Konjunkturumfrage Region Stuttgart

Industrie, Herbst 2024: Die Rezession ist da

Die Industrieunternehmen in der Region Stuttgart sind nun in einer Rezession angekommen. Seit über zwei Jahren verzeichnen sie einen Rückgang der Auftragseingänge, der mit –32 Punkten weiterhin im negativen Bereich bleibt. 83 Prozent der Unternehmen betrachten den Inlandsabsatz inzwischen als Geschäftsrisiko. Auch die Exportwirtschaft, die in den vergangenen Jahren stets positive konjunkturelle Impulse geliefert hat, kann die Unternehmen nicht aus der Krise holen. Circa 61 Prozent der Unternehmen sehen ein Geschäftsrisiko bei der schwachen Nachfrage im Ausland. Der Lageindikator der Industrie fiel von –2 Punkten im Frühsommer auf –21 Punkte im Herbst. Mittlerweile befinden sich etwa 36 Prozent der Unternehmen in einer schlechten wirtschaftlichen Lage, was einem Anstieg von 16 Prozentpunkten seit dem Frühsommer entspricht.
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Die zweijährige Flaute in den Auftragsbüchern führt dazu, dass inzwischen auch weniger produziert wird. Dies zeigt sich auch bei den Kapazitätsauslastungen, die bei 77 Prozent liegen und damit etwa 6 Prozentpunkte unter dem langfristigen Durchschnitt.
Die Zukunftsaussichten der Industrieunternehmen bleiben düster. 42 Prozent der Unternehmen erwarten schlechtere Geschäfte, während nur 14 Prozent eine Verbesserung prognostizieren.
Der Schlingerkurs der Politik bietet dabei wenig Rückhalt. Die aktuelle Wirtschaftspolitik wird zunehmend als Geschäftsrisiko wahrgenommen; derzeit sind es 40 Prozent der Unternehmen. Dies hat negative Folgen für die Investitionen vor Ort. Nur noch 18 Prozent der Unternehmen planen, in den kommenden 12 Monaten mehr zu investieren, und jedes zweite Unternehmen wird die Inlandsinvestitionen verringern. Hauptsächlich wird in die Instandhaltung vorhandener Güter investiert. In eine Erweiterung der Geschäftstätigkeit wollen nur noch 13 Prozent investieren, was 15 Prozentpunkte unter dem 10-jährigen Durchschnitt liegt.
Die aktuelle Situation in der Konsumgüterindustrie ist für die Unternehmen herausfordernd. Trotz gesunkener Inflation und Reallohnzuwächsen bleibt die Kaufkraft der privaten Haushalte schwach. Der GfK-Konsumklimaindex liegt weiterhin bei -21,2 Punkten, was auf ein niedriges Verbrauchervertrauen hinweist. Fast die Hälfte der Unternehmen in der Konsumgüterindustrie meldet einen Rückgang der Auftragseingänge. Zudem bleibt der Kostendruck durch die hohen Energiepreise ein großes Problem, wobei 60 Prozent der Unternehmen die Energiekosten als Risiko betrachten.
Die Lage bei den Vorleistungsgüterproduzenten, insbesondere in der Metallerzeugung und -verarbeitung, ist ebenfalls angespannt. Fast 70 Prozent der Metallproduzenten berichten von einer sinkenden Inlandsnachfrage, und 50 Prozent verzeichnen einen Rückgang beim Export. Zudem betrachten 67 Prozent der Unternehmen die Nachfrage der Exportwirtschaft als Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Auch die Energiepreise werden von der Hälfte der Unternehmen als Geschäftsrisiko eingestuft.
Die Maschinenbauindustrie spürt die schwierige Auftragslage nun ebenfalls stärker. Der Lageindikator ist um 20 Punkte auf -21 Punkte gesunken. 36 Prozent der Unternehmen berichten von einer schlechten Geschäftslage, was einem Anstieg von 12 Prozentpunkten im Vergleich zur vorherigen Umfrage entspricht. Besonders der Auslandsabsatz wird zunehmend als Geschäftsrisiko wahrgenommen, mit einem Anstieg von 52 Prozent im Frühsommer auf derzeit 61 Prozent. Die Kapazitätsauslastung bleibt mit 82 Prozent relativ hoch und liegt nur knapp unter dem 10-jährigen Durchschnitt.
Die wirtschaftliche Lage in der Elektrotechnikbranche hat sich seit dem Frühsommer deutlich verschlechtert. Der Indikator ist von 0 auf -15 Punkte gefallen. 36 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Ertragslage als schlecht. Besonders der Auftragseingang aus dem Ausland ist stark zurückgegangen, von -23 auf -31 Punkte. Allerdings gibt es eine leichte Verbesserung bei den Exporterwartungen, die von -7 auf -3 Punkte gestiegen sind.
In der Vergangenheit kamen aus dem Ausland oft positive Impulse für einen konjunkturellen Aufschwung. Allerdings können sich die Industrieunternehmen dieses Mal nicht darauf verlassen. Die schwache Konjunktur in der Euro-Zone und der EU drückt die Exporterwartungen weiter nach unten. Der Indikator sinkt von -3 Punkten auf -9 Punkte. 36 Prozent der Unternehmen erwarten in den kommenden 12 Monaten weniger Exporte. Der einzige Lichtblick bleibt derzeit Nordamerika mit dem Schwerpunkt der Vereinigten Staaten, wo die Exporterwartungen weiterhin positiv sind. Wie lange die gute Stimmung anhält, bleibt abzuwarten, denn im November finden die nächsten US-Wahlen statt, und je nach Ausgang könnten sich die Unternehmen auf eine Verschärfung des Protektionismus einstellen