Konjunktur Region Stuttgart

Handel, Herbst 2024: Bescheidener Konsum

Die wirtschaftliche Lage bei den Händlern hat sich erneut merklich verschlechtert. Obwohl die Inflationsrate in den vergangenen Monaten gesunken ist und im September 2024 bei 1,6 Prozent lag, und auch die Reallöhne sich langsam an die Preissteigerungen der vergangenen Monate anpassen, bleibt das Konsumverhalten der privaten Haushalte zurückhaltend. Dies berichten etwa drei Viertel der Einzelhandelsunternehmen in der Konjunkturumfrage im Herbst 2024. Auch andere Forschungsinstitute kommen zu ähnlichen Ergebnissen: Seit November 2021 war der GfK-Konsumklimaindex nicht mehr im positiven Bereich und lag im September 2024 zuletzt bei –21,9 Punkten.
Der niedrige Konsum wird für Einzelhändler zunehmend problematischer. Dies zeigt sich auch in der Zunahme der Nennungen des Geschäftsrisikos „Inlandsnachfrage“, das von 73 Prozent auf 79 Prozent gestiegen ist. Fast jeder zweite Einzelhändler (47 Prozent) meldet, dass der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal zurückgegangen ist. Auch die Ertragslage verschlechtert sich bei zunehmendem Kostendruck, der unter anderem durch Lohnkosten verursacht wird. 41 Prozent der Unternehmen melden einen Rückgang der Ertragslage, gut 8 Prozentpunkte mehr als noch im Frühsommer. Die Lohnkosten werden von etwa 60 Prozent der Unternehmen als Geschäftsrisiko gesehen und stehen damit auf Platz 2 der Geschäftsrisiken.
Angesichts der lauen Nachfrage bleiben auch die Geschäftserwartungen bei den Einzelhändlern eher zurückhaltend. Der Indikator liegt mit –26 Punkten weiterhin deutlich im negativen Bereich. 12 Prozent der Einzelhändler erwarten in den kommenden 12 Monaten bessere Geschäfte, während 38 Prozent schlechtere erwarten.
Das Problem des Fachkräftemangels rückt wegen der schwachen Konjunktur zunächst nach hinten. Nur noch 53 Prozent der Einzelhändler sehen hierin ein Geschäftsrisiko. Die schlechten Geschäfte haben auch einen Effekt auf die erwartete Beschäftigung in den kommenden 12 Monaten. Nur 7 Prozent erwarten eine steigende Beschäftigtenzahl, 72 Prozent eine gleichbleibende und 21 Prozent eine sinkende Beschäftigung.
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Die Großhändler leiden nicht nur unter der Kaufkraftzurückhaltung der privaten Haushalte, sondern auch unter der schwachen Konjunktur in der Industrie. Etwa 72 Prozent des produktionsverbundenen Großhandels melden eine fallende Tendenz im Auftragseingang. Das sind im Vergleich zur vorherigen Konjunkturumfrage im Frühsommer etwa 28 Prozentpunkte mehr Nennungen. Die schwache Inlandsnachfrage wird von 95 Prozent der Unternehmen als Geschäftsrisiko genannt, so oft wie noch nie zuvor (im Frühsommer 2010 wurde das Risiko zum ersten Mal abgefragt). Beim konsumverbundenen Großhandel sind es immerhin 84 Prozent.
Die aktuelle Geschäftslage im produktionsverbundenen Großhandel wird angesichts der schwachen Industriekonjunktur noch schlechter eingeschätzt als im konsumnahen Großhandel. Mehr als jeder zweite produktionsnahe Großhändler (56 Prozent) bewertet seine aktuelle Geschäftslage als schlecht. Das sind etwa 21 Prozentpunkte mehr als noch im Frühsommer. Beim konsumnahen Großhandel wird die Geschäftslage von jedem dritten Unternehmen (34 Prozent) als schlecht eingeschätzt. In beiden Bereichen ist auch der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal deutlich eingebrochen. Circa 61 Prozent aller Großhändler melden einen Rückgang des Umsatzes.
Eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage wird von vielen Großhändlern vorerst nicht erwartet. Nur 6 Prozent rechnen mit einer Besserung der Geschäfte, 57 Prozent erwarten gleichbleibende Geschäfte und 36 Prozent schlechtere. Dementsprechend zurückhaltend sind auch die Beschäftigungs- und Investitionspläne: Der Indikator der Inlandsinvestitionen sinkt von –18 Punkten auf –39 Punkte. Der Beschäftigungsindikator verliert ebenfalls 9 Punkte und fällt auf –32 Punkte. Fast jeder dritte Großhändler erwartet eine geringere Beschäftigtenzahl in den kommenden Monaten.