Konjunktur Region Stuttgart

Handel, Frühsommer 2024: Der Konsum ist noch nicht zurück

Die Inflationsrate in Baden-Württemberg hat sich auf 2,1 Prozent eingependelt. Trotzdem hat der Konsum der Haushalte das gewohnte Niveau noch nicht wieder erreicht. Der GfK-Konsumklimaindex für Deutschland weist im Mai 2024 einen Wert von –24 Punkten auf. Dies bedeutet eine Verbesserung um 3 Punkte im Vergleich zum April 2024, signalisiert jedoch weiterhin eine gedämpfte Konsumneigung der Privathaushalte. Laut der Konjunkturumfrage zu Beginn des Sommers beurteilen 63 Prozent der Einzelhändler das Kaufverhalten als zurückhaltend. Die schwache Binnennachfrage wird von 73 Prozent der Einzelhändler und 81 Prozent der Großhändler als geschäftliches Risiko wahrgenommen und ist somit das am häufigsten benannte Risiko in beiden Sektoren.
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Bei den Unternehmen des Großhandels hat sich die wirtschaftliche Lage im Vergleich zum Jahreswechsel weiter verschlechtert. Der Lageindikator sinkt von –14 Punkten auf –20 Punkte ab. Inzwischen bewerten 37 Prozent der Großhändler ihre Geschäftslage als schlecht, im Januar waren es noch 30 Prozent. Eine gute Lage haben 17 Prozent der Großhändler, das ist 1 Prozentpunkt mehr als bei der vorherigen Konjunkturumfrage.
Der konsumorientierte Großhandel spürt die zurückhaltende Kaufstimmung der Haushalte. Der Lageindikator hat sich erneut deutlich verschlechtert, diesmal um 11 Punkte auf -12 Punkte. Mittlerweile berichten nahezu 37 Prozent der Unternehmen von einer ungünstigen wirtschaftlichen Situation, ein Anstieg um 12 Prozentpunkte gegenüber den vorherigen 25 Prozent. Ebenso bleibt der Lageindikator im produktionsnahen Großhandel mit -24 Punkten aufgrund der schwachen Industriekonjunktur deutlich negativ. Lediglich 11 Prozent der Unternehmen melden eine positive Geschäftslage, während 35 Prozent eine negative Lage angeben.
Der Bestelleingangsindikator ist sowohl im produktionsverbundenen als auch im konsumorientierten Großhandel gestiegen, verbleibt jedoch mit jeweils -39 und -37 Punkten im negativen Bereich. Im produktionsverbundenen Großhandel ist der Inlandsumsatz bei drei Vierteln der Unternehmen im Vergleich zum Vorjahresquartal schlechter, während es im konsumorientierten Großhandel 66 Prozent der Unternehmen sind. Die Ertragslage in beiden Bereichen ist ebenfalls ungünstig. Im produktionsverbundenen Großhandel liegt der Indikator mit -33 Punkten deutlich im Minus, während er im konsumorientierten Großhandel bei -3 Punkten liegt.
Angesichts der aktuellen Situation und des niedrigen Auftragseingangs sind die Geschäftserwartungen der Großhändler entsprechend negativ. Der Indikator fällt von -10 Punkten auf -28 Punkte. Nur etwa jeder zehnte Großhändler erwartet eine Verbesserung der Geschäftstätigkeit in den nächsten 12 Monaten, im Vergleich zu jedem fünften am Jahreswechsel.
Die Pläne für Investitionen und Beschäftigung sind dementsprechend zurückhaltend. Ein Viertel der Großhändler plant geringere Investitionen und erwartet eine reduzierte Mitarbeiterzahl in den kommenden 12 Monaten.
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Im Vergleich zur vorherigen Konjunkturumfrage zu Jahresbeginn berichten die Einzelhandelsunternehmen von einer verbesserten wirtschaftlichen Situation. Dennoch bewerten 30 Prozent der Einzelhändler ihre wirtschaftliche Lage weiterhin als schlecht. Der Anteil positiver Bewertungen ist im Vergleich zum Januar um etwa 4 Prozentpunkte auf 19 Prozent gestiegen.
Trotz der Entspannung an den Strommärkten belasten neben dem zurückhaltenden Kaufverhalten der Kunden weitere Kostenfaktoren die Gewinne der Einzelhändler. Etwa 55 Prozent der Einzelhändler identifizieren hohe Energiekosten als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung. Darüber hinaus bereitet der Mangel an Fach- und Arbeitskräften den Einzelhändlern Sorgen, was zusätzlich durch die Erhöhung des Mindestlohns Druck auf Löhne und Gehälter ausübt. Rund 66 Prozent der Unternehmen betrachten Arbeitskosten als Geschäftsrisiko, was sie auf den zweiten Platz der Risiken setzt.
Die Unternehmen des Einzelhandels erwarten in den kommenden 12 Monaten keine wirkliche Erholung der Geschäftstätigkeit. Etwa 12 Prozent der Einzelhändler prognostizieren bessere Geschäfte, was einen Anstieg von 6 Prozentpunkten im Vergleich zum Jahresbeginn darstellt. Dennoch rechnen immer noch 39 Prozent der Unternehmen mit schlechteren Geschäften, was einen Anstieg von 2 Prozentpunkten gegenüber Januar bedeutet.