzbedarf: 64 Prozent). In Kapazitätserweiterung oder Expansion investieren nur noch 15 Prozent der Unternehmen – der 10-Jahres-Durchschnitt liegt zum Vergleich bei 26 Prozent.
Die Hoffnung auf ein Aufleben der wirtschaftlichen Situation sind kaum noch vorhanden. Nur noch 17 Prozent der Unternehmen erwarten bessere Geschäfte, fast jedes dritte Unternehmen erwartet schlechtere Geschäfte.
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Die Abwärtsspirale in der Industrie setzt sich fort. 36 Prozent der Industrieunternehmen bewerten ihre Geschäftslage als schlecht, was einem Anstieg von 16 Prozentpunkten gegenüber dem Frühsommer 2024 (20 Prozent) entspricht. Seit mehr als zwei Jahren ist der Auftragseingang rückläufig. Auch die Exportwirtschaft, die in der Vergangenheit oft positive Impulse setzen konnte, vermag den erhofften Aufschwung nicht zu bewirken. Der internationale Wettbewerb ist zu stark und die konjunkturelle Entwicklung derzeit zu schwach. Acht von zehn Unternehmen in der Industrie sehen ein Geschäftsrisiko im Inlandsabsatz, beim Auslandsabsatz sind es 61 Prozent.
Die Talfahrt in der Bauwirtschaft ist vorerst gestoppt, und die Bauunternehmen melden eine deutliche Erholung. Der Lageindikator steigt von 5 auf 21 Punkte. Rund 30 Prozent der Bauunternehmen berichten von einer guten Geschäftslage, 62 Prozent von einer befriedigenden und nur noch 9 Prozent von einer schlechten Geschäftslage. Im Frühsommer 2024 waren es noch 23 Prozent der Unternehmen, die ihre Lage als schlecht bewerteten. Wie schon im Frühsommer kamen die positiven Impulse aus dem Straßen- und Tiefbau. Der Auftragseingang im Wohnungsbau und gewerblichen Hochbau bleibt hingegen weiterhin schwach.
Die Preise von Waren und Gütern stabilisieren sich allmählich. Im September lag die deutsche Inflationsrate bei 1,6 Prozent, was etwa 0,4 Prozentpunkte unter dem EZB-Ziel liegt. Auch die Reallöhne sind in den vergangenen Monaten gestiegen. Trotzdem zieht die Nachfrage der Haushalte nicht an, da die Verunsicherung der Verbraucher noch zu groß ist. Dies spüren die Unternehmen des Einzel- und Großhandels deutlich. Drei Viertel der Einzelhändler empfinden das Kaufverhalten als zurückhaltend. Der Großhandel spürt nicht nur die Kaufzurückhaltung der privaten Haushalte, sondern leidet auch unter der schwachen Konjunktur in der Industrie.
Die Dienstleistungsbranche befindet sich derzeit noch in einer guten wirtschaftlichen Lage. Die Frage ist jedoch, wie lange die gute Stimmung anhält, denn bereits jetzt melden unternehmensnahe Dienstleister einen deutlichen Rückgang bei den Aufträgen. Der Lageindikator sinkt um 10 Punkte auf 20 Punkte. Nur noch jeder dritte Dienstleister befindet sich in einer guten wirtschaftlichen Lage, was 10 Prozentpunkte weniger sind als im Frühsommer.
Der Kostendruck bei den Unternehmen des Hotel- und Gastgewerbes bleibt weiterhin hoch. Die Ursachen sind vielfältig: hohe Arbeitskosten wegen der Anhebung des Mindestlohns, hohe Lebensmittelpreise und Energiekosten belasten den Ertrag der krisengebeutelten Branche. Nur noch 35 Prozent der Unternehmen sehen ihre Finanzlage als unproblematisch, im Frühsommer waren es noch 50 Prozent.
Der Zick-Zack-Kurs bei den Verkehrsunternehmen setzt sich fort. Der Lageindikator steigt von –7 auf +7 Punkte. Jedes dritte Unternehmen meldet steigende Auftragseingänge, und auch die Auslastung steigt um 3 Prozentpunkte auf 80 Prozent. Dennoch bleiben die Inlandsnachfrage und der Fachkräftemangel mit jeweils 69 Prozent der Nennungen die Toprisiken der Branche.